15.-22. März 2006

Fasten - Ein persönlicher Rückblick

Fastenwoche mit Sr. Martina

"Das mache ich nie wieder", waren meine Gedanken am vierten und fünften Fastentag. Eigentlich hatte ich mir gewünscht, dass ich durch das Fasten mehr Zeit für mich hätte, ruhiger würde und auch näher zu Gott komme. Und die ersten Tage waren auch schön - es ging leicht auf das Essen zu verzichten und nur Wasser, Tees, Säfte und Brühe zu trinken. Ein gutes Gefühl, ohne feste Nahrung auszukommen und den Alltag zu bewältigen.

Die Gruppe abends mit Schwester Martina war sehr gut. Ich fühlte mich aufgehoben, ein bisschen fremd, ein bisschen zu Hause. Mir gefiel es, wie wir miteinander sprachen und still waren. Die Shibashi-Übungen, die Sr. Martina anleitete, machten mich ruhig und fröhlich.

Doch dann ist mir etwas - die Absage für eine Stelle, auf die ich mich beworben hatte - regelrecht auf den Magen geschlagen. "Klar", sagte Sr. Martina, "wenn du fastest, dann wiegen Enttäuschungen viel schwerer, dann bist du einfach empfindlicher."

Jetzt im Nachhinein denke ich, dass ich wieder fasten möchte. Denn mir tat es gut, diese Enttäuschung nicht einfach zu übergehen, auch wenn es weh tat. So bin ich, ohne dass ich es erst gemerkt und anders als ich es mir gewünscht habe, ein Stück Weg gegangen, das mich weitergebracht hat. Spannend war es in der ganzen Zeit, wie ich mich darauf freute, wieder essen zu können, ohne essen zu wollen oder zu müssen.

Für die Zeit nach dem Fasten fällt mir auf, dass ich bewusster und weniger esse. Ja es war gut, mich selbst und die Welt durch das Fasten aus einer anderen Perspektive zu erleben. Es war nichts dramatisch anderes, nichts übernatürliches, eher wie eine leichte Verschiebung des Blickwinkels, die mir gut tat.

Pastorin Ursula Harfst