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Himmel und Erde
Brasilien: Rechte für Landlose

VON: CHRISTOF BECKMANN



Ab Mittwoch dieser Woche werden aller Augen auf die Schweiz gerichtet sein – dorthin, wo es besonders idyllisch ist, in Davos. Zum Weltwirtschaftsforum, diesmal mit weniger Partys, mit preiswerterem Champagner, wie es heißt. Vor allem aber ganz im Schatten der Weltfinanz- und Wirtschaftskrise. 1971 gegründet von Wirtschaftsprofessor Klaus Schwab - und der meinte jetzt in der Basler Zeitung: „1000 Milliarden Dollar Staatshilfe auf der einen Seite, aber 30 mal so groß der Schaden insgesamt. Das Wirtschaftssystem müsse verändert werden.“ Das ist ein ziemlicher Satz. Denn während im Alpendörfchen gerätselt wird, wie es mit der Wirtschaft weiter gehen soll, läuft in der kochenden Amazonasmetropole Belém schon das Weltsozialforum 2009. Menschenrechte und Gerechtigkeit sind hier die Schlüsselthemen. Ab Dienstag aus Brasilien also ganz sicher andere Töne zu den Lasten des Finanzdesasters, die vor allem von denen getragen werden, die überhaupt nicht daran beteiligt waren. Und schon länger. Im nach Fläche und Bevölkerung fünftgrößten Staat der Erde kämpfen viele ums Überleben - inzwischen 1,5 Millionen organisiert im „Movimento dos Sem Terro“, der Bewegung der Landlosen. Nicht nur hier, im Nordosten Brasiliens, gehört einer winzigen Minderheit von reichen Grundbesitzern fast alles Land. Alfred Hovestedt von der Caritas im Erzbistum Köln war schon mal dort.

INFO: „Eine andere Welt ist möglich“: Unter diesem Motto findet in Belém, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Para, vom 27. Januar bis 1. Februar 2009 das sechste Weltsozialforum statt, das sich als offenes Forum der Diskussion und Verständigung von Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und sozialen Bewegungen versteht. Ausschlaggebend für die Auswahl der Region war, dass sich in Amazonien viele aktuelle Probleme (Klimawandel, Abholzung, Produktion von Agrartreibstoffe, Unterdrückung der Indigenen usw.) in konzentrierter Form zeigen. Das Weltsozialforum ist eine Gegenveranstaltung zu den Gipfeln der Welthandelsorganisation (WTO), dem Davoser Weltwirtschaftsforum und den jährlichen Weltwirtschaftsgipfeln der Regierungschefs der G8-Staaten. Die erste Veranstaltung fand 2001 in Porto Alegre, Brasilien, statt und wurde zu einem Symbol für die Bewegung der Kritiker der Globalisierung. Veranstaltungsort von 2001 bis 2003 und 2005 war Porto Alegre, 2004 das indische Mumbai (früher: Bombay), 2006 fand es an drei Orten in Afrika, Asien und Südamerika gleichzeitig statt und 2007 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Erwartet werden in Belém rund 80.000 Teilnehmer, über 3000 Veranstaltungen sind angemeldet worden.
Mehr: www.weltsozialforum.org, http://www.fsm2009amazonia.org.br.


Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) vom 28. Jan. - 1. Feb 2009, in Davos/Schweiz, wird seit 1971 von einer in Genf ansässigen gemeinnützigen Stiftung veranstaltet. Gründer und Präsident des World Economic Forum ist Wirtschaftsprofessor Klaus Schwab. 2006 eröffnete das Forum regionale Büros in Peking und in New York. Sie hat Beobachterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und untersteht dem Schweizer Bundesrat. Das Forum wird von seinen 1000 Mitgliedsunternehmen finanziert, die üblicherweise einen Jahresumsatz von über 5 Mrd. Dollar erzielen. Rund 2500 Teilnehmer werden zum diesjährigen Treffen nach Davos reisen. Neben dem ehemaligen US-Präsident Bill Clinton kommt auch der russische Ministerpräsident Wladimir Putin, der als Vorsitzender der G-8-Gruppe am Mittwoch die Eröffnungsrede hält.
Mehr: http://www.weforum.org/en/index.htm

 

Die Landlosen-Bewegung in Brasilien
In Brasilien besitzen etwa zehn Prozent der Bevölkerung rund 80 Prozent des Bodens. Wenn aber Land nicht genutzt, bebaut oder beweidet wird, ist seit 1960 nach Gesetz die Inbesitznahme erlaubt, auch wenn sklavenähnliche Beschäftigungsverhältnisse oder Drogenanbau nachgewiesen sind. Diese Möglichkeit nutzen inzwischen 1,5 Millionen Mitglieder des „Movimento dos Sem Terra“ (MST) in 23 von 25 Bundesstaaten. Die in rund 50.000 Lagern lebenden Landlosen – meist Analphabeten - werden von Kirche und Caritas unterstützt. Spendenkonto: 202 bei der Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 660 205 00.

Unser Gesprächspartner: Alfred Hovestädt, Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V., Abteilung Kommunikation und Sozialmarketing, Georgstraße 7, 50676 Köln, Tel. 0221/201 03 08, Fax 0221/201 03 91, e-Mail: presse(bei)caritasnet.de, Internet: http://www.caritasnet.de/


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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