Ein Hauch von Augustinus

Es ist früh am Morgen, 3. Oktober 2003. Wir - Ivonne und ich - sind auf dem Weg zur Kirche: zum Einsingen von In-Time Voices.

Es ist ein besonderer Feiertag, dazu gehört auch das Kribbeln im Bauch. Aufgezogene, flatternde Fahnen rund um das Kirchengebäude betonen den festlichen Charakter. Innerhalb des Kirchenraumes huschen noch fleißige Helfer hin und her, Texte werden noch einmal überflogen.

Wir Sänger stimmen uns im Altarraum ein; als sich wenig später der Chor von St. Peter ebenfalls zum Einsingen auf der Orgelbühne postiert, ziehen wir uns diskret zurück. Im herbstlich geschmückten Pfarrsaal tummeln sich noch emsige Bienchen. Es herrscht eine Atmosphäre wie vor einer großartigen Aufführung. Im Aufbewahrungsraum, wo sonst Stühle und Tische lagern, finden wir Sänger gut gelaunt noch ein Plätzchen zum Üben. Es ist zwar eng - aber sehr gemütlich ...

P. Jochen
P. Jochen Wawerek (Kaplan 1976 - 1983)

Bald läuten die Glocken und laden zum Festgottesdienst ein. Wir gehen hinauf auf unsere Plätze und sind überwältigt ob der Menschenmenge, die bereits dicht gedrängt in den Bänken sitzt. Türme von Stühlen werden nachträglich herbeigeschafft. Meine Hände sind eiskalt, meine Wangen glühen - untrügliches Zeichen meiner aufgewühlten Gefühlswelt. Mein Blick wandert über die vielen, aufmerksamen Gesichter - wo sitzen alte Bekannte von damals? Wo sind die Augustiner?

Dann erklingt die Orgel und das Fest beginnt. Feierlicher Einzug des Bischofs, aller Geistlichen unserer Gemeinde, aller Messdiener, und auch die Patres von damals sind dabei. Ein Hauch von Augustinus weht durch die Kirche - P. Marcellus, P. Egbert, P. Jochen - in den Reihen erblicke ich auch Br. Adalbert und Br. Thomas, und Sr. Materna als "Vertretung" der Ritaschwestern.

Festlicher und froher Gesang aller Chöre (einschließlich des Kinderchores), Textbeiträge und vorgetragene Glückwünsche geladener Gäste wechseln sich ab und verbreiten eine Harmonie, die teilweise stark "unter die Haut" geht. Manchmal überwältigt uns das Gefühl, so dass man kaum singen kann. Unbewusst denkt man an die vielen Aktiven der Jahre, die nicht mehr mitfeiern können ...

Aber die Klöße im Hals verschwinden schnell und verwandeln sich später in große Wiedersehensfreude, als alle Gäste in den Pfarrsaal strömen.

Viele bleiben auf dem Kirchenvorplatz stehen, weil man eine Menge alte Bekannte wiedertrifft - zum Teil älter und grauer geworden, aber im Herzen jung geblieben. Pater Marcellus ist umlagert und braucht Stunden, bis er den Pfarrsaal erreicht. Ein Murmeln und Rauschen schwillt durch die Räume, zum Essen und Trinken kommt man zunächst kaum, obwohl das große Buffet mit leckeren Speisen verlockend duftet. Der Saal ist zum Bersten voll besetzt.

"Wie in alten Zeiten", stellen wir fest, und das ist ein herrliches Gefühl. Bei Kaffee und Kuchen, Wein und Wasser werden große und kleine Geschichten von damals und heute ausgetauscht. Wir stellen wieder fest, dass ein Tag dafür gar nicht ausreicht.

Br. Thomas und Br. Adalbert
Br. Thomas Patri (1991 - 1993) und
Br. Adalbert Müller (1972 - 1983)

Viel Spaß bietet auch die Foto-Ausstellungsecke, in der 50 Jahre Christ-König in schwarz-weiß und bunt das bewegte Gemeindeleben wiederspiegeln. Generationen leben darin weiter - und mancher "Pimpf" und "Twen" von damals steht an diesem Festtag mit eigenem Kind und Enkel vor den Fotos, und das Erzählen nimmt kein Ende.

Als am späteren Nachmittag Aufbruch herrscht, ist das Fest noch lange nicht beendet. Im "harten Kern" wird noch darum "geknobelt", wer die Chronik fortsetzen wird ... irgendwann nach Mitternacht verlöschen die letzten Lichter.

Allen fleißigen Helfern, die Monate dieses Jubiläum vorbereitet haben, und allen Gästen, die diesen Feiertag lebendig gemacht haben, ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle. Es war mehr als nur ein gelungenes Fest - es war eine Begegnung der Gegenwart mit der Vergangenheit und vielen kleinen Akzenten, die uns bereichert haben.

