Wo liegt das große Glück? In Fährbrück!

(Leitspruch einer Gruppe in den Jahren 1971 - 1981)

Unser Club auf großer Fahrt
Unser Club auf großer Fahrt 1975

Es gibt verschiedene Anlässe, ein Jubiläum zu feiern: Betriebs- und Dienstjubiläum, grüne, silberne und goldene Hochzeiten usw. Etwas haben alle Feste gemeinsam: man erinnert sich, blickt zurück und erzählt von damals ...

50 Jahre Christ-König - verwundert es, wenn ich aus meiner Sicht heute sage: das Gemeindeleben, speziell das Augustinerleben, hat mein persönliches Leben entscheidend mitgeprägt? 1971 zogen wir in diese Gemeinde; ich zählte gerade 13 Lenze. Schwester Scholastika, aufgeschlossen und aktiv, zog von Neubau zu Neubau und warb auf fröhliche, lebhafte Art um neue Gemeindemitglieder.

Eine Mädchengruppe in meinem Alter gab es zu dieser Zeit noch nicht, aber ich knüpfte durch Schwester Scholastika zunächst andere Kontakte. Babysitter bei einem kleinen Jungen in der Nachbarschaft, dessen Mutter gehbehindert war, und wenig später regelmäßigen Büchereidienst sonntags vormittags.

Einige Monate später eröffnete Babsi Schultheis eine Mädchengruppe - und von da an begann für mich der bunte aktive Reigen in der Jubiläumsgemeinde. Die Kinder- und Jugendarbeit war sehr vielseitig und kreativ. Rund 15 Gruppen mit 20 Gruppenleitern tummelten sich wie in einem Bienenstock; Langeweile war ein Fremdwort. Jungen-, Mädchen-, Pfadfindergruppen, Foto-AG mit eigenem Labor, Gitarren-, Bastelkurse und Fußballaktionen füllten von montags bis freitags das Gelände und die Räumlichkeiten im Klostergebäude. In den Leiterrunden der Kinder- und Jugendstufen wurde die enge Zusammenarbeit untereinander erlebt.

Traditionsfeste im Jahr / Kirchenjahr wurden regelmäßig von der Jugend mitgestaltet, ebenso die regelmäßigen Jugendgottesdienste mit eigener Band (Terra Nova) und Textgestaltung. Und schließlich war das Jugendheim ein wichtiger Ort, unser zweites Zuhause - jeden Abend in der Woche ab 18 Uhr war es für einige Stunden für die "Rasselbande" von Christ-König geöffnet. An Wochenenden fanden Ausflüge oder Feten statt, aber es gab auch besinnliche Abende, besonders in den Herbst- und Wintermonaten. Erinnern wir uns an gute Gespräche in unserer Teestube mittwochs und an unsere Meditationswochenenden.

Sehr schnell wurde ich mitgerissen in den Strudel von Gruppenarbeit. In Pater Egbert und Pater Jochen fanden wir Jugendkapläne, die uns mit unterschiedlichem Temperament über Jahre begleitet haben; ebenso hatte Pater Marcellus ein offenes Ohr und ein Schmunzeln für uns übrig, selten habe ich ein "Nein" vernommen.

Es blieb nicht aus, dass ich meine eigenen Mädchengruppen leitete, eine mit Kindern bis elf Jahren, eine mit Jugendlichen von 15 Jahren. Gibt es Unterschiede in der Gruppenarbeit damals / heute? Nun, es war nicht besser, aber anders. Gemeinschaft intensiv ausleben, mitmachen, zugänglich sein, ausdauernd in seinen Aktionen - das war der Inhalt. Vieles war so selbstverständlich: jeder hatte seine Aufgabe, nahm sie ernst und wahr, brachte sich ein. Regelmäßige Seminare für uns Gruppenleiter wurden an den Wochenenden durchgeführt, im Haus Altfrid in Essen, in Schaephuysen oder an einem anderen schönen Ort - natürlich nicht allzu trocken, das versteht sich.

