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Himmel und Erde
Traditionalistenstreit: Kirche im Gegenwind

VON: CHRISTOF BECKMANN



Die letzten - beiden – Wochen inzwischen hatten es in sich: Der Papst in Nähe von Holocaust-Leugnern gerückt. „Entrückt“ sei er, hieß es, oder „wir haben es schon immer gewusst.“ Selbst die Kanzlerin sah Handlungsbedarf und mischte sich zu einiger Verwunderung in Rom ein. Und die Welt schaute entgeistert auf die Debatte bei uns im Land. ….


Eine kleine Chronik der Ereignisse:

18. Januar 2009: Benedikt XVI. zum Beginn der Gebetswoche für die Einheit der Christen
Papst Benedikt XVI. wendet sich nach dem traditionellen Angelusgebet zum Beginn der Gebetswoche für die Einheit der Christen besonders an alle auf der Welt verstreuten Katholiken. Vereint im Gebet, sollten sie nicht müde werden, „für die Überwindung der Hindernisse zu arbeiten, die die volle Einheit unter allen Jüngern Christi behindern“. Heute sei der Einsatz für die Ökumene noch dringlicher, denn es gehe darum, „unserer von tragischen Konflikten und schmerzlichen Spaltungen gekennzeichneten Gesellschaft ein Zeichen und einen Impuls zu Versöhnung und Frieden zu geben“. Papst Benedikt ruft alle Menschen dazu auf, intensiv dafür zu beten, dass die Christen zur vollen Gemeinschaft untereinander entschlossen voranschreiten. Zum Abschluss der Woche am Sonntag, dem Fest der Bekehrung des heiligen Paulus (25. Januar), feiert er die Vesper in der Päpstlichen Basilika St. Paul vor den Mauern.


21. Januar 2009: Ausstrahlung des Interviews mit dem suspendierten Bischof Richard Williamson
Das bereits im November aufgezeichnete Interview mit Williamson, in dem er die Existenz von Gaskammern in den Konzentrationslagern leugnet, wird vom schwedischen Fernsehen ausgestrahlt.


24. Januar 2009: Veröffentlichung des Dekrets der Bischofskongregation zur Aufhebung der Exkommunikation LATAE SENTENTIAE von vier Bischöfen der Bruderschaft „St. Pius X.“
„Mit Schreiben vom 15. Dezember 2008 an S. Em. Kardinal Dario Castrillón Hoyos, den Präsidenten der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, hat Bischof Bernard Fellay – auch im Namen der drei übrigen am 30. Juni 1988 geweihten Bischöfe – erneut die Rücknahme der Exkommunikation latae sententiae (als Tatstrafe) erbeten. Diese war formell mit einem Dekret des Präfekten dieser Kongregation für die Bischöfe vom 1. Juli 1988 erklärt worden. In dem genannten Schreiben versichert Bischof Fellay unter anderem: »Wir haben den Willen und sind fest entschlossen, katholisch zu bleiben und alle unsere Kräfte in den Dienst der Kirche Unseres Herrn Jesus Christus zu stellen, die die römisch-katholische Kirche ist. Wie nehmen ihre Lehren in kindlicher Gesinnung an. Wir glauben fest an den Primat Petri und an seine besondere Stellung. Und darum leiden wir so sehr unter der gegenwärtigen Situation.«
Papst Benedikt XVI. hat – bewegt von väterlichen Empfindungen angesichts der von den Betroffenen bekundeten geistlichen Notlage wegen der erfolgten Exkommunikation und im Vertrauen auf ihre in dem genannten Schreiben geäußerte Verpflichtung, keine Mühe zu scheuen, um die Gespräche mit dem Heiligen Stuhl in den noch offenen Fragen zu vertiefen und dadurch zu einer vollständigen und befriedigenden Lösung des entstandenen Problems zu gelangen – beschlossen, die kirchenrechtliche Situation der Bischöfe Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galarreta neu zu bedenken, die durch ihre Bischofsweihe entstanden war.
Diese Maßnahme soll die gegenseitigen vertrauensvollen Beziehungen stärken und die Kontakte zwischen der Bruderschaft St. Pius X. und dem Heiligen Stuhl festigen. Dieses Geschenk des Friedens soll – am Ende des weihnachtlichen Festkreises – auch ein Zeichen sein, um die Einheit in der Liebe der Universalkirche zu fördern und das Ärgernis der Spaltung zu überwinden.
Es ist zu hoffen, daß diesem Schritt die baldmögliche Verwirklichung der vollen Gemeinschaft von seiten der gesamten Bruderschaft St. Pius X. mit der Kirche folgt, um so die echte Treue und wahre Anerkennung des Lehramts und der Autorität des Papstes durch ein Zeichen der sichtbaren Einheit zu bezeugen.
Auf Grundlage der mir ausdrücklich vom Heiligen Vater Benedikt XVI. übertragenen Vollmacht hebe ich kraft dieses Dekrets für die Bischöfe Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galarreta die Strafe der Exkommunikation latae sententiae auf, die von dieser Kongregation mit Datum vom 1. Juli 1988 erklärt worden war. Ich erkläre das damals erlassene Dekret ab dem heutigen Datum für juristisch wirkungslos.
Rom, am Sitz der Kongregation für die Bischöfe, 21. Januar 2009
 Kard. Giovanni Battista Re
Präfekt der Kongregation für die Bischöfe“


