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Himmel und Erde
Aus Santiago zurück

VON: CHRISTOF BECKMANN



Gestern stand er auf dem Heiligenkalender - Jakobus. Heinrich Loosen stand vor wenigen Tagen noch vor ihm: Gut sieben Wochen brauchte der knapp 72-jährige ehemalige Bauingenieur zum Grab des Hl. Jakobus auf dem „Silberweg“ von Sevilla über Salamanca in den legendären Wallfahrtsort Santiago de Compostela. Auf der zu Fuß zurückgelegten Strecke von mehr als 1000 Kilometern machte er gute Erfahrungen …

INFO: Am 7. Mai ging es los: Acht Wochen setzte er sich für seine Wanderung von Sevilla nach Santiago de Compostela. Heinrich Loosen aus Essen, der früher als Bauingenieur Brauereien baute, war bereits sechs Mal dort, ist quer durch Europa auf den französischen und portugiesischen Strecken mehr als 3.000 Kilometer gelaufen. Diesmal lief er weitere 1.050 auf dem so genannten spanischen „Silberweg“. Abenteuer schrecken den 70-Jährigen nicht: Im Jemen saß er mit Taliban am Kamelmistfeuer, in Äthiopien zog er sich in koptische Klöster zurück, auf dem Berg Athos war er zweimal bei den Mönchen zu Gast, fünfmal zu Fuß durch Grönland unterwegs. Diesmal hat ihn wieder seine Frau Doris begleitet.
Unser Gesprächspartner: Heinrich Loosen, Kraienbruch 24, 45357 Essen–Gerschede.

Eine Wallfahrt (lat. peregrinatio religiosa, v. wallen in eine bestimmte Richtung ziehen, fahren unterwegs sein) ist eine traditionelle Reise zum Zweck des Besuches einer bestimmten Pilgerstätte mit religiöser Bedeutung. Im symbolischen Sinn ist die Pilgerfahrt sowohl eine Initiation als auch ein Akt der Ergebenheit. Sie geht zurück auf den alten Glauben, dass die übernatürlichen Mächte ihre Kraft an bestimmten Orten besonders stark entfalten. Für Christen sind es die Wirkungsstätten Jesu Christi, im Islam ist es der Ort Mekka, die Geburtsstadt des Propheten, im Hinduismus Benares am Ganges, für Buddhisten die Schlüsselstationen im Leben des Gautama Buddha.
Christen pflegten seit dem 2. Jahrhundert die Gräber der Märtyrer zu besuchen und dort zu beten. Mit der „Wiederentdeckung“ der Wirkungsorte Jesu kamen seit dem 4. Jahrhundert Wallfahrten vor allem nach Jerusalem auf. Nach dem Vorbild der dorthin ziehenden jüdischen Festreisen reisten nun auch Christen zu heiligen Stätten, um Sünden abzutragen, religiöse Läuterung zu erfahren, geheilt zu werden oder in besonderen Anliegen zu beten. Im Mittelalter galt die christliche Wallfahrt als Glaubenszeugnis, weil die Wege zu den Wallfahrtsorten oft weit, mühsam und gefährlich waren. Von besonderer Bedeutung sind die Gräber der Apostel Petrus und Paulus in Rom, die Stätten des Heiligen Landes, das Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela sowie Marienheiligtümer wie Lourdes, Fatima, Loreto oder Medjugorje. Alljährlich unternehmen etwa 40 Millionen Christen eine religiös motivierte Reise. Zu den großen christlichen Wallfahrtszielen in Deutschland zählen in unserer Region die Kirchen von Köln, Neuss oder Aachen, Trier und Paderborn, die Orte Telgte bei Münster, Neviges, Essen-Werden und Warendorf, daneben gibt es unzählige weitere. Die alte Hansestadt Werl macht ihre Marienwallfahrt zum drittgrößten Wallfahrtsort Deutschlands und in dem jedes Jahr von fast 1.000.000 Gläubigen besuchten Kevelaer am Niederrhein hat sich der größte Nordwest-Europas entwickelt.

