Dezember 2007
Kirchenjahr

Weihnachten in anderen Ländern

Nachdem wir euch vor ein paar Monaten erzählt haben, wie in anderen Ländern Ostern gefeiert wird, interessieren euch jetzt bestimmt auch die Weihnachtsbräuche rund um den Erdball. Hier eine kleine Auswahl:


Australien: Während sich Kinder auf der nördlichen Erdhalbkugel in dicke Jacken und Schals einpacken, gehen die Kinder in Australien schwimmen oder zum Strand. Es ist Sommerzeit in Australien, die Schule ist geschlossen von Anfang Dezember bis Ende Januar. Dieses schöne Wetter inspiriert die Australier ihr Weihnachtsfest zu planen. Gefeiert wird im Freien, man trifft sich auf Wiesen, im Wald oder am Strand, wo man am Lagerfeuer bis in die Nacht mit dem Weihnachtsmann beieinander sitzt und Weihnachtslieder singt. Geschenke werden am 25. Dezember morgens ausgetauscht. Freunde und Verwandte treffen sich zu einem großen Truthahn-Picknick. Tannenbäume sind hier selten und sehr teuer. Die meisten Australier verwenden einen Plastiktannenbaum, der meist am 15. Dezember aufgestellt wird.

Dänemark: In Dänemark wird der 23. Dezember als "kleiner Weihnachtsabend" (Lillejulaften) mit Tee und Apfelkuchen gefeiert. Am 24. Dezember gibt es dann traditionell Milchreis, in dem eine Mandel versteckt ist. Wer die Mandel findet, bekommt ein kleines Mandelge-schenk und hat im folgenden Jahr Glück.

England: Wenn es eine Sache gibt, bei der man in England sentimental ist, dann ist es die Weihnachtszeit. Nachbarn gehen singen, Kinder spielen Weihnachtspantomime und Familien verschicken jedes Jahr mehr als eine Million Weihnachtskarten.

Estland: In Estland beschenken in der Adventszeit Gnome die Kinder mit Süßigkeiten und Früchten. Kurz vor Weihnachten reinigen Frauen ihre Besen besonders gründlich. Hexen und Teufelchen, die um diese Zeit ihr Unwesen treiben, benutzen die Besen als Fluggeräte. Dreckige Besen würden die ansonsten ganz netten Überflieger zu üblen Streichen verleiten.

Griechenland: Am 24. Dezember ziehen in Griechenland Kinder mit Trommeln und Glocken durch die Straßen, singen Kalanda (Lobgesänge, die Glück bringen sollen) und bekommen dafür kleine Geschenke. Zwölf Nächte lang werden dann Weihnachtsfeuer zum Schutz vor den Kalikanzari (Kobolden) entzündet. In Griechenland legt in der Nacht zum 1. Januar der heilige Vassilius die Geschenke für die Kinder vor ihr Bett. Für die Familie gibt es an diesem Tag einen Kuchen, in den eine Goldmünze eingebacken wird. Demjenigen, der sie in seinem Stück hat, verspricht der Brauch das ganze Jahr über Glück. Höhepunkt des Weihnachtsfestes ist Epiphania am 6. Januar.

Italien: Es ist Tradition in Italien, an Weihnachten eine Fischmahlzeit zum Abendessen zu haben (meistens Aal). Am 6. Januar können es die italienischen Kinder kaum erwarten, endlich vom weiblichen(!) Weihnachtsmann (Befana, sie gleicht wohl eher einer hässlichen alten Hexe als der Weihnachtsfrau) besucht zu werden. Er bzw. sie bringt den Kindern Spielzeug und viel Obst. Nicht der Weihnachtsbaum, sondern festlich geschmückte Krippen stehen im Mittelpunkt der italienischen Weihnacht. Alle Nachbarn wetteifern um die schönste "Presepio". Heiligabend findet eine Art Familienlotto statt. Jeder zieht aus einem Säckchen die Nummer seines Geschenks.

Luxemburg: Am Heiligen Abend kommt in Luxemburg zwischen 18 und 20 Uhr das Christkind und bringt Geschenke. Danach wird mit der ganzen Familie der Heilige Abend gefeiert. Traditionell kommt hier die ganze Familie zusammen. Um 22 Uhr geht die Familie in die Christmette, die wegen der Kinder nicht mehr um Mitternacht abgehalten wird. An den folgenden beiden Feiertage kommen noch einmal Freunde und Familienmitglieder.