Die Priesterbruderschaft bringt nach der Bekanntgabe der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe gegenüber dem Papst ihre „kindliche Dankbarkeit“ zum Ausdruck und betont, dass seine Entscheidung „über die Priesterbruderschaft St. Pius X. hinaus eine Wohltat für die ganze Kirche“ sein werde. „Unsere Bruderschaft wünscht, dem Papst immer mehr helfen zu können.“


25. Januar: 50. Jahrestag der Ankündigung des II. Vatikanischen Konzils
Papst Johannes XXIII. (1958-1963), kurz nach seiner Wahl an die Spitze der Kirche, verkündete am 25. Januar 1959 ein allgemeines Ökumenisches Konzil für die Gesamtkirche. Die mit Unterbrechungen von 1962-1965 dauernde Kirchenversammlung ging als das „II. Vatikanische Konzil“ in die Geschichte ein: 2.850 „Konzilsväter“ bearbeiteten 16 Dokumente - vier Konstitutionen, neun Dekrete und drei Erklärungen. Die zentralen Konstitutionen formulierten mit dem Bild der Kirche als dem pilgernden Volk Gottes ein neues Kirchenverständnis (LUMEN GENTIUM, 1964), mit der Konstitution über die Liturgie (SACROSANCTUM CONCILIUM, 1963) gab es eine Reform des Gottesdienstes und der Sakramente sowie die Einführung der Volkssprache anstelle des Latein. Zu den Problemen der Moderne äußerte sich das Konzil in der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute (GAUDIUM ET SPES, 1965) und die vierte Konstitution ebnete einer modernen Erforschung der Bibel den Weg (DEI VERBUM, 1965). Viele weitere Dokumente und das von der Seelsorge geprägte Gesamtergebnis setzten viele Veränderungen in Gang.


