Moschee-Besuch (14. Oktober 2001)

Begegnung mit dem Islam

Die "Diyanet Muradiye Camii"-Moschee

24 Gemeindemitglieder trafen sich am 14. Oktober an St. Peter, um zusammen zur Blücherstraße zu gehen, wo wir in der Moschee "Diyanet Muradiye Camii" zu einer Begegnung mit der islamischen Gemeinde eingeladen waren.

Die Idee dazu entstand bei einem Erntedank-Gottesdienst des Kindergartens St. Peter. Hier erfuhr Sr. Martina von Frau Javus, der muslimischen Mutter eines Kindergartenkindes, sie sei von einem älteren Mann bespuckt worden; die Muslime seien schließlich Schuld an den Terroranschlägen in Amerika.

Man wurde sich schnell einig, dass sich Christen und Muslime besser kennen lernen müssten. Frau Javus wandte sich an ihren Hoetschah - den "Pfarrer" der islamischen Gemeinde - der uns daraufhin in seine Moschee einlud.

Ohne Schuhe und die Frauen mit Kopftuch, betraten wir den Gebetssaal - einen großen hellen Raum, mit Teppichboden ausgelegt und die Wände in orientalischem Stil gekachelt.

Wir erfuhren, dass der Saal nicht nur zum Beten, sondern auch zum Feiern dient. Dass Frauen in einem abgetrennten Raum das gemeinsame Gebet verfolgen können, sonst aber durchaus den Raum betreten dürfen. Dass Gebete in arabisch gesprochen, der übrige Gottesdienst aber in der Muttersprache abgehalten wird. Dass der Hoetschah erst seit acht Monaten in Deutschland ist und im Dienst des türkischen Staates steht (was aber nicht für alle Hoetschahs gilt). Dass ...

Und was ist mit den Terroranschlägen gegen Amerika? Dafür gebe es im Islam - wie auch in jeder anderen Religion - keinerlei Rechtfertigung, erklärte der Hoetschah. Islam heiße übersetzt "Frieden", und man könne den islamischen Glauben nur freiwillig und aus Überzeugung annehmen. Djihad - meist einseitig mit "Heiliger Krieg" übersetzt - bedeute, sich voll und ganz für den Islam einzusetzen. Keinesfalls dürfe dies aber als Billigung von Gewalt aufgefasst werden. Die würde vom Koran klar verurteilt; hier werde die Religion missbraucht.

Auch der Wunsch nach intensiveren Kontakten zu den christlichen Gemeinden Hochfelds wurde geäußert, und so war es für uns selbstverständlich, dass wir zum Gegenbesuch in eine unserer Kirchen einluden.

Nach einem kurzen Gebet - vom Hoetschah gesungen und von Frau Javus übersetzt - klang diese sehr interessante Begegnung dann mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken aus.

Michael Kleinwegen


Koran, Sure 16,90
Gott gebietet Gerechtigkeit, Gutes zu tun und den Verwandten zu geben; Er verbietet das Schändliche, das Verwerfliche und die Gewalttätigkeit. Er ermahnt Euch, auf dass Ihr es bedenken mögt.