ADAM Logo

Adam-Oratorium in Christus König (10. Mai 2003)

ADAM - Die Suche nach dem Menschen

Tänzer Rolf Gildenast

Zwar hat das Neue Geistliche Lied in Christus König eine lange Tradition; die letzten großen Aufführungen dieser Art - die "Kölner Domfest-Messe" (Lonquich / Lüchtefeld) und das "Kevelaerer Kredo" (Böckeler / Willms) - liegen jedoch weit zurück. Umso schöner war es, mit dem "Adam-Oratorium" des Neusser Komponisten Gregor Linßen mal wieder ein echtes NGL-Highlight in unserer Kirche erleben zu können, wenn auch diesmal aus der Perspektive des Zuhörers.

Was kann ich wissen? - Was soll ich tun? - Was darf ich hoffen? - Was ist der Mensch?

Um diese vier Lebensgrundfragen Immanuel Kants dreht sich das Oratorium, in dessen Mittelpunkt - passend zum Ort der Uraufführung, der Franziskus-Basilika in Assisi - der reiche Kaufmannssohn Franz Bernardone steht, der sehr zum Unwillen seines Vaters seine gesicherte Existenz aufgab und in der Armut neuen Reichtum fand. Rahmenhandlung ist das Gespräch eines Vaters mit einem befreundeten Priester um einen aktuellen Generationenkonflikt: der Vater verbietet seinem Sohn, Tänzer zu werden anstatt einen anständigen Beruf zu erlernen, worauf der Sohn ihn im Streit verlässt.

Chöre aus Neuss, Düsseldorf, Grevenbroich, Ettlingen und Freiburg mit über 100 Sängern, sechs Solisten und Linssens Musikgruppe AMI ließen das mit aufwändiger Ton-, Licht- und Videotechnik inszenierte Oratorium unter Leitung von Leo Langer (Freiburg) zu einem mitreißenden musikalischen Erlebnis werden. Schade nur, dass es außer dem Kanon zum Auszug keine Lieder zum Mitsingen gab; eingängige Melodien dafür gab es genug. Als Höhepunkt begeisterte Rolf Gildenast mit seinem Tanz zum Sonnengesang des hl. Franz von Assisi.

Eine gelungene Aufführung zum 50-jährigen Bestehen des Katholischen Jugendamtes, die das Publikum mit lang anhaltendem Beifall quittierte.

Michael Kleinwegen


Der Sonnengesang des Franziskus

(RP) Das Oratorium "Adam - Die Suche nach dem Menschen" von Gregor Linßen, das anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Katholischen Jugendamtes und des BDKJ in der Christus-König Kirche aufgeführt wurde, setzt sich in erster Linie mit dem menschlichen Dasein auseinander. Es werden sowohl existenzielle Fragestellungen als auch Wünsche und Träume, die im Laufe eines Lebens nahezu jeden Menschen beschäftigen, beleuchtet. Dabei erzählt das Werk nicht etwa die Geschichte Adams, sondern setzt vielmehr bei der Funktion Adams als ersten vollkommenen Menschen und Prototyp des Menschen an.

ADAM-Aufführung

Der Untertitel "Die Suche nach dem Menschen" verdeutlicht jedoch, dass die von Gott ursprünglichen Ideale immer wieder gesucht, gefunden, ergründet und neu definiert werden müssen. Dabei dient der Heilige Franziskus von Assisi als Leitfigur des Stückes, dessen radikaler Lebenswandel die Hauptaussage des Werkes in die heutige Zeit projiziert.

Das Leben des Franziskus, der als Sohn eines wohlhabenden Vaters sein Leben änderte und den Armen widmete, ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, die sich mit einem aktuellen Vater-Sohn-Konflikt beschäftigt. Der Vater, der den Wunsch des Sohnes, Tänzer zu werden, nicht als "vollwertigen" Beruf akzeptieren kann, sucht Rat bei einem Freund, einem Geistlichen. In diesem Zusammenhang werden auch die vier zentralen Lebensgrundfragen Immanuel Kants "Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?" beleuchtet.

Gregor Linßen hat mit seinem Oratorium ein bunt gestaltetes Werk geschaffen, das in jederlei Hinsicht einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Mit vokaler und instrumentaler Musik, die von fünf Chören, Streichern und Band umgesetzt wurde, einem Hauptdialog, der entsprechend der Problemstellung mit passenden Bibelzitaten ergänzt und vertieft wurde, mit Tanz und Bildprojektionen wurde die gesamte künstlerische Bandbreite abgedeckt. Die rhythmische Musik, die neben Jazz und Musicalelementen auch Karibisches und Lateinamerikanisches aufwies, wurde vor allem dem Geschmack eines jüngeren Publikums gerecht. Dabei wurde die gesprochene Handlung durch die Musik ergänzt, vertieft und auf einer anderen Ebene verdeutlicht.

Linßen gelang es, der mitreißenden Musik durch Proklamation und Textwiederholungen eine dramatische Färbung zu verleihen und Schlüsselwörter hervorzuheben. Als Höhepunkt des Stückes begeisterte Rolf Gildenasts Tanz. Letztendlich tanzte der Sohn, der seinen Traum entgegen der Zweifel des Vaters dennoch in die Realität umgesetzt hat und seinen Weg gegangen ist, den Sonnengesang des Franziskus. So fand er genauso wie die Leitfigur Franziskus von Assisi sich selbst und den tieferen Sinn in seinem Leben.

Vera Nikovska

Rheinische Post

(aus: Rheinische Post / Duisburger Stadtpost vom 13. Mai 2003)


Weitere Bilder und Infos zur Aufführung:
http://www.adam-oratorium.de

Aufführung ADAM