26.1.2009: Deutsche Bischofskonferenz nimmt Stellung: Erklärung des Vorsitzenden der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff, zur Aufhebung der Exkommunikation der Bischöfe der Priesterbruderschaft Pius X.
„Mit einem Dekret von Kardinal Giovanni Battista Re, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, vom 21. Januar 2009 hat Papst Benedikt XVI. die Strafe der Exkommunikation vom 2. Juli 1988 gegen die vier Bischöfe der Priesterbruderschaft Pius X. aufgehoben. Dessen ungeachtet sind sie weiterhin suspendiert, also rechtlich an der Ausübung des Weiheamtes gehindert. Das Dekret ist Ausdruck des päpstlichen Willens, ein bestehendes Schisma aufzuheben. In seinem Bemühen um die Überwindung des Skandals kirchlicher Spaltung und um die Einheit der Kirche und in der Kirche unterstützen wir den Papst.
Freilich hat der Schritt von Papst Benedikt XVI. Anlass zu einer Reihe kritischer Nachfragen gegeben. Sie beziehen sich auf die Übereinstimmung mit den jüngeren Stellungnahmen der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Die Besorgnis wurde besonders dadurch verstärkt, dass ein Interview eines der vier von der Exkommunikation befreiten Bischöfe, Bischof Richard Williamson, bekannt wurde. In diesem Fernsehinterview hatte Bischof Williamson behauptet, die historische Evidenz spräche gegen die Existenz von Gaskammern und es seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000 Juden von den Nazis ermordet worden. Dieser ausdrücklichen Leugnung des Holocaust, die bereits Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen in Deutschland ist, widersprechen wir auf das Schärfste. Darüber hinaus haben die vier Bischöfe und die Verantwortlichen der Pius-Bruderschaft vielfach deutlich gemacht, dass sie die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Beziehung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra Aetate“ vom 28. Oktober 1965 nicht beachten. Das Dekret von Kardinal Re spricht von noch offenen Fragen, deren Lösung in Gesprächen zwischen dem Apostolischen Stuhl und der Pius-Bruderschaft ansteht. Wir äußern die deutliche und große Erwartung und dringende Bitte, dass in den Gesprächen die vier Bischöfe und die Pius-Bruderschaft ihre Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil und insbesondere zur Erklärung „Nostra Aetate“, deren Anliegen Papst Johannes Paul II. sich in seinem langen Pontifikat so beharrlich und segensreich zu eigen gemacht hat, unmissverständlich und glaubwürdig bekunden. Nach dem übergroßen Entgegenkommen des Papstes erwarten wir nun eine klare Aussage der Bruderschaft und ihrer Bischöfe insbesondere zu „Nostra Aetate“.
In diesen Tagen können wir nicht von den gegenwärtigen Irritationen im katholisch-jüdischen Verhältnis absehen. So hat es nach den bedrückenden Tagen des Hamas-Israel-Krieges auch von katholischer Seite eine Kritik am Staat Israel gegeben, die wir zurückweisen müssen. So hat der Herausgeber der Katholischen SonntagsZeitung für Deutschland Dr. Dirk Hermann Voß in einem Leitartikel den israelischen Einsatz im Gazastreifen „wie in einem Blutrausch“ genannt und ihn als „vollständig der Logik der Gewalt“ verschrieben dargestellt. Damit sind die Grenzen einer argumentativen und begründbaren Kritik an der Politik des Staates Israel eindeutig überschritten. Protest und Klage sind angesichts der Opfer in der jüngsten kriegerischen Auseinandersetzung sehr wohl verständlich. Aber das Recht auf Sicherheit des Staates Israel und seiner Bürger darf nicht durch eine undifferenzierte Kritik faktisch bestritten werden. Eine solche Kritik untergräbt das notwendige Eintreten für ein Leben in Sicherheit und Frieden für das palästinensische Volk.“


