KJG Christus König in Berlin (10.-13. September 2001)

Im Brennpunkt des Geschehens

Plakat-Wettbewerb

Plakat "Du bist nicht allein"

Es war für uns alle klar, dass wir bei solch einer Aktion auf jeden Fall mitmachen wollen. Wir - das sind Lara, Linda, Martina, Melanie, Ilona, Silke und ich - setzten uns Ende Oktober 2000 zusammen, um ein Konzept zum Thema "Mit Pinsel und Farbe gegen Rechtsradikale" zu erarbeiten.

Zu Anfang dieses Projektes mussten wir dem Ausrichter, den JUSOS, den Standort einer Plakatwand nennen, die wir bemalen wollten. Es war relativ schnell entschieden, dass es die Wand gegenüber dem Mercator-Gymnasium sein sollte. Diesen Platz hielten wir für sehr geeignet, da die meisten von unserem Team diese Schule besuchen bzw. besucht haben und wir daher wissen, wie viele unterschiedliche Kulturen hier aufeinander treffen.

Unser Bild sollte etwas sein, was Kindern, Jugendlichen wie auch Erwachsenen sofort ins Auge springt und sie zum Nachdenken auffordert. Also entschlossen wir uns, verschiedene Nationalflaggen auf die Wand zu malen und all dies in Verbindung mit "Big Brother" zu bringen. "Big Brother" deshalb, weil es zu dieser Zeit wieder durch die Fernsehkanäle zog und weil das englische Wort übersetzt "Großer Bruder" heißt.

Also, was musste alles auf die Wand gebracht werden? Zunächst malten wir Flaggen, die einen Rahmen bilden sollten. Eng aneinander gereiht, denn es sollte ein Zeichen der Verbundenheit sein. Das Logo von "BB" brachten wir oben in der Mitte an. Der Schriftzug "Du bist nicht allein!" sollte alles noch verstärken.

Das Plakat schien fertig, aber irgendwie waren wir nicht ganz zufrieden. Die Plakatwand brauchte noch etwas, was sie nicht nach einer "Big Brother International"-Werbung aussehen ließ. Es fielen uns spontan die Wörter Toleranz, Akzeptanz, Brüderlichkeit und Frieden ein, die wohl kein Missverständnis hervorrufen durften.

Endlich war es dann soweit - UNSERE Wand war fertig bemalt. Nach einigen Problemen, die das Wetter mit sich gebracht hatte, und den Ausfällen von Silke, Melanie und Ilona hatten wir es doch noch unter Zeitdruck so hin bekommen, wie wir es uns vorgestellt hatten.

Die Reaktionen der Passanten waren sehr unterschiedlich; einige blieben stehen und fragten uns, was uns dazu bewegt, bei so einem Projekt mitzumachen, und begrüßten es, dass wir Jugendlichen uns gegen Rassismus einsetzen. Sogar die Polizei hielt an und ein Mann vom WDR, um unseren Aufruf zu begutachten. Andere wiederum gingen nur kopfschüttelnd vorbei. Wir aber waren sehr stolz - auch wenn das Bild nur vier Tage zu sehen war.

Dass wir wirklich stolz sein konnten, bestätigte sich bei der Preisverleihung am 7. Dezember im Rathaus. Insgesamt zehn Gruppen aus Duisburg hatten an dieser Aktion teilgenommen. Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling war höchstpersönlich da, und als dann der erste bis dritte Preis vergeben wurde, trauten wir unseren Ohren nicht: "Der zweite Preis geht an die KJG Christ-König". Somit hatten wir die Jury also überzeugen können und nebenbei eine viertägige Berlin-Reise für zehn Personen gewonnen.

Berlin-Reise

KJG Christus König in Berlin

Am Montag, 10. September fuhren wir dann mit dem Zug in die Hauptstadt Deutschlands. Untergebracht waren wir in dem Vier-Sterne-Hotel "Unter den Linden" direkt am Maritim Hotel und an der Amerikanischen Botschaft. Das einzige, was an dem Hotel zu "bemängeln" war: der Wunsch von einem Swimmingpool und einer Sauna ging nicht in Erfüllung. Ein Fernseher, ein Telefon und eine Minibar (allerdings ohne Inhalt) waren dafür zum Trost auf den Zimmern.

In diesen vier Tagen haben wir sehr viel von Berlin gesehen und miterleben können. Unser Aufenthalt wurde allerdings am Dienstag von etwas Unfassbarem überschattet: dem Terror-Anschlag auf Amerika. Irgendwie waren wir auf einmal mitten drin, mitten drin in Angst und Ohnmacht. Die amerikanische Botschaft, die unserem Hotel direkt gegenüber lag, wurde komplett abgesichert. Scharfschützen postierten sich auf dem Dach und sogar ein Panzer wurde vorgefahren. Strengste Sicherheitsvorkehrungen! Es kam uns vor wie in einem Film, irreal.

Am nächsten Tag fand ein großer Trauerzug statt, der zur Amerikanischen Botschaft führte, wo Menschen Blumen und Kerzen an die Absperrung legten. Große Anteilnahme, aber auch die Angst, so etwas Schreckliches könne ebenfalls in Berlin, dem Brennpunkt des Geschehens Deutschlands passieren, war vielen Menschen ins Gesicht geschrieben.

Unser Berlin-Ausflug liegt jetzt einige Zeit zurück. Die Angst, sie ist immer noch da, und eins ist klar: wir werden das alles niemals vergessen.

Sind wir doch noch so weit von Toleranz, Akzeptanz, Brüderlichkeit und Frieden entfernt? Wird unsere Plakatwand ein Wunsch bleiben?

Nina Frings