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Diagnose: Infiziert, schwer heilbar

Wo habe ich mich bloß angesteckt, wo habe ich mir diesen "Virus" eingefangen, den ich bis heute nur schwer loswerde?

Ich glaube, es war während des Augustiner-Jugendtreffens (AJT) '92 hier bei uns in Christ-König. Noch nicht ganz dem Kindesalter - geprägt durch Kommunionunterricht, Kinderbibelwochen, Messdienersein und Jungengruppen - entwachsen und fasziniert von dem was sich mir bot: über hundert Jugendliche aus ganz Deutschland in unserer Gemeinde feierten mit Feuer und Flamme die "Brennpunkte unseres Lebens". In der ganzen Bandbreite, die das Leben bereithält, von Aktion bis Meditation, von Feten bis Gottesdienst.

Tja, und dann war der Krankheitsverlauf beinahe vorprogrammiert: Man wurde Teil der Jugend von Christ-König. Am Anfang fing es noch harmlos an, mit Messdienerplänen erstellen. Dann der große Bruch: die Augustiner gingen aus Duisburg. Wie sollte das weitergehen? Mit viel Engagement und der "Katholischen jungen Gemeinde" (KjG). Jenem Jugendverband, der irgendwie immer schon in Christ-König schlummerte, nun aber wieder aufgelebt wurde.

Aber zurück zu meinem Krankheitsverlauf. Nachdem bloßes Abhängen im Jugendheim montags und donnerstags meinem Virus nicht mehr reichte, übernahm ich meine ersten Messdienerstunden, um Leiterluft zu schnuppern. Als ich mit schnuppern nicht mehr auskam und ich mehr wollte, musste ich zuvor das "Handwerkszeug" lernen. Also ab zum Gruppenleiter-, danach zum Ferienfreizeitleiterkurs.

Affenkäfig
Das Jugendheim mit dem (inzwischen abgerissenen) legendären "Affenkäfig"

Inzwischen hatte sich der Virus in mein Leben eingepflanzt; immer mehr Zeit verbrachte ich an der Karl-Jarres-Str. Und das zu allen Tages- und Nachtzeiten. Morgens ganz früh zum spirituellen Morgeneinstieg in der Frühschicht, samstags vormittags zur Altkleidersammlung, nachmittags jede Woche zur Gruppenstunde, gegen frühen Abend mehrmals die Woche im Jugendheim, zum Kickern, Billard spielen, quatschen und zu jeder Menge Vorbereitungstreffen, einmal im Monat zur sagenumwobenen GesJuLeiRu (= Gesamtjugendleitungsrunde), und wenn das nicht mehr reichte, wurde schließlich bei der Nachtwache in der Osternacht sogar die ganze Nacht durchgemacht. Dazu in den Sommerferien für mehrere Wochen mit Kids & Teens ins Kinderlager.

Zum Glück tritt der Virus nie allein auf, sondern infiziert immer gleich mehrere. So war ich also stets umgeben von Leuten, die ein ähnliches Krankheitsbild aufwiesen. Und das ist glaube ich die größte Waffe des Virus. Dieses Gefühl der eingeschworenen Gemeinschaft, was einem Heimat schenkt. Schließlich waren "wir" die Jugend; die Jugend von Christ-König.

Und so viele auch schon von diesem Virus befallen waren, bin ich mir sicher, dass dieses Gefühl allen gleich war, weil es gemeinsam stark gemacht hat gegen die da draußen außerhalb des "Kellerlochs". Sei es KV, PGR oder all die vielen Alteingesessenen, die scheinbar immer wussten, wie man es besser macht.

Ich selbst bin auf dem Weg der "Genesung", wünsche mir jedoch, dass sich noch viele weitere infizieren lassen. Ich weiß, dass die Immunsysteme heute sehr viel stärker gegen solche Viren sind. Bis irgendwann ein neuer Erreger kommt ...

Andreas Bierod
KjG-Pfarrleiter