27. Januar 2009: Vatikanzeitung reagiert auf den Vorwurf der „Restauration“
„Ein falsches Drehbuch: Wenn eine Geste der Versöhnung zu einem Medienereignis wird“ titelt die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ einen Leitartikel, der auf die seit Tagen andauernde Debatte rund um die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. eingeht. Die antisemitischen Aussagen von Richard Williamson und die Entscheidung des Papstes, die Strafe der Exkommunikation wegen der unerlaubten Bischofsweihen von 1988 aufzuheben, führte zu einer breiten Diskussion hinsichtlich des Verhältnisses der Kirche zum Judentum. Die Vatikanzeitung weist die mediale Kritik an der jüngsten Maßnahme des Papstes gegenüber den Traditionalisten entschieden zurück. Es sei „ein falsches Drehbuch zur Aufführung gekommen“. Die Rücknahme der Exkommunikation der vier traditionalistischen Bischöfe sei zu einem neuen emotionsgeladenen Fall der Medien geworden. Als Gegenbeweis werden im Zeitungsartikel Worte des Papstes während der Vesper zitiert, mit der die Gebetswoche für die Einheit der Christen am vergangenen Sonntag ihren Abschluss fand, sowie die Ansprache vor dem Angelusgebet desselben Tages. Benedikt XVI. habe die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils betont, das Johannes XXIII. vor genau 50 Jahren angekündigt hatte, und die Geste seines Vorgängers als eine „weit blickende, vom Heiligen Geist geweckte Entscheidung“ definiert. Dieses Zusammentreffen der Würdigung des Konzils und der Rücknahme der Exkommunikation hatte der „Osservatore Romano“ bereits in ihrer Sonntagsausgabe herausgestellt. Mit der Rücknahme der Exkommunikation sei „eine schmerzhafte Angelegenheit wie das Schisma Lefebvres“ nicht abgeschlossen. Der Vorwurf, Benedikt XVI. würde einen teilweisen Ausverkauf des Konzils betreiben, eine „rhetorische und beleidigende Übung“. Durch die Aufhebung der Exkommunikation sei es noch nicht zur vollen Gemeinschaft mit der Priesterbruderschaft Pius X. gekommen. Aus der Annahme des Konzils ergebe sich notwendigerweise auch eine eindeutige Position gegenüber der Verneinung der Shoah. Die diesbezügliche Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils, die in der Erklärung „Nostra aetate“ zusammengefasst ist, sei „für einen Katholiken nicht diskutierbar“. Die Päpste seit dem Konzil einschließlich Benedikt XVI. hätten diese Lehre in Dutzenden von Dokumenten und Ansprachen zur Sprach gebracht.
„Die jüngsten negationistischen Erklärungen widersprechen dieser Lehre und sind somit als sehr schwerwiegend und bedauerlich zu betrachten. Die vor dem Dokument zur Aufhebung der Exkommunikation gemachten Erklärungen sind - wie bereits gesagt - nicht zu akzeptieren.“


28.1.2009: Papst Benedikt XVI. äußert sich bei der Generalaudienz
In einem ungewöhnlichen Schritt, mit der Verlesung einer kurzen öffentlichen Erklärung gegen Ende der Generalaudienz, mahnt Papst Benedikt XVI. die Bischöfe der traditionalistischen Priesterbruderschaft Sankt Pius X., die Lehren des II. Vatikanischen Konzils anzuerkennen:
„Ich habe vor einigen Tagen den Nachlass der Exkommunikation für die vier Bischöfe entschieden, die 1988 von Erzbischof Lefebvre ohne päpstlichen Auftrag geweiht worden waren. Ich habe diesen Akt der väterlichen Barmherzigkeit gesetzt, weil diese Prälaten mir wiederholt ihr tiefes Leiden an der Situation bekundeten, in der sie sich befanden. Ich wünsche, dass auf diese meine Geste das umgehende Bemühen von ihrer Seite folgt, die weiteren notwendigen Schritte zu setzen, um die volle Einheit mit der Kirche zu realisieren. Auf diese Art sollen sie echte Treue und echtes Anerkennen des Lehramtes und der Autorität des Papstes und des II. Vatikanischen Konzils bezeugen.“
Nach den Diskussionen um die Aufhebung der Exkommunikation für die vier Bischöfe der „Bruderschaft Pius X.“ und die Leugnung des Holocausts durch einen der suspendierten Bischöfe, den Briten Richard Williamson, sagte der Papst am Ende der Generalaudienz:
„In diesen Tagen, in denen wir der Shoah gedenken, kommen mir Bilder meiner wiederholten Besuche in Auschwitz wieder in Erinnerung, einem der Lager, in dem der höhnische Mord an Millionen von Juden, den unschuldigen Opfern eines blinden Rassen- und Religionshasses, verübt wurde. Während ich erneut aus ganzem Herzen meine volle und unbestreitbare Solidarität mit unseren Brüdern, den Trägern des ersten Bundes, zum Ausdruck bringe, wünsche ich, dass die Shoah die Menschheit dazu anstiftet, nachzudenken über die unvorhersehbare Macht des Bösen, wenn es das Herz des Menschen ergreift. Die Shoah sei für alle eine Mahnung gegen das Vergessen, gegen die Leugnung oder die Reduzierung. Denn Gewalt, die gegen einen einzigen Menschen ausgeübt wird, wird gegen alle verübt. ,Kein Mensch ist eine Insel’, schrieb ein bekannter Poet. Die Shoah möge sowohl die alten als auch die jungen Generationen lehren, dass nur der mühsame Weg des Aufeinander-Hörens, des Dialogs, der Liebe und der Vergebung die Völker, Kulturen und Religionen der Welt zu gewünschten Ziel der Brüderlichkeit und des Friedens in Wahrheit führt. Gewalt soll die Würde des Menschen nie wieder demütigen.“

