RHEINISCHE POST
23.10.2010

Oktober 2010
Kirchenchor St. Peter

Das Ende einer Ära

Nach 114 Jahren löst sich der St. Gregorius Kirchenchor der St. Peter Kirche in Hochfeld auf. Grund dafür ist die Verabschiedung des Chorleiters Wolfgang Rosenbach in die Altersteilzeit. Für die Mitglieder endet damit eine Ära.

Wolfgang Rosenbach mit dem Kirchenchor St. Peter bei einem Gottesdienst in Christ-König
Wolfgang Rosenbach mit dem Kirchenchor St. Peter bei einem Gottesdienst in Christ-König

VON JESSICA NARLOCH

Für Karin Scholzen und ihren Ehemann Willi ist es "das Ende eines Lebensabschnitts", so die 63-Jährige. Mit einem lachenden und einem·weinenden Auge blicken sie auf mehrere Jahrzehnte zurück, in denen sie mit ihren Nachbarn und Freunden im Kirchenchor der St. Peter Kirche in Hochfeld gesungen, gefeiert und gelacht haben. "Für uns und alle anderen Mitglieder ist das mehr als nur ein Chor - wir sind wie eine große Familie, die sich seit Jugendtagen kennt."

Am 6. November endet diese Ära. Zur Verabschiedung des Chorleiters Wolfgang Rosenbach gibt der Chor an diesem Tag seine letzte Vorstellung, bevor sich der Vorhang für immer schließt. "Leider gibt es keinen Nachfolger, so dass sich der Chor nun nach über 114 Jahren auf lösen muss", erklärt Karin Scholzen. Eine lange Tradition und viele lustige Anekdoten bleiben den rund 25 aktiven Mitgliedern.

So wurde der St. Gregorius Kirchenchor im Jahre 1896 als damaliger Knaben- und Männerchor ins Leben gerufen und ist somit sogar älter als die Pfarrgemeinde selbst. "Frauen waren damals noch nicht erwünscht, was sich allerdings nach Kriegsende änderte", so Scholzen. Am 12. August 1945 löste sich der Chor zum ersten Mal auf, nur um zwei Tage später als gemischter Chor wieder aus dem Boden gestampft zu werden. "Damals gab es 103 aktive Mitglieder - das waren noch andere Zeiten", erzählt der 7l-jährige Willi Scholzen schmunzelnd.

Seit mehr als 40 Jahren gehört das Ehepaar dazu. "Wir haben uns da mals im Chor kennengelemt. Ich war gerade 17 Jahre alt, ein Jahr später kam mein Mann dazu, und wir haben uns ineinander verliebt." Inzwischen engagieren sich drei Generationen, die über die Jahre zu einer Familie zusammengewachsen sind. "Viele Mitglieder kennen sich seit ihrer Jugend. Wir sehen uns einmal die Woche zu den Chorproben und sind Freunde", erklärt Willi Scholzen. So sind in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Mitglieder aus Hochfeld weggezogen, doch selten haben sie den Chor hinter sich gelassen. "Di kommen auch aus Moers und dem Duisburger Norden zu den Proben", so der Rentner.

Was bleibt, sind Fotos von Bistumswallfahrten zum Beispiel nach Rom, die Erinnerung an fröhliche Feste und einige Schallplattenaufnahmen. "In Rom wurden wir sogar am Campo Santo Teutonico vor Bayrischen Rundfunk aufgenommen, was aber ein glücklicher Zufall war", erinnert sich Willi Scholzen. Er hofft darauf, dass die Chormitglieder auch nach der Abschlussmesse noch miteinander in Kontakt stehen werden. "Vielleicht in einem Stammtisch, wer weiß."


INFO: Abschlussmesse
Am Samstag, 6. November, um 16 Uhr, tritt der Kirchenchor bei der Orchestermesse zur Verabschiedung Rosenbachs zum letzten Mal in der St. Bonifatius Kirche auf. Die Mitglieder haben für den Abschied Haydns "Missa brevis Sancti Joannis de Deo" in B-Dur und Mozarts "Te Deum" vorbereitet.

(aus: RHEINISCHE POST vom 23.10.10)