Januar 2011
Sternsingeraktion

Kinder zeigen Stärke

Sternsinger aus unserer Gemeinde unterwegs für Kinder in Not

Plakat Sternsingeraktion 2011

Am 6. und 7. Januar 2011 sind die Sternsinger unserer Gemeinde Christus König wieder in den Straßen unterwegs. Mit dem Kreidezeichen 20*C+M+B+11 bringen sie als die Heiligen Drei Könige den Segen Christus segne dieses Haus zu den Menschen und sammeln für Not lei-dende Kinder in aller Welt.

Bundesweit beteiligen sich die Sternsinger in diesem Jahr an der 53. Aktion Dreikönigssingen. 1959 wurde die Aktion erstmals gestartet, die inzwischen die weltweit größte Solidaritätsaktion ist, bei der sich Kinder für Kinder in Not engagieren. Sie wird getragen vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Jährlich können mit den Mitteln aus der Aktion rund 2.400 Projekte für Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt werden.

Mit dem Leitwort Kinder zeigen Stärke wollen die Mädchen und Jungen deutlich machen, dass auch Kinder mit einer Behinderung in den so genannten Entwicklungsländern immer wieder neu Stärke zeigen. Ohne Beine Fußballspielen? Ohne Hände schreiben? Im Rollstuhl tanzen? In Kambodscha, dem Beispielland der 53. Aktion Dreikönigssingen, zeigen Kinder, dass genau diese Dinge möglich sind! Sie machen deutlich, dass man mit einer Behinderung fast alles erreichen kann, wenn man nur an sich glaubt und die nötige Unterstützung bekommt. In den so genannten Entwicklungsländern fehlt es jedoch meist vollständig an dieser Unterstützung und an Konzepten für gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung. Eigene Förderschulen gibt es meist nicht - erst recht nicht in ländlichen Gebieten, wo oft der Großteil der Bevölkerung lebt. Fehlende Infrastruktur, mangelndes Wissen über den Umgang mit Kindern mit einer Behinderung und fehlende Hilfsmittel verschlechtern die Situation zusätzlich. In armen Ländern haben Kinder und Erwachsene mit einer Behinderung oftmals kaum Chancen auf eine Schulbildung oder bezahlte Arbeit. Die meisten führen ein Leben in Ausgrenzung und Armut. Auch darauf wollen die Sternsinger mit ihrem Engagement hinweisen. Sie zeigen ebenfalls Stärke, wenn sie sich für benachteiligte Gleichaltrige in aller Welt einsetzen.

Denn nicht nur die Kinder in den Projekten in Kambodscha profitieren vom Einsatz der kleinen Könige in Deutschland. Straßenkinder, Aids-Waisen, Kindersoldaten, Mädchen und Jungen, die nicht zur Schule gehen können, denen Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung fehlen, die in Kriegs- und Krisengebieten, in Flüchtlingslagern oder ohne ein festes Dach über dem Kopf aufwachsen - Kinder in gut 110 Ländern der Welt werden jedes Jahr in Projekten betreut, die mit Mitteln der Aktion unterstützt werden.

Helfen Sie dabei, auch die Aktion im kommenden Jahr, wie in den letzten Jahren, zu einem Erfolg werden zu lassen. Bitte tragen Sie ab Dezember Ihren Besuchswunsch in die in den Kirchen ausliegenden Listen ein.

Wir bedanken uns schon jetzt für Ihre Unterstützung!

Florian Mazur


Tola - der Junge auf dem Plakat

Tola ist zwölf Jahre alt. Er ist ohne Hände und Beine auf die Welt gekommen. Dennoch schafft er so ziemlich alles, was er sich vorgenommen hat - fast ohne fremde Hilfe. Zu seinen Hobbys gehören Malen, Volleyballspielen und am Computer arbeiten.

Bunte Handabdrücke zieren die Toreinfahrt vom Goutte d'Eau-Zentrum für Kinder mit Behinderungen in Phnom Penh. Durch das Tor gelangt man auf einen reich bepflanzten Innenhof. Freundlich sieht es hier aus, an den Außenwänden der Gebäude sind Zeichnungen von Tieren und Blumen. Daneben hängen Fotocollagen von Ausflügen zum Strand und ins Schwimmbad. Auf den Fotos sind die Bewohner des Zentrums zu sehen: Lachende Kinder unterschiedlichen Alters, manche im Rollstuhl, andere mit Beinprothesen.

Von der Wiese hinter dem Haus tönt Geschrei. Ein Volleyballspiel ist in vollem Gang. Auf den ersten Blick fällt nicht auf, dass die Beine des Jungen, der gerade mit voller Wucht gegen den Ball schlägt, nicht echt sind. Dass er keine Hände hat, schon. Doch das tut der Angabe keinen Abbruch. In hohem Bogen katapultiert Tola den Ball über das Netz. Ein Junge im Rollstuhl nimmt ihn an, der Ball springt ab und fliegt weit über das Feld hinaus ins Gebüsch. Tola friemelt ihn aus den Ästen, und das Spiel beginnt von vorn.

