1. Oktober 2006

Gründung der Pfarrei Liebfrauen

Festgottesdienst in St. Joseph

Florian Mazur mit unserer Gemeindekerze
Florian Mazur mit unserer Gemeindekerze

Am 1. Oktober wurde in einem feierlichen Gottesdienst mit Weihbischof Franz Grave die neue Pfarrei gegründet und Bernhard Lücking als Pfarrer in sein Amt eingeführt. Der Gottesdienst hatte eine Reihe außergewöhnlicher Elemente.

Schon beim Einzug wurden besonders gestaltete Kerzen mitgeführt, die mit Symbolen der Gemeinden verziert waren und deutlich machten, dass das Licht des Glaubens bereits an vielen Stellen in unserem Dekanat leuchtet. Unsere Kerze war so gestaltet wie die Kerzen in der Gemeindemission 2002 mit unserem Pfarrlogo (drei Kreise mit unseren drei Kirchen) und dem Spruch "Komm in Berührung".

Dann wurden Bilder aller 15 Kirchen der neuen Pfarrei gezeigt, um deutlich zu machen, wie groß der Bereich ist, der hier zusammengeschlossen wird. Darauf verlas Stadtdechant Klaus-Wilhelm Mertes die Errichtungsurkunde und es war dann meine letzte Aufgabe als Dechant, die neue Pfarrkerze mit dem Licht von einer der Gemeindekerzen zu entzünden.

Weihbischof Grave führte nun Bernhard Lücking in sein Amt ein. Es war schön, dass dann unser neuer Pfarrer alle Mitglieder des Pastoralteam namentlich vorstellte und wir uns um ihn im Altarraum versammelten. Pfarrer Lücking machte auch deutlich, dass die anstehenden Aufgaben nur im Miteinander angegangen werden können.

In seiner Predigt zeigte Weihbischof Grave einige Grundlinien für die neue Pfarrei auf: Offenheit, welche zu missionarischem Handeln führt; Option für die Armen; ökumenisches Engagement und auch Gesprächsbereitschaft mit den anderen Religionen, besonders dem Islam. Weihbischof Grave entdeckt dabei in unserer Pfarrei ein großes Potential an Christlichkeit.

Zur Gabenbereitung wurden zunächst wieder Symbole der Gemeinden vor den Altar gestellt wie z. B. ein Stein aus der Krypta der Karmelkirche. Hier lag ja vor einigen hundert Jahren der Ursprung unserer Pfarrei.

Unser Symbol hatte Florian Mazur vom Pfarrgemeinderatsvorstand erstellt und im Gottesdienst vorgestellt: ein Kreuz, das aus drei gelochten Metallplatten bestand, die durch einen dicken Draht miteinander verflochten waren. Die drei Lochplatten standen für St. Bonifatius, Christus König und St. Peter, das Metall für die Großindustrie, die unseren Stadtteil geprägt hat, und der Draht für die Beziehungen, die in den letzten sechs Jahren gewachsen sind.

Das Metallkreuz als Symbol der Gemeinde Christus König
Das Metallkreuz als Symbol der Gemeinde Christus König

Zum Abschluss des Gottesdienstes bekamen alle Gemeinden eine Kerze mit dem Symbol des Umstrukturierungsprozesses übergeben. Sie zeigen eine aufkeimende Pflanze, ein Zeichen für Neubeginn und Aufbruch.

Besonders schön war der Gottesdienst musikalisch gestaltet. Aus fast allen Chören unserer Pfarrei hatten sich Sängerinnen und Sänger zu einem großen Chor zusammengefunden.

In seinen Schlussworten bedankte sich Pfarrer Lücking ausdrücklich bei allen, die zur Feier der Gründung, aber auch in den Ausschüssen zur Fusion beigetragen hatten. Nach dem Gottesdienst trafen sich alle auf dem Dellplatz zu einer Begegnung mit Brot und Wein. Mit einer Lichtfeier wurde die Gründungsfeier beendet.

Natürlich waren im Gottesdienst auch Stimmen der Trauer zu spüren, wo es demnächst um Kirchenschließungen geht. Dennoch erkennen viele, dass es an der Zeit ist die Rahmenbedingungen, in denen wir unser Christsein leben müssen, zur Kenntnis zu nehmen, und es keine Alternative zum angefangenen Umstrukturierungsprozess gibt. Ich hatte den Eindruck, dass viele engagierte Gemeindemitglieder die neue Situation mitgestalten wollen. Das drückte auch der feierliche Gottesdienst aus und lässt mich mit Hoffnung in die Zukunft blicken.

Bernhard Jakschik


Weizenkorn-Symbol

Das Weizenkorn

Meditation aus der Pfarrgründungsmesse

Ein Spross, der aus einem geöffneten Samenkorn wächst, wird zum Zeichen des Aufbruchs im Bistum Essen.

Diese Darstellung stammt aus der Cyriaca-Katakombe in Rom.

"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht." (Joh 12,24)

Das Weizenkorn stammt selbst aus einer Ernte.

Es wuchs selbst am Halm und wurde reif.

Es trägt in sich das Leben und die Kraft zum Aufbruch.

Die sprießende Pflanze kann es zunächst mit allem Notwendigen versorgen.

Und dann, wenn die Saat aufgeht, wenn die Kraft aus dem Korn verbraucht ist, dann muss die kleine Pflanze Wurzeln treiben und sich dem Licht entgegenstrecken.

Ein wunderbares Bild für das Vergehen und Werden von Formen und Gestalten.

Aber eines bleibt gleich: Der Bauplan, der im Korn verborgen ist und sich wieder entfalten soll.

Die Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ihre Gestalt gewandelt und musste sich oft an neue Gegebenheiten anpassen.

Aber der in ihr wohnende Plan ist nichts anderes als die Frohe Botschaft, die immer neu in der Welt Gestalt werden soll.

Mehr noch: es ist Jesus Christus selbst, der in seiner Kirche, in seinem Leib immer wieder in dieser Welt anwesend sein will.

Seine Lebenskraft wird auch unsere Pfarrei erfassen und zum Leben bringen.

Bernhard Jakschik