Ein Wort zum Schluss

Bei der Vorbereitung des vorliegenden Rückblickes bin ich auf einen Beitrag von P. Marcellus gestoßen, den er 1973 in dem damals erscheinenden "Megaphon" anlässlich des 20-jährigen Pfarrjubiläums geschrieben hat und der nichts an Aktualität verloren und immer noch Gültigkeit hat. Hier ein Auszug.

Klaus Fox

Festlicher Gottesdienst
"Die betende Gemeinde hat Zukunft": Festlicher Gottesdienst mit P. Heribert (2.v.l.) und P. Marcellus (3.v.l.)

Die betende Gemeinde hat Zukunft

Denn man kann ohne das Gebet so wenig ausdrücklich glauben, wie man ohne Wasser schwimmen kann. Bei Gebet und Gottesdienst finden wir uns zu gesammeltem Innehalten, um das Wort Gottes zu hören und zu beantworten. Das Wort Gottes aber ermutigt, es macht nachdenklich, es steht als Frage, als Einladung oder als Forderung im Raum. Was das Beten betrifft, müssen wir uns persönlich mehr abverlangen.

Den Kindern, den Jugendlichen, den Familien und Gemeindemitgliedern müssen wir diesbezüglich - freilich immer nur einladend und innerlich begründet - mehr zumuten.

Dieses Gespräch mit Gott muß seine Fortsetzung untereinander finden.
Die dialogische Gemeinde hat Zukunft

Mehr als bisher müssen wir offen sein, bereit zum Dazulernen. Gelehrig sein bedeutet: aufeinander hören, sich von besseren Argumenten überzeugen lassen; für die Wahrheit offen sein, zum Dialog bereit sein, z. B. gerade auch in der Ökumene. Insbesondere müssen die neuen institutionellen Möglichkeiten der Mitsprache der Gemeindemitglieder in den nachkonziliaren Räten, z.B. Pfarrgemeinderat, ernst genommen werden. [...]

Vielleicht die wichtigste Hilfe, um zum frohen verantwortlichen Glauben zu kommen, wäre die Bildung kleiner "Zellen" in der Gemeinde: Gruppen von Frauen und Männern, überschaubar genug, um sich zwanglos treffen zu können, um sich im Glauben zu stärken, sich mit der Hl. Schrift zu befassen, miteinander zu beten und zu beraten und zu wissen: Ich bin nicht allein mit meiner Hoffnung.

Wo man betet und miteinander redet, wächst die Bereitschaft zur Mitverantwortung.
Die engagierte Gemeinde hat Zukunft

Es gilt die gewiß vorhandenen Begabungen und Fähigkeiten der Einzelnen zu entdecken und zur aktiven Sorge für das Leben der Gemeinde und zum christlichen Lebenszeugnis in allen Gesellschaftsbereichen fähig und willig zu machen.

Die Gemeinde hat die Aufgabe, auf menschliche Lösungen anstehender Probleme hinzudrängen. Wie der Gott der Bibel "ein Gott für uns", ein Gott für die Menschen ist, so ist auch die Gemeinde Jesu um der Menschen, um der Welt willen da. Das muß sich z. B. bei uns auswirken in der Sorge um die kranken und alten Menschen, in der Ermöglichung schöpferischer Kinder- und Jugendarbeit und im Angebot sinnvoller Freizeitgestaltung.

Gewiß soll sich die Gemeinde nicht parteipolitisch engagieren und dadurch unglaubwürdig werden, aber die gesellschaftspolitische Seite ihrer Botschaft darf sie nicht unterschlagen oder gar verfälschen.

Am Wichtigsten freilich bleibt die konkrete Hilfe in Wort und Tat am Nächsten in Familie und Nachbarschaft. Mit Gott und untereinander in Kontakt treten, miteinander Sorgen und Freuden teilen, bedeutet uns "kommunizieren", läßt Gemeinde wachsen und erleben.

P. Marcellus (1973)