Tola ist ohne Hände und Beine auf die Welt gekommen. Der Grund für seine Behinderung ist nicht bekannt. Behindern lässt er sich durch sie aber kaum: Auch ohne Hände kann er sich selbständig seine Beinprothesen anziehen und auch sonst so ziemlich alles tun, wofür andere zehn Finger brauchen: Schreiben und zeichnen etwa, Fuß- und Volleyballspielen und einen Computer bedienen. Auch in der Schule kommt Tola gut mit. Zusammen mit nicht behinderten Kindern besucht er die öffentliche Schule des Viertels.

Tola kennt seine Familie nicht. Er wurde von seinen Eltern vor einem Krankenhaus in der Stadt Neak Leong zurückgelassen, als er gerade zwei Wochen alt war. In Kambodscha ist es keine Seltenheit, dass überforderte Eltern ihr Kind mit Behinderung aussetzen. Um sich und ihre Kinder ernähren zu können, müssen in der Regel beide Elternteile arbeiten gehen. Oft müssen auch die Kinder zum Lebensunterhalt der Familien beitragen. Wo viele hungrige Mäuler zu stopfen sind, können Mutter oder Vater es sich nicht leisten, zuhause zu bleiben und ihr Kind mit Behinderung zu pflegen.

Tola wohnt zusammen mit 26 weiteren Kindern und Jugendlichen mit körperlichen und auch geistigen Behinderungen in der Einrichtung von Goutte d'Eau. Nicht alle sind so selbständig wie er. Neunzehn Angestellte betreuen die Kinder in drei Schichten rund um die Uhr. Zusätzlich kommt ein Physiotherapeut, der krankengymnastische Übungen und Massagen macht und eine Musiklehrerin, die den Kindern am Wochenende beibringt, auf traditionell kambodschanischen Instrumenten zu musizieren.

Das Zentrum wurde 2003 eröffnet. In Phnom Penh, weil es hier eine Infrastruktur gibt, die in Kambodscha sonst selten zu finden ist; Krankenhäuser mit Spezialisten und auch eine Schule für gehörlose und blinde Kinder, mit der die Organisation zusammenarbeitet. Ein Großteil der Kinder ist aus anderen Städten hierhergekommen. Die meisten kommen aus Poipet nahe der thailändischen Grenze, wo Goutte d'Eau ein Auffangzentrum für Straßenkinder und Opfer von Kinderhändlern betreibt. Nicht selten sind es Kinder mit Behinderung, die von Schlepperbanden zum Betteln missbraucht werden, weil sie Mitleid erregen.

Tolas Freundin Srey Sao erging es so. Sie wurde nach Thailand verkauft und musste dort für eine Frau, die sich als ihre Mutter ausgab, betteln und arbeiten. Sozialarbeiter fanden sie in den Straßen Bangkoks und brachten sie zurück nach Kambodscha. Srey Sao hat nur ein Auge. Das zweite ist erblindet, der Grund dafür ist unbekannt. Wer ihre Eltern sind und wo sie geboren wurde, weiß Srey Sao nicht. Ihr Geburtsjahr wird auf 2000 geschätzt.

Im Zentrum in Phnom Penh erfahren Srey Sao, Tola und die anderen Kinder Fürsorge, Förderung und eine familiäre Atmosphäre. Gekocht und gegessen wird gemeinsam. Wenn die Kinder nicht in der Schule sind, malen sie, machen Musik oder treiben Sport. Jeden zweiten Samstag fahren alle nach Phnom Penh in die Stadt. Am Neujahrstag laden Kinder, die ihre Familien kennen, ihre Angehörigen zum Feiern ein. Besonders lustig, meint Tola, sind aber die Ausflüge ins Schwimmbad oder an den Strand. Das zeigen auch die Fotocollagen an den Wänden, gleich neben den bunten Zeichnungen.


Kambodscha

Flagge Kambodschas

AmtsspracheKhmer
HauptstadtPhnom Penh
StaatsformKonstitutionelle Monarchie
StaatsoberhauptKönig Norodom Sihamoni
RegierungschefPremierminister Hun Sen
Fläche181.040 km²
Einwohnerzahlca. 14,5 Mio.
Bevölkerungsdichte75 Einw./km²
Bruttoinlandsprodukt8,604 Mrd. USD
BIP pro Einwohner818 USD
WährungRiel (KHR), seit 1953/1980, bzw. US-Dollar
Unabhängigkeitvon Frankreich am 9. November 1953
(Quelle: Wikipedia)

Kambodscha