Lachen und Spaß waren groß geschrieben - nun denken Sie aber nicht, lieber Leser, dass nur Friede, Freude Eierkuchen herrschten. Wir lernten schnell, dass auch Meinungsverschiedenheiten und Tränen zum Leben gehören.

Gruppenleben mit Gottesdienstgestaltung in freier Natur, Betreuerin im Ferienlager, aktiv sein beim Organisieren des allerersten Augustiner-Jugendtreffens, das in Duisburg stattfand, Primizfeiern, Priesterweihen in Würzburg, Besuche in Münnerstadt, Fuchsmühl und Fährbrück (wo immer noch das große Glück liegt ...), unzählige Pfarrfeste, Tanzabende mit eigener Tanzgruppe und Choreographie mit den Roggentin-Mädels und Mettler-Schwestern - all das gehörte ebenso zu meinem Gruppenleiterleben innerhalb 10 Jahren.

Eine Zeitlang durfte ich das Amt der Pfarrjugendleiterin ausüben und habe auch hier schöne Erinnerungen durch Kontakte zu den übrigen Dekanatsgemeinden.

Neben der Gruppenarbeit fand ich außerdem den Zugang zum Kirchenchor, zunächst ein Jahr unter der Leitung von Josef Lammerz, danach weitere 23 Jahre unter Hans-Jörg Böckeler und Steffi Melisch. (Und weil das Gemeindeleben immer noch Spaß macht, steige ich seit 1984 in das karnevalistische Treiben und in die Bütt, das aber nur am Rande erwähnt ...)

Zurück zur Kinder- und Jugendarbeit. Neben dem Alltäglichen gab es Momente, in denen mir bewusst wurde, wie wichtig für den einzelnen Gemeindeleben sein kann. Nicht alle Jungen und Mädchen kamen aus "heilen" Elternhäusern. Da gab es die Familie ohne Mutter oder Vater, das Elternhaus mit einem Alkoholiker, das Problem der Arbeitslosigkeit; da gab es das Kind, den Jugendlichen, der ohne Freunde auf der Straße "lebte", das Dahinvegetieren ohne Platz, ohne Zukunft, hilflos im sauerstoffarmen Raum, und da war Bruder Adalbert Müller, der sich um diese Schäfchen kümmerte.

Viele, viele Freitagabende haben wir alle gemeinsam verbracht, nicht nur "high life", nein, hier in Christ-König hatten all jene einen Ort gefunden, wo sie aufgefangen wurden und atmen konnten.

Was bedeutet das, wenn ich eingangs erwähnte, dass das Augustinerleben speziell mein Leben mitgeprägt hat?

Den Blick öffnen, für das, was nicht sofort sichtbar ist, geben und nehmen, bereit sein, Verantwortung zu tragen, meinen Mitmenschen nicht durch einen Nebel betrachten, ihn wahrnehmen mit seinen Stärken und Schwächen, Mitgefühl und Verständnis zeigen, aber auch einfach nur "ich" sein dürfen - das ist die Botschaft. All das ist nur möglich, wenn kompetente und verantwortungsvolle Menschen diese Eigenschaften wecken und fördern, und davon hat die damalige Augustiner-Gemeinde sehr viel verstanden.

Zu einem Jubiläum werden nicht nur Glückwünsche ausgesprochen, sondern auch Dank. Das möchte ich an dieser Stelle herzlich tun - Dank all denen, die wie selbstverständlich zur rechten Zeit am rechten Ort waren und mit ihrem Wirken junge Menschen in den entscheidenden Augenblicken geprägt haben. Was ich allen Verantwortlichen von heute und uns als Gemeinde wünsche, ist weiterhin das Gespür für die Gemeinschaft, das Auge für das Wesentliche und dass wir denen Vorbild und Stütze sind, die mit Leidenschaft und Initiative Gemeinde-, Kinder- und Jugendarbeit fortsetzen möchten.

Monika Utsch-Schumacher