 

2. Februar 2009: Katholische Jugend im BDKJ nimmt Stellung
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Dachverband von 15 katholischen Kinder- und Jugendverbänden mit rund 650.000 Mitgliedern bedauert die jüngsten Papst-Entscheidungen. Darunter würde das Image von Kirche in Deutschland und somit auch die katholische Jugendarbeit leiden, teilt der BDKJ-Bundesvorstand am Montag in Düsseldorf mit. Der BDKJ-Bundesvorsitzende Dirk Tänzler erklärt dazu:
„Die Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners und die Bischofs-Ernennung eines Priesters, der den Tod von Menschen als Strafe Gottes bezeichnet, sind für die meisten Jugendlichen unverständlich. Und: Unter den jüngsten Entscheidungen von Papst Benedikt XVI. leidet das Ansehen der Kirche in Deutschland.
Jugendliche und junge Erwachsene werden im Freundeskreis, in der Schule, bei der Ausbildung oder in der Uni mit den Entscheidungen konfrontiert. Sie müssen etwas rechtfertigen, was sie zum Großteil weder verstehen, noch mit tragen können oder wollen. Als Teil der katholischen Kirche arbeiten wir Tag für Tag mit jungen Menschen, wir sind Kritik gewohnt und tragen schwierige Entscheidungen und Positionen der Kirche auch weiter mit. Aber jetzt ist es als Interessenvertretung von jungen Katholikinnen und Katholiken in Deutschland unsere Pflicht, Position zu beziehen.
Jugendliche haben Papst Benedikt bei den Weltjugendtagen in Köln und Sydney erlebt. Er hat ihnen Mut gemacht, das Evangelium zu leben. Wir in der katholischen Jugendarbeit versuchen, junge Menschen von der frohen Botschaft zu begeistern. Jetzt machen uns die Papst-Entscheidungen das Leben schwer. Gerade in Zeiten, in denen wir uns Gedanken machen, wie wir andere Jugendliche von Glauben und Kirche begeistern können, sind solche Zeichen fatal. Denn so erscheint katholische Kirche rückwärtsgewandt. Das ist sie nicht und so wollen wir auch nicht wahrgenommen werden. Wir sind weltoffen, tolerant, lebensnah und stehen voll hinter den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Verantwortlichen im Vatikan hoffentlich auch.“


3. Februar 2009: Erklärung von Pater Federico Lombardi SJ, Leiter des Presseamtes des Heiligen Stuhls
„In Bezug auf die neuen Aufforderungen zur Klarstellung der Position des Papstes und der katholischen Kirche zum Thema des Holocausts erinnert der Direktor des Presseamtes daran, dass die Haltung des Papstes zum Thema des Holocausts klar und deutlich zum Ausdruck gebracht wurde: in der Kölner Synagoge am 19. August 2005, im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau am 28. Mai 2006, in der darauf folgenden Generalaudienz vom 31. Mai 2006 und außerdem neulich am Ende der Generalaudienz vom 28. Januar mit unmissverständlichen Worten, von denen wir nur die folgenden in Erinnerung rufen wollen: „Während ich erneut aus ganzem Herzen meine volle und unbestreitbare Solidarität für unsere Brüder, die Empfänger des Ersten Bundes, bekunde, wünsche ich, dass das Gedächtnis der Shoah die Menschheit dazu veranlassen möge, über die unvorhersehbare Macht des Bösen, wenn es das Herz des Menschen erobert, nachzudenken. Die Shoah sei für alle eine Mahnung gegen das Vergessen, gegen die Verneinung oder die Verharmlosung…“. Die Verurteilung von Äußerungen, die den Holocaust leugnen, hätte klarer nicht sein können, und aus dem Zusammenhang wird ersichtlich, dass sie sich auch auf die Haltung von Bischof Williamson und alle anderen analogen Haltungen bezogen hat. Bei derselben Gelegenheit hat der Papst außerdem selbst den Sinn der Aufhebung der Exkommunikation klar erläutert, die nichts mit einer Legitimierung von Haltungen zu tun hat, die den Holocaust verneinen, was er zudem gerade klar verurteilt hatte.