Buchtipps:
Ingrid Chiari: Auf dem Jakobsweg von Deutschland nach Santiago de Compostela. Ein Pilgerbericht. 336 Seiten, 263 Abbildungen, Michael Imhof Verlag, ISBN 978-3-86568-454-7, Euro 16,80: Ingrid Chiari schildert ihre Erfahrungen auf dem Jakobsweg, der sie in über vier Monaten gemeinsam mit ihrem Mann zu Fuß vom Grab des Bonifatius in Fulda zum Grab des Apostels Jakobus des Älteren in Santiago de Compostela geführt hat (3100 km): Jeder Tag eröffnete Begegnungen, gab äußeren und inneren Erfahrungen Raum. Der Weg führte durch grandiose Landschaften und vorbei an faszinierenden Kunstdenkmälern. Gedanken und Reflexionen über Gott und die Welt durchsetzen den in Tagebuchform erstellten Bericht. Schritt für Schritt eröffnete sich dem Ehepaar eine neue Lebensweise, bei der sie mit dem Wenigen, das im Rucksack mitgetragen wurde, auskommen mussten und oftmals auf die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft von Menschen angewiesen waren. Weitere Bücher: Norbert Ohler: Pilgerstab und Jakobsmuschel. Wallfahren in Mittelalter und Neuzeit. Düsseldorf: Artemis & Winkler, 2000. 272 S., ISBN 3-538-07101-2; Heinz-Jürgen Förg/Hermann Scharnagl: Wallfahren heute - Echter Verlag, Würzburg 2000, ISBN 3-429-02276-2.

Jakobus der Ältere: (Gedenktag katholisch: 25. Juli, * am See Genezareth in Galiläa, dem heutigem Kinneret, + um Ostern 43 in Jerusalem) war Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome sowie der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Der Überlieferung nach verkündete er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das Evangelium, bis er durch König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft wurde - war somit der erste Märtyrer unter der Aposteln (Apostelgeschichte 12, 1-2). Nach der Legende hat er erfolglos in Spanien gepredigt und wurde, nach Jerusalem zurückgekehrt, dort unter Herodes enthauptet. Nach der Legende legten seine Jünger den Leichnam in ein Boot und überführen ihn mit Hilfe eines Engels nach Spanien. Trotz schon früh geäußerter Zweifel entwickelte sich aus der 816 geweihten Jakobskirche Santiago de Compostela, ab dem 11. Jahrhundert eins der größten Wallfahrtszentren des Abendlandes. Seit 1122 gilt jedes Jahr, in dem der Gedenktag auf einen Sonntag fällt, als Heiliges Jahr – so etwa auch das Jahr 2010.

Rund 150.000 Pilger machen sich dorthin jedes Jahr auf den Weg. Wer die letzten 100 km zu Fuß zurücklegt oder wahlweise mit Pferd oder Fahrrad die letzten 200 km, auf denen es nur noch einen Weg gibt, bekommt eine Pilgerurkunde. Bis zu den Pyrenäen führen drei große Hauptstrecken durch Europa. Die gesamte Strecke beschreibt Yves Bottineau (Der Weg der Jakobspilger, Bastei-Lübbe-Taschenbuch, DM 16,90), in einem französischen Standardwerk zur Jakobswallfahrt. Es erklärt den Ursprung dieser religiösen Massenwanderung, die wie keine andere einen reichen Schatz an Kunst und Kulturschätzen hervorgebracht hat. Ein Buch für alle, die nach Frankreich und Nordspanien reisen und den Weg der Jakobspilger nachvollziehen wollen. Die Mitgliedszeitschrift der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft e.V., trägt den Titel „Sternenweg“, erscheint zweimal jährlich mit einem Umfang von 48 Seiten. Sie präsentiert neben aktuellen Informationen Beiträge zur Geschichte, Geografie, Ikonografie, Spiritualität der Pilgerfahrt, informiert über Pilgerpraxis und Projekte sowie über die Jakobus-Literatur.

Kontakt: Deutsche St.Jakobus-Gesellschaft e.V., Harscampstr. 20, 52062 Aachen, Tel. 0241 / 47 90 127, www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de. Mehr: http://www.jakobspilgerwege.de, http://www.jakobus-gesellschaften.de; www.jakobusbruderschaft.de/: Ein Abriss der Geschichte der Jakobuswallfahrten: http://www.kath.de/quodlibe/santiago/santiago.htm.
Siehe auch: Himmel & Erde vom 3. Mai 2009

Caravan-Wallfahrt in Goch
Der Geburtsort des Heiligen Arnold Janssen (1837-1909) lädt in Zusammenarbeit mit der katholischen Pfarrgemeinde St. Arnold Janssen am Christophoruswochenende vom 23. bis 26. Juli 2009 zur Reisemobilwallfahrt nach Goch. Das Wallfahrtsprogramm besteht aus spirituellen, kulturellen und touristischen Angeboten. Zeit für Begegnungen zwischen den Reisemobilisten und den Gocher Bürgerinnen und Bürger bietet das allabendliche Lagerfeuer. Höhepunkt ist eine Reisemobilprozession mit einer Segnung der Fahrzeuge und ihrer Insassen am Sonntag nach dem Wallfahrtsgottesdienst um 11.00 Uhr im Atrium der St.-Arnold-Janssen-Kirche die Fahrzeugprozession statt. Internet: http://www.reisemobilwallfahrt.de/. Zu Arnold Janssen, Gründer der Steyler Missionare (SVD), der Steyler Missionsschwestern und der Steyler Anbetungsschwestern, am 5.11.1837 in Goch am Niederrhein geboren, mehr auf: www.steyler.de.

