24. Oktober 2008
Thomasmesse in St. Bonifatius

Abbruch - Umbruch - Aufbruch

Plakat zur Thomasmesse
Plakat zur Thomasmesse

Erfahrungen mit der Thomasmesse

Schon vor einem Jahr wurde im Ökumenekreis die Idee geboren, einmal eine sogenannte Thomasmesse in Hochfeld zu feiern. Dabei ist die Thomasmesse keine Messe im katholischen Sinn, sondern eine Gottesdienstform, die in Helsinki vor einigen Jahren entstanden ist. Sie soll Menschen ansprechen, die kirchlich nicht gerade im Zentrum stehen und auch ihre Zweifel haben. Daher "Thomasmesse", von Thomas, dem Zweifler, der auch zunächst die Auferstehung Jesu nicht glauben konnte.

Mitglieder des Ökumenekreises machten sich im Herbst 2007 auf den Weg, um in Gelsenkirchen in der evangelischen Stadtkirche einen solchen Gottesdienst zu besuchen, und kamen begeistert zurück. Angesprochen hatten sie vor allem die gut gemachten Impulse im Wortgottesdienst und vielfältige Angebote in der Freiphase, die den zweiten Teil der Feier ausmacht: man konnte sich für einige Minuten in einen Raum der Stille zurückziehen, in einer Bücherecke wühlen, sich persönlich segnen lassen oder auch selbst Fürbitten schreiben. In einem Abendmahlteil wurde der Gottesdienst dann zusammengefasst. Außerdem gefielen die musikalische Gestaltung und auch die offene Atmosphäre des Verantwortlichenkreises den Besuchern aus Duisburg. Man wurde persönlich begrüßt und wahrgenommen.

Wegen der vielfältigen Veränderungsprozesse in den Kirchen wurde schnell das Thema Abbruch - Umbruch - Aufbruch gefunden. Die Idee der Thomasmesse sprach sich herum und der Ökumenekreis wurde durch einige Personen erweitert, die dieses Projekt interessant fanden. Viele Aufgaben stellten sich: für die musikalische Gestaltung konnte "In-Time Voices" gewonnen werden; Werbung musste gemacht werden mit Plakaten, Flyern und Pressearbeit; als Ort wurde St. Bonifatius ausgewählt wegen der Vielfältigkeit des Raumes; auch mussten Mitarbeiter für die Bewirtung bei der Agape gefunden werden.

Am Freitag, dem 24. Oktober war es dann soweit. Weit über 100 Personen feierten die Thomasmesse mit. Nach der persönlichen Begrüßung wurden durch Fotos aus Hochfeld und Duisburg Orte von Abbruch (z.B. Industriehalle am Rheinpark), Umbruch (z.B. Karitatives Zentrum St. Peter) oder Aufbruch (z.B. Rheinpark oder Forum) gezeigt. In einem Gespräch zwischen einem Aufbrechenden, der die Stadt verlassen will, um woanders eine Arbeit zu suchen, und einem Bedenkenträger wurde auch auf die Geschichte von Abraham verwiesen, der auf den Anruf Gottes hin auch in eine ungewisse Zukunft aufbrach.

Die sogenannte "offene Zeit" konnten dann die Mitfeiernden auf ganz unterschiedliche Weise nutzen. In einer Ecke wurden Auszüge aus Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg" vorgelesen, an anderen Orten waren Bücher und Texte zum Thema zu finden. Man konnte seine eigenen Fürbitten verfassen, sich in die Kapelle zurückziehen oder im Altarraum Weihrauchkörner auf glühende Kohlen legen, um sein Gebet zum Himmel aufsteigen zu lassen. Intensiv wurde auch die Möglichkeit genutzt, sich persönlich Gottes Segen zusprechen und sich salben zu lassen. Mit einer Meditation, den verfassten Fürbitten und dem Segen endete die Feier, die dann in eine Begegnung mit Brot und Wein im Eingangsbereich der Kirche mündete.

Die Mitarbeitenden, die für alle an gelben Schlüsselbändern mit Namenschildern erkennbar waren, zeigten sich nachher sehr froh über den gelungenen Gottesdienst und den erfreulichen Zuspruch, den die Thomasmesse gefunden hatte. Vielleicht findet diese Form ja im nächsten Jahr eine Fortsetzung.

Bernhard Jakschik