3. Februar 2009: Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert Klarstellung
Die Bundeskanzlerin fordert den Papst zur eindeutigen Klarstellung im Umgang mit Williamson auf. Es gehe um die Leugnung des Holocaust und grundsätzliche Fragen des Umgangs mit dem Judentum.


4. Februar 2009: Klarstellung des Vatikans zu Pius-Priesterbruderschaft und Holocaust
„Angesichts der Reaktionen, die das jüngste Dekret der Bischofskongregation auslöste, in dem die Exkommunikation gegen vier Bischöfe der Bruderschaft Pius X. aufgehoben wurde, und mit Blick auf die negationistischen oder reduktionistischen Erklärungen des Bischofs Williamson von der genannten Bruderschaft zur Shoah, halten wir es für opportun, einige Aspekte der Angelegenheit klarzustellen.

1. Aufhebung der Exkommunikation
Wie schon früher betont, war das Dekret der Bischofskongregation vom 21. Januar 2009 ein Akt, mit dem der Heilige Vater großzügig wiederholten Bitten des Generaloberen der Bruderschaft Pius X. entgegen kam.
Seine Heiligkeit wollte ein Hindernis für die Öffnung einer Tür zum Dialog beseitigen. Er erwartet sich jetzt, dass die vier Bischöfe eine vergleichbare Bereitschaft ausdrücken, durch völlige Übernahme der Lehre und Disziplin der Kirche.
Die schwerwiegende Strafe der Exkommunikation latae sententia, die die genannten Bischöfe sich am 30. Juni 1988 zugezogen hatten und die am 1. Juli desselben Jahres formell erklärt worden war, war eine Folge ihrer illegalen Weihe durch Bischof Marcel Lefebvre.
Die Aufhebung der Exkommunikation hat die vier Bischöfe von einer schwerwiegenden kanonischen Strafe befreit, hat aber nicht die juridische Lage der Bruderschaft St. Pius X. geändert, die sich gegenwärtig keiner kanonischen Anerkennung in der katholischen Kirche erfreut. Auch die vier Bischöfe haben, auch wenn ihre Exkommunikation aufgehoben ist, keine kanonische Funktion in der Kirche und üben in ihr kein berechtigtes Amt aus.

2. Tradition, Lehre und Zweites Vatikanisches Konzil
Für eine künftige Anerkennung der Bruderschaft St. Pius X. ist die volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes Paul II. sowie Benedikt XVI. eine unerlässliche Bedingung.
Wie schon im Dekret vom 21. Januar 2009 betont wurde, wird es sich der Heilige Stuhl nicht nehmen lassen, mit den Betreffenden auf die für opportun erachtete Weise die noch offenen Fragen zu vertiefen, um zu einer vollständigen und zufrieden stellenden Lösung der Probleme zu kommen, die zu diesem schmerzhaften Bruch geführt haben.

