Rheinische Post
16. April 2005

April 2005

Und plötzlich erwachsen

Die Caritas hat eine Mutter-Kind-Gruppe für besonders junge Mütter eingerichtet.

Hier sollen die Mädchen lernen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und erwachsen zu werden.

VON STEPHANIE KRÜGER

RP-Foto: Andreas Probst
Für Jasmin Müller ist es nicht immer einfach rund um die Uhr Mutter zu sein. Eigene Ansprüche an das Leben und familiäre Verantwortung lassen sich für Jasmin nicht immer miteinander vereinbaren. (RP-Foto: Andreas Probst)

"Diese Form der Einrichtung ist wichtig für ein zukünftiges Fortkommen junger und oft perspektivloser Mütter", so Doris Janicki bei der gestrigen Einweihung der Muter-Kind-Wohngruppe des Caritasverbandes der Stadt Duisburg in Hochfeld. Damit gibt es parallel zum betreuten Wohnen im lrmgardishaus jetzt auch an der Wörthstraße 41 eine Betreuung und Unterkunft speziell für besonders june Mütter, die oft ihre Schule oder ihren Beruf noch nicht abgeschlossen haben.

"Durch die Schwangerschaft herausgerissen aus ihrer Schule oder der Ausbildung, gibt es keine berufliche Perspektive für die Mädchen. Vir wollen ihnen helfen", so die Leiterin des Wohnbereiches Barbara Szamlewski-Hoffmann. Gleichzeitig wolle man die Mädchen stärken, damit ein Zusammenleben mit ihren Kindern möglich ist. Oft steht die Persönlichkeitsstruktur der jungen Mütter dem im Wege.

Zwiespalt

Allerdings ist das nicht immer einfach. So ist es für die dort untergebrachten Mädchen oft schwer einzusehen, dass das Wohl des Kindes jetzt im Vordergrund steht und das Baby die volle Aufmerksamkeit braucht - ein Zwiespalt für die jungen Mütter. "Ich liebe mein Kind. Aber ich möchte auch mal abschalten können. Das geht leider nicht", so Jasmin Müller. Mit 16 Jahren bekam sie ihre kleine Tochter Celine. Da sie ihren Hauptschulabschluss aber unbedingt machen wolle, habe sie sich für die Mutter-Kind-Wohngruppe entschieden. Doch oft sehe sie gleichaltrige Jugendliche, die unbeschwert ihre Jugend genießen könnten. Da fiele es nicht nur ihr schwer, mit den strikten Strukturen des gemeinsamen Wohnens umzugehen. Die Wohngruppenleiterin versteht, warum: "Das liegt nicht zuletzt an der Regelordnung unseres Hauses. Wir legen Wert auf ein Leben wie in einer Großfamilie. Für einige Mütter ist das schwer." Aber: "Klare Regeln sind wichtig für die Erziehung der Kinder." Kinder bräuchten ein geordnetes Umfeld mit klaren Strukturen. Die Mütter sollen Verantwortung übernehmen. Und so schwer es auch sei, das müssten sie erst lernen. Doch die Angestellten des Wohnheims unterstützen mit voller Kraft. So hat die Leiterin Szamlewski-Hoffmann extra eine Hauswirtschafterin angestellt. So könnten die Mädchen lernen, wie man kocht oder generell den Haushalt führt. Doch trotz aller Bemühungen der Wohngruppenleitung, eines wünscht sich Jasmin ganz besonders: "Endlich eine eigene Wohnung. Ich möchte meinem Kind eine familiäre Umgebung geben.


Die Wohngruppe

(sk) In der Wohneinrichtung ist Platz für sechs Junge Mütter und sechs bis sieben Kinder. Sie ist gedacht für besonders junge Mütter ab einem Alter von 13 Jahren. Jede Mutter hat sein Zimmer und ein Zimmer für das Kind. Außerdem verfügt die Wohngruppe über zwei Aufenthaltsräume und ein Wohnzimmer.