Eine Reise nach Moldawien (1.-5. April 2002)

Auf den Spuren der Hoffnung

Moldawien

Auf Einladung von Pfr. Markus Dördelmann aus Kamp-Lintfort, dessen Vorgänger P. Klaus Kniffki SVD seit einigen Jahren Pfarrer in Moldawien ist, bin ich mit einer kleinen Gruppe von sechs Personen am Ostermontag nach Moldawien geflogen.

In den letzten Jahren schon haben Gruppen aus unserer Gemeinde Projekte in Moldawien unterstützt. So spendete unsere Theatergruppe ihre Aufführungserlöse in 2001 und 2002 für eine Suppenküche in Stauceni, einem Vorort der Hauptstadt Chisinau, in der täglich bis zu 70 Senioren und über 100 Kinder eine warme Mahlzeit erhalten können.

Zusammen mit Albanien bildet Moldawien das Schlusslicht auf der Armutsskala in Europa. 80% der Bevölkerung leben an oder unter der Armutsgrenze. Die katholische Kirche ist zwar nur eine kleine Gemeinschaft (die meisten Moldawier gehören der rumänisch- oder russisch-orthodoxen Kirche an), aber durch ihr soziales Engagement leistet sie doch einen wichtigen Beitrag für den Aufbau der Gesellschaft.

Die vier Tage, die ich in Moldawien verbringen durfte, haben mir nicht nur die Möglichkeit gegeben, einmal die Situation eines Landes kennen zu lernen, für das wir uns mit unseren Hilfswerken (z. B. Misereor, Caritas oder Renovabis) engagieren, sondern auch Menschen zu erleben, die vor Ort Zeichen der Hoffnung setzen und mit den Menschen vor Ort an der Zukunft bauen.

Gemeindezentrum in Stauceni

Besonders beeindruckt haben mich die Kinder und Jugendlichen, die täglich in großer Zahl zum Gemeindezentrum in Stauceni kamen und die Gottesdienste mitfeierten. Ihre froher Gesang und ihre fröhlichen Gesichter sind ansteckend.

In Moldawien wurde unsere Gruppe im Gästehaus des Bistums Chisinau untergebracht, und wir sind mehrmals dem Bischof Anton Cosa begegnet, den ich selbst über unsere Priestergemeinschaft schon seit vielen Jahren kenne und an dessen Bischofsweihe vor zwei Jahren im Petersdom ich teilnehmen durfte. Zur Diözese Chisinau gehören elf Pfarreien und einige Seelsorgebezirke, die sich über das ganze Land Moldawien verteilen.

Jeden Tag fuhren wir mit einem Kleinbus über die teilweise sehr schlechten Straßen zu Pfarreien und sozialen Einrichtungen, um über das Leben der Kirche informiert zu werden. So entsteht z. B. in der Hauptstadt ein neues Sozialzentrum mit einer Suppenküche, einer Altentagesstätte, einem medizinischen Zentrum und dem Pastoralzentrum der Diözese. Wir lernten italienische Ordensschwestern kennen, die in diesem Zentrum leben und für die Menschen da sein werden.

Weiterhin stand ein caritatives Pilotprojekt in der Stadt Grigorauca auf dem Programm, wo der moldawische und der deutsche Caritasverband eine Sozialstation aufbauen, von der aus fast 200 z. T. bettlägerige Patienten betreut werden können.

Bei der Familie von Wladimir

Beeindruckender als die Besichtigung der Projekte war allerdings stets die Begegnung mit den Menschen vor Ort. So wurden wir in dem Dorf Sl. Rascov ins Haus der Familie des jungen Theologen Wladimir eingeladen, der in diesem Sommer zum Diakon geweiht wird, und durften die Gastfreundschaft dieser Familie erleben. Die Nudelspeise war super! Wir sahen aber auch, in wie engen Verhältnissen die Familien dort leben müssen.

Wladimir führte uns auch einen Brunnen vor, der das Haus mit Wasser versorgt. Die meisten Moldawier müssen ihr Wasser aus solchen Brunnen holen, da es nur an wenigen Orten eine Trinkwasserversorgung gibt.

Schön war auch der traditionelle Priestertag, der immer am Mittwoch nach Ostern stattfindet und an dem fast alle der 20 Priester teilnehmen.

Nach einem geistlichen Einstieg trifft man sich zum Grillen an einem Haus auf dem Friedhof. Hier begann die Kirche wieder ihr Engagement, nachdem die Sowjetunion zerbrochen war. Und nach dem Essen wurde Fußball gespielt auf einem holprigen "Acker". Wenn ich da an unsere Priestertage denke ...

Viele der Mitbrüder leben dort in sehr bescheidenen Verhältnissen, zumal die Diözese ihnen bis vor einigen Monaten nicht einmal ein Gehalt zahlen konnte und sie von ihren Familien, Gemeinden oder ihren Orden unterstützt werden mussten.

Zu unserer Reisegruppe gehörte neben einer Lehrerin, einer Mitarbeiterin der Familienbildungsstätte in Kamp-Lintfort und einem pensionierten Polizeibeamten auch ein Kameramann, der früher fürs ZDF gearbeitet hat und nun selbstständig ist. Immer wieder baute er seine Kamera auf und nahm über vier Stunden Material mit nach Hause.

Mittlerweile ist ein Film von 37 Minuten entstanden, den ich schon einigen Gruppen vorführen durfte. Scherzhaft wurde gesagt, dass die Mitreisenden alle vom Moldawien-Virus befallen sind, d. h. vom Wunsch, sich für die Menschen in Moldawien einzusetzen. Ich glaube, dass ich mich auch etwas infiziert habe, und vielleicht kann ja auch in unserer Gemeinde ein Projekt in Moldawien Hilfe erfahren?

Vermutlich war ich nicht zum letzen Mal in Moldawien!

Pfr. Bernhard Jakschik