August 2009
Pastor Bernhard Jakschik

Ein Wort zum Abschied

Bernhard Jakschik
Bernhard Jakschik

Vor 15 Jahren sind Franz-Josef Reidick, Rainer Hesse und ich nach Duisburg gekommen, um miteinander als Weltpriester in einer sogenannten "vita communis" zu leben und hier als Gemeinde- oder Krankenhauspfarrer zu arbeiten. Bischof Dr. Hubert Luthe hatte uns ermöglicht, zusammenzuziehen und hier in St. Peter, Christus König und im Bethesda-Krankenhaus zu wirken.

Es sollte eine turbulente Zeit kirchlicher Veränderungen werden, die wir damals alle nicht absehen konnten. Fusionen, Einsparungen, Personalabbau, schrumpfende Mitgliederzahlen und vieles mehr haben diese Zeit bestimmt. Es erübrigt sich an dieser Stelle die Entwicklungen nachzuzeichnen, die ja allen bekannt sind und die dazu geführt haben, dass aus den Pfarreien St. Bonifatius, St. Peter und Christus König eine Gemeinde gebildet wurde, die Teil der neuen Großpfarrei Liebfrauen ist.

Und doch war es auch eine Zeit des Segens und vieler schöner Erfahrungen, auf die ich zurückblicken kann.

Ich denke zunächst an all die Menschen, denen ich bei vielfältigen Anlässen begegnen durfte und die mir das Gefühl von Angenommensein und Heimat gegeben haben. In vielen Kreisen und Gruppierungen durfte ich mitleben und konnte sehen, wie Menschen ihren Glauben leben und auch miteinander teilen: die Frauengemeinschaften, die Kolpingsfa-milie, die Katholische Junge Gemeinde, Familien- und Seniorenkreise - die Zahl der verschiedenen Gruppierungen ist groß.

Höhepunkte waren dann die Fahrten und Einkehrwochenenden, die ich mehrmals mitmachen durfte. Auch die Gemeindefahrten nach Rom, in die Türkei oder im letzten Jahr nach Irland sind bleibende Erlebnisse, wie die Ferienfreizeiten, die bis vor drei Jahren regelmäßig stattfanden. Spaß gemacht hat mir zudem das Mitmachen bei den Märchenspielen in unserer Theatergruppe.

Sehr dankbar bin ich für die guten ökumenischen Beziehungen, die es hier von Anfang an gab und die regelmäßig in Aktionen wie dem "Lebendigen Adventskalender" oder in den Einkehrtagen im Kloster Kamp ihre Höhepunkte fanden.

Schließlich durfte ich in den letzen Jahren entdecken, dass es über den Bereich der Kirchen hinaus viele Menschen gibt, die sich im Stadtteil engagieren und ihn mitgestalten wollen. Die Mitarbeit im "Runden Tisch Hochfeld" hat mich erleben lassen, wie bereichernd es ist, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.

Gemeinden leben von den Mitarbeitenden. Ich bin vielen Menschen zu Dank verpflichtet, die in den Gremien (Pfarrgemeinderat oder Kirchenvorstand), in der Glaubensweitergabe als Katechetinnen und Katecheten, in der Caritas, als ehrenamtliche Küster, in den Chören, als Messdienerinnen und Messdiener, Lektoren, Kommunionhelfer oder in anderen Diensten ihre Zeiten, ihre Fähigkeiten und ihr Herzblut eingebracht haben oder einbringen.

Die Hausmeister, Küster, Sekretärinnen, Organisten und Reinigungskräfte, die in unseren Gemeinden angestellt waren und denen die Gemeinde stets ein Anliegen war, sollen nicht unerwähnt bleiben. Auch ihnen ein herzliches "Vergelt's Gott".

Ich denke auch an unsere Kindergärten, in denen ich viel Einsatz für die Kleinen der Gemeinde entdecken durfte und in denen ich mich immer zu Hause gefühlt habe.

Nicht zuletzt bedanke ich mich bei unserem Pastoralteam, das ein Ort des Nachdenkens und der gemeinsamen Planung war und in dem wir versuchten zu verstehen, was die Berufung unserer Gemeinde heute sein kann.

Froh bin ich auch darüber, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich in die neue Struktur der Kirche in Duisburg-Mitte, also in der Pfarrei Liebfrauen einbringen und an verantwortlicher Stelle mitarbeiten.

Wenn ein Pastor Rückschau hält, kommen schnell die Baumaßnahmen oder Renovierungen in den Sinn, die es gegeben hat. Hier wäre auch einiges zu nennen, aber das Wichtigere sind die Augenblicke, wo Menschen sich zusammenfinden, wo sie auf der Suche nach Gott und dem Glauben sind, wo sie miteinander teilen, was sie bewegt, wo sie einander beistehen, trösten, helfen oder einfach auch miteinander feiern. Und feiern kann man in unserer Gemeinde gut, das lässt sich beim Gemeindefest oder insbesondere in der Karnevalszeit erfahren.

Ein Wort des Dankes gilt meinen beiden Mitbrüdern Franz-Josef Reidick und Rainer Hesse für die zurückliegenden gemeinsamen 15 Jahre, in denen wir uns getragen, geholfen, bereichert und auch ertragen haben.

Mir sind in diesen Tagen auch jene vor Augen, die ich als Weggefährtinnen und Weggefährten erlebt habe und die von Gott bereits in die Ewigkeit gerufen wurden. Sie werden einen Platz in meinem Herzen haben.

Mein letztes Dankeswort gilt all denen, mit denen ich in den letzten 15 Jahren Gottesdienst feiern durfte, die sich zu feierlichen Festmessen oder zu einfa-chen Werktagsgottesdiensten versammelt haben. Mit ihnen durfte ich beten, singen und mich immer wieder darauf einlassen, dass Jesus in der Mitte seiner Kirche lebendig ist und wir ihm begegnen können.

Eine ehrliche Rückschau lässt mich aber auch entdecken, dass ich manchen Erwartungen und Wünschen nicht entsprochen habe, dass meine eigenen Fehler, Unzulänglichkeiten und Unachtsamkeiten Beziehungen beeinträchtigt haben und dass ich sicherlich die von Jesus geforderte Liebe immer wieder schuldig geblieben bin. Hier bitte ich um Vergebung.

Beim Gottesdienst zur Verabschiedung am 6. September wird der Prophet Jesaja zu Wort kommen (Jes 50,4-9), der Quellen in der Wüste verheißt, und es wird das Evangelium von der Heilung eines Taubstummen gelesen (Mk 8,27-35), dem Jesus mit dem Wort "Éffata - Öffne dich!" Ohr und Mund öffnet. Daran knüpfe ich meine Wünsche für die Zukunft der Gemeinde und für jeden Einzelnen.

Ich hoffe, dass Sie sich bewusst sind, dass wir mit einer großen Verheißung unterwegs sind. Ich wünsche, dass Sie neue Quellen entdecken, in denen der Durst und die Sehnsucht nach Gott gestillt werden kann. Und ich erhoffe, dass Sie erkennen, dass das Wort "Éffata - Öffne dich" Jesus heute zu uns spricht, gerade wenn wir die Augen und Ohren verschließen wollen, weil die Kirche und unsere Gesellschaft doch von so vielen Problemen geschüttelt werden. Ihnen und mir wünsche ich, dass wir - wie die Leute von Galiläa damals - über die Taten Gottes ins Staunen geraten und sagen können: "Er hat alles gut gemacht!"

Ihr Pastor Bernhard Jakschik