Mexiko: In Mexiko wird Weihnachten erst seit der Zeit der spanischen Eroberer gefeiert. Die Weihnachtskrippe wird im Freien auf-gebaut. Zu Beginn der Adventszeit werden neun Familien ausgewählt, die für einen Tag und eine Nacht die Pil-ger, also die Figuren von Josef und Ma-ria und dem Engel aufnehmen. Ab dem 16. Dezember wird jede Nacht von den Nachbarskindern der Weg von Maria und Josef, wie sie von Haus zu Haus zogen und eine Unterkunft suchten, nachgespielt. Um Mitternacht am Hei-ligen Abend erhellt ein großes Feuer-werk den Nachthimmel und Glocken und Pfeifen tönen durch die Nacht. Neben dem Feuerwerk ist die Pinata ein wei-terer wichtiger Bestandteil des Fes-tes. Die Pinata ist ein liebevoll mit Sternen und Figuren dekoriertes und mit kleinen Überraschungen, Früchten und Süßigkeiten gefülltes Ton- oder Pappmaschéegefäß, das aufgehängt und von den Kindern mit verbundenen Au-gen zerschlagen wird. Jeder hat nur drei Schläge. Den Inhalt dürfen die Kinder essen.

Polen: Am Heiligen Abend wird in Polen der Sternenhimmel beobachtet, um den ersten Stern am Himmel zu sehen. Sie nennen ihn "kleiner Stern" oder "Gwiasdka". Sobald sie ihn sehen, tauschen sie Grüße und gute Wünsche aus. Und nach dem Essen versammeln sich alle um den Christbaum, um sich Geschichten zu erzählen und Lieder zu singen.

Schweden: In Schweden wird Weihnachten groß gefeiert. Es beginnt bereits am 1. Advent und endet erst am 13. Januar. Am 13. Dezember ist die besondere Nacht, sie galt lange als längste Nacht des Jahres. Mit dem Lucientag wird das Licht gefeiert, die älteste Tochter im Haus ist das Lucienmädchen mit einem Kranz mit brennenden Kerzen um den Kopf, ganz in weiß gekleidet. Sie bringt das Safranbrot. Jeder Ort hat eine besondere Lucienbraut an diesem Tag, jedes Jahr darf es ein anderes Mädchen sein. Übrigens helfen Hausgeister bei der Weihnachtsvorbereitung wie basteln und backen. Heiligabend gibt es Schinken, Milchreis, Sülze und Fisch. Geschenke werden vom Weihnachtskobold ("Jultomen") gebracht. Der erste Weihnachtstag ist Familientag, der zweite Weihnachtstag Freundetag mit Weihnachtspartys.

Spanien: In Spanien wird die Adventszeit sehr ruhig begangen; erst in der Zeit vom 24. Dezember bis zum 6. Januar gibt es einige Feste. Zu den Weihnachtsbräuchen gehört das Erscheinen des Olentzereo, der aus den Bergen ins Dorf kommt und von den Einwohnern auf den Schultern getragen wird. Ganz üblich sind Weihnachtsaufführungen, wie der von Herodes angeordnete Kindermord, und das Fest der Messdiener, bei dem ein ausgewählter Junge als Bischof verkleidet ist. In der Zeit vom 30. Dezember bis zum 1. Januar findet die "Fiesta de la Coretta" statt, bei dem Brennholz gesammelt und eine Kiefer gefällt, geschmückt und in den Ort getragen und gesegnet wird. Abschluss der Festlichkeiten bildet das Dreikönigsfest, bei dem ein biblisches Spiel aufgeführt wird und ein Umzug stattfindet.

USA: Da in den USA Menschen aus aller Welt leben, haben sich dort die unterschiedlichsten Weihnachtsbräuche miteinander vermischt. Den ganzen Dezember über gehen die Kinder von Haus zu Haus und lassen sich dort bewirten oder beschenken. Fast in jedem Haus leuchtet ein mit elektrischen Kerzen geschmückter Tannenbaum. Auch in den USA kommt in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember "Santa Claus" wie in England und Frankreich durch den Kamin und füllt die Strümpfe ("stockings") der Kinder mit Geschenken.

Florian Mazur