August 2014 - August 2015
Missionarin auf Zeit

Zuhause in Peru

Mein Name ist Carina Göttmann und ich bin 24 Jahre alt.

Es ist bereits über ein Jahr her, dass ich mich hier vorstellte (Link unten auf der Seite) und von meinem Praktikum im Sozialzentrum berichtete. Damals bereitete ich mich auf mein MaZ-Jahr in Peru vor.

Nun bin ich bereits vor einigen Monaten wieder in Deutschland eingetrudelt und "zuhause" angekommen.

"Zuhause" - Was ist das eigentlich?

Diese Frage beschäftigte mich besonders in meinen letzten Tagen in Lateinamerika. War der Anfang meiner Zeit in Peru, diesem mir damals noch fremden Land, nicht gerade einfach gewesen, so fühlte es sich zum Ende meines Jahres hin immer mehr wie ein Zuhause an. So stellte ich mir die Frage, was eigentlich "Zuhause" ist.

Am 9. August 2014 kam ich in Lima, der Hauptstadt Perus an. Mit dem Taxi ging es dann weiter nach San Martin de Porres, dem Stadtteil, in dem ich mit Eva, einer weiteren MaZlerin, zusammen in einer Wohnung wohnte. Neugierig schaute ich während der Fahrt aus dem Fenster um zu sehen wo ich denn das Jahr über leben würde. Ich sah viel Müll auf den Straßen, der auch teilweise dort verbrannt wurde, Staub, Straßenhunde und -katzen und Häuser ohne Dach, die im Rohbau zu sein schienen. Widersprüchlich zu diesen ersten negativen Eindrücken war die bunte Wäsche, die auf den Dächern hing, um dort vom Wind getrocknet zu werden. Also so trist, wie meine ersten Eindrücke von Lima waren, war es gar nicht.

Carinas neues Zuhause
Carinas neues Zuhause

Trotzdem war der Anfang nicht leicht. Neben den ganzen neuen Eindrücken, den anderen Lebensbedingungen und den sprachlichen Schwierigkeiten - meine Spanischkenntnisse waren eher durchwachsen - wurden wir eine Woche nach unserer Ankunft in Lima auch noch überfallen. Wie ein dunkler Schatten hat mich das Misstrauen und auch die Angst, noch einmal überfallen zu werden, die ersten zwei Monate begleitet. Aber er wurde nach und nach von den netten Menschen vertrieben, die uns gerade nach dem Überfall geholfen hatten, indem sie mit uns zur Polizei gingen oder uns zum Essen einluden, um uns von diesen Ereignissen abzulenken. Unter diesen Menschen befanden sich auch meine Arbeitskolleginnen, die über das Jahr auch meine Freundinnen wurden.

Was hab ich in Lima eigentlich gemacht?

Ich arbeitete in einer "Asociación", einem Verbund aus mehreren Institutionen, der von den Hitruper Missionsschwestern geleitet wird. Zu diesem Verbund gehören auch drei "Casas de las Mujeres" (Frauenhäuser), wo Frauen an Workshops teilnehmen können, um u.a. die Herstellung verschiedener handgearbeiteter Produkte, Haareschneiden und Kosmetik oder auch den Umgang mit dem Computer und verschiedenen Computerprogrammen zu erlernen.

Ich gab in den Casas de las Mujeres Englischkurse für Frauen und Jugendliche und machte sonstige Übersetzungsarbeit. Mir machte es sehr viel Spaß, so meine Englischkenntnisse einsetzen zu können.

Nicht nur durch die Arbeit, sondern besonders durch die Menschen vor Ort, die mich immer zu einem Gespräch ermutigten und meine Grammatikfehler verziehen, lernte ich die spanische Sprache.

Ich fand schnell Freunde, die mich nicht nur zu Heilig Abend einluden, um mit ihrer Familie zusammen zu feiern, sondern mir auch ihre Kultur näher brachten und mir das Eine oder Andere, was mir fremd vorkam, erklärten.

Heiligabend bei Freunden
Heiligabend bei Freunden

Gemeinsam mit Evelyn, einer Arbeitskollegin und Freundin, verließ ich in meinem Urlaub Lima und wir bereisten andere Ecken Perus, die wir gemeinsam erkunden konnten, und wir lernten viel über die Geschichte des Landes.

Ich denke, gerade meinen Freunden, ihren Familien und meinen Arbeitskolleginnen verdanke ich das Gefühl, während des Jahres angenommen, wertgeschätzt und akzeptiert worden zu sein. Ja, ich denke sogar, dass ich ein Zuhause dort gefunden habe, denn wie das englische Sprichwort schon sagt "Home is where your heart is" (Zuhause ist dort, wo das Herz ist), finden wir unser Zuhause doch meistens bei den Menschen, die uns verstehen und lieben.

Demnach habe ich wohl mehrere Zuhause.

Carina Göttmann
(im November 2015)

Evas und Carinas Abschied mit Arbeitskolleginnen und Freundinnen der Asociación
Evas (erste Reihe sitzend, 2. von links) und Carinas (erste Reihe sitzend, 2. von rechts) Abschied mit Arbeitskolleginnen und Freundinnen der Asociación

Link

Vorgestellt: Carina Göttmann (Mai 2014)