Erzbistum Paderborn feiert das „Liborifest“
Unter dem Leitwort „Wenn dein Kind dich morgen fragt...“ feiert das Erzbistum Paderborn in diesem Jahr vom 25. Juli bis 2. August das Liborifest. Die Festwoche begannt am 25. Juli und endet am 2. August. Bereits am 24. Juli sprach in der Aula der Kaiserpfalz Johannes Meier aus Mainz zum Thema „Meinwerk von Paderborn und die Zeit der Bischöfe“. Die kirchlichen Feiern begannen am 25. Juli mit der Überführung der Reliquien des heiligen Liborius in ihrem goldenen Schrein aus der Domkrypta in den Hochchor des Domes. Dort bleiben sie während des traditionellen Libori-Triduums bis zum Dienstag. Den Abschluss der Festwoche am Sonntag, 2. August, bildet in diesem Jahr der „Tag der Familien“. Der bisher am letzten Tag des Liborifestes stattfindende „Tag der Caritas“ wird am 1. August begangen.

Programm:

Sonntag, Hochfest des Heiligen Liborius
9 Uhr Pontifikalamt in Konzelebration aller anwesender Bischöfe mit päpstlichem Segen, traditionelle Prozession mit dem Allerheiligsten und dem Libori-Schrein durch die Stadt mit eucharistischem Segen.
Gegen 12 Uhr Empfang in der Aula des Collegium Leoninum mit Eintragung von Bischof Yves Le Saux aus dem Paderborner Partnerbistum Le Mans und Hans-Gert Pöttering, Präsident der Europäischen Parlaments a. D., in das Goldene Buch des Erzbistums. Erzbischof Hans-Josef Becker und der Magdeburger Bischof Gerhard Feige erneuern den Partnerschaftsvertrag zwischen dem Erzbistum Paderborn und dem Bistum Magdeburg.

Montag, 27. Juli
9 Uhr: Bischof Yves Le Saux feiert das Pontifikalamt mit den französischen Gästen, um 11 Uhr Pontifikalamt, zu dem besonders die Frauen eingeladen sind, mit dem Fuldaer Bischof Heinz-Josef Algermissen.

Dienstag, 28. Juli
9 und 11 Uhr Pontifikalämter für das katholische Landvolk mit Bischof Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien an der römischen Kurie, um 11 Uhr mit Kardinal Paul Josef Cordes, Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“ (Rom). 17 Uhr Ende des Libori-Triduums im Hohen Dom: Abschließende Betstunde mit Te Deum, sakramentalem Segen, Prozession über den Domplatz, Beisetzung der Reliquien. Für die folgenden Tage der Festwoche wird eine Silberbüste des heiligen Liborius im Hochchor ausgestellt, die ebenfalls Liborius-Reliquien enthält.

Ab Mittwoch beginnen die Pontifikalämter jeweils um 11 Uhr: am Mittwoch mit den Ordensleuten und Missionaren, am Donnerstag mit der älteren Generation, am Freitag mit den Ministranten und Kindern und am Samstag mit den Mitarbeitern der Caritas. Die Jugendlichen sind besonders zu einem Pontifikalamt am Freitag um 18 Uhr eingeladen. Zusätzlich zu diesen Gottesdiensten sind die Gläubigen am Sonntag, Montag, Dienstag und Donnerstag an den Nachmittagen zu Gebetsstunden in den Hohen Dom eingeladen. Wie schon in den vergangenen Jahren findet von Montag bis Samstag um 22 Uhr die Komplet, das Nachtgebet der Kirche, in der Bartholomäuskapelle an der Nordseite des Domes statt. Eine Ausnahme ist der 1. August: Dann sind die Gläubigen zur Komplet in die Gaukirche eingeladen.

Die Libori-Festwoche schließt am 2. August mit einem Pontifikalamt für die Familien um 10 Uhr im Hohen Dom.


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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