Monika Utsch-Schumacher


Ruhrwort
11. Oktober 2003

Programm Jesu: Dienst statt Herrschaft

Filialkirche Christus König in Duisburg-Hochfeld besteht seit drei Jahren nicht mehr, aber gefeiert wird dennoch

Festgottesdienst
Überfüllte Kirche beim Festgottesdienst

Die Gemeinde gibt es seit drei Jahren gar nicht mehr, und doch wurde das 50-jährige Bestehen von Pfarre und Kirche gefeiert. Komisch? Nein. Denn die Filialkirche Christus König im Duisburger Stadtteil Hochfeld gibt es noch, und Menschen, denen Glaube, Kirche, Gemeinde und Gemeinschaft wichtig sind, auch.

Dass also das Jubiläum gefeiert wurde, war für die Hochfelder gar keine Frage. Und sie kamen in Scharen, Groß und Klein, Jung und Alt, Ehemalige, Freunde und Gäste, unter ihnen auch die Augustinerpatres Marcellus und Egbert, die hier gewirkt haben, und auch Schwester Materna, die 18 Jahre den Kindergarten leitete.

Kein Platz war in der Kirche an der Karl-Jarres-Straße mehr zu ergattern, als Weihbischof Franz Vorrath den Festgottesdienst feierte. Sogar Stühle wurden noch herangeschleppt. Es war eine Atmosphäre, wie sie bei einer Jubiläumsfeier nicht besser hätte sein können. "Sie haben eine wunderbare Kirche, hell und lebendig", bekannte Bürgermeisterin Monika Busse begeistert in ihrem Grußwort. Ihren Idealen seien die Menschen in Christus König auch in schweren Zeiten treu geblieben. "Seelsorge und soziales Engagement sind Tugenden, die die Gesellschaft braucht, wenn sie ihr menschliches Antlitz nicht verlieren soll", betonte Busse.

In seiner Predigt machte Weihbischof Vorrath deutlich, was es heißt, als Kirche den Namen "Christus König" zu tragen. "Jesus hat sich ganz von Gott in den Dienst nehmen lassen. Er ist ein König, dessen Reich nicht von dieser Welt, aber in dieser Welt ist", betonte Vorrath. Jesu Programm heiße "Dienst statt Herrschaft". "Er nimmt nicht, er gibt, er wäscht anderen nicht den Kopf, sondern die Füße." Anderen zu helfen, darin bestehe die Königsmacht und Königswürde Jesu. Diese Königsmacht brauche "Menschen, die für andere leben". Es sei in der Tat ein Grund zu feiern, "weil hier in Hochfeld Christen in der Nachfolge dieses Königs für andere da waren und heute noch da sind", so der Weihbischof. "Menschen, die dies tun, sind die wahren Könige."

Die neue Rektoratspfarrei Christus König wurde 1953 von den Gemeinden St. Josef und St. Bonifatius abgespalten. Für die Seelsorge zeichneten die Augustiner verantwortlich, die im 1952 fertig gestellten Kloster lebten. Ritaschwestern kümmerten sich um den Haushalt und übernahmen auch die Leitung des 1957 errichteten Kindergartens. Die Weihe der neuen Kirche erfolgte am 3./4. Oktober 1953 durch den Münsteraner Weihbischof Heinrich Baaken, der bis 1952 als Pfarrer von St. Bonifatius maßgeblich an der Planung der neuen Gemeinde mitgewirkt hat.

Erster Pfarrer und zugleich Prior des Augustinerklosters war Pater Bonaventura Schott. Schon bald entstand in Christus König ein reges Gemeindeleben. So wurde bereits nach wenigen Wochen ein Kirchenchor gegründet, dessen Konzerte unter den Chorleitern Josef Lammerz (1956-1976) und Hans-Jörg Böckeler (1976-1996) weit über die Pfarrgrenzen hinaus große Beachtung fanden. Auch eine lebendige Kinder- und Jugendarbeit mit vielen Gruppen, einem Jugendheim und jährlichen Ferienfreizeiten war von Beginn an ein wesentlicher Bestandteil der Gemeinde und ist es bis heute.

Ein großer Einschritt war 1994 der Rückzug der Augustiner aus Duisburg. In das frühere Kloster zog nun eine "vita communis" ein, eine Wohngemeinschaft von drei weltlichen Geistlichen aus der Fokolar-Priestergemeinschaft. Einer von ihnen war Bernhard Jakschik, der sechster und letzter Pfarrer von Christus König wurde - und der einzige, der kein Augustiner war.

Im Jahr 2000 wurde Christus König als eigenständige Gemeinde aufgelöst und mit den beiden anderen Hochfelder Gemeinden St. Bonifatius und St. Peter zur neuen Großgemeinde St. Bonifatius vereinigt. Auch diese Gemeinde wird von Pfarrer Jakschik geleitet. Trotz aller Veränderungen gibt es auch heute noch zahlreiche Angebote, wie z. B. die Frauengemeinschaft, die Seniorenrunde, den Chor "In-Time Voices" und mehrere Familienkreise.

Winfried Dollhausen