3. Äußerungen über die Shoah
Die Stellungnahmen von Bischof Williamson zur Shoah sind absolut inakzeptabel und sind vom Heiligen Vater klar zurückgewiesen worden, wie er selbst am vergangenen 28. Januar hervorgehoben hat, als er mit Bezug auf diesen furchtbaren Völkermord seine volle und nicht hinterfragbare Solidarität mit unseren Brüdern bekräftigt hat, denen der Erste Bund gilt. Er hat betont, dass die Erinnerung an diesen schrecklichen Genozid die „Menschheit dazu bringen muss, nachzudenken über die unvorhersehbare Gewalt des Bösen, wenn es das Herz des Menschen erobert“, und fügte hinzu, die Shoah bleibe „für alle eine Mahnung gegen das Vergessen, gegen die Leugnung oder den Reduktionismus, denn die Gewalt gegen einen einzigen Menschen ist Gewalt gegen alle“.
Bischof Williamson wird, um zu bischöflichen Funktionen in der Kirche zugelassen zu werden, auch auf absolut unzweideutige und öffentliche Weise auf Distanz zu seinen Stellungnahmen zur Shoah gehen müssen – Stellungnahmen, die der Heilige Vater im Moment der Aufhebung der Exkommunikation nicht kannte.
Der Heilige Vater bittet alle Gläubigen um Begleitung im Gebet, damit der Herr den Weg der Kirche erleuchte. Möge der Eifer der Hirten und aller Gläubigen wachsen, um die heikle und schwere Mission des Nachfolgers des Apostels Petrus als „Hüter der Einheit“ in der Kirche zu unterstützen.
Aus dem Vatikan, am 4. Februar 2009“


4. Februar 2009: Erklärung des Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch zur Erklärung des Vatikans
„Ich begrüße die heutige Erklärung von Kardinal Tarcisio Bertone zur Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft. Sie gibt Klarheit und zeigt, dass für Leugner des Holocaust kein Platz in der katholischen Kirche ist. Der Va¬tikan hat unmissverständlich klar gemacht, dass er jede Form von Antisemitismus ver¬urteilt. Darauf und an die Verpflichtung, die Shoah niemals aus der Erinnerung zu löschen, hatte Papst Benedikt XVI. bereits deutlich am vergangenen Mittwoch hingewie¬sen.
Die Pius-Bruderschaft genießt keinerlei rechtliche Anerkennung in der katholischen Kir¬che. Auch haben ihre vier Bischöfe weiterhin keine Funktion in der Kirche, noch üben sie rechtmäßig irgendein Amt in ihr aus. Ich bin froh darüber, dass Kardinal Bertone daran keinen Zweifel lässt. Er hat ebenfalls festgestellt, dass die vollständige Anerken¬nung des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Lehre der Päpste unaufgebbare Vorbe¬dingung einer kirchlichen Anerkennung der Bruderschaft ist.
Jetzt liegt es an den Bischöfen, insbesondere an Bischof Williamson, ob sie sich in der katholischen Kirche sehen wollen. Ein klarer Widerruf der nicht hinnehmbaren The¬sen ist notwendig. Er muss aber durch zusätzliche Klärungen ergänzt werden.“


4. Februar 2009: Kardinal Meisner mahnt zur Versachlichung
In einem Interview mit der Kölner Kirchenzeitung mahnt Bbr. Joachim Kardinal Meisner zu einer Versachlichung der Debatte rund um die Aufhebung der Exkommunikation der vier Traditionalisten-Bischöfe aufgerufen. Es sei „durch die unglaublich dummen und völlig indiskutablen Äußerungen von Bischof Williamson zu einer Verquickung gekommen, die viele nachvollziehbar irritiert und empört“, sagte Meisner in einem vorab verbreiteten Interview der „Kölner Kirchenzeitung“. Das Aufsehen um das Williamson-Interview habe dabei „leider das eigentliche Anliegen des Papstes, der Einheit der Kirche zu dienen, überlagert“.

Kirchenzeitung: Herr Kardinal, in der ganzen Welt ist die Aufregung über den Heiligen Vater groß. Ihm wird mangelnde Sensibilität im Zusammenhang mit der Rücknahme der Exkommunikation von vier Bischöfen der Priesterbruderschaft Pius X. vorgeworfen. Wie konnte der Eindruck entstehen, der Papst setze sich für einen erklärten Leugner des Holocaust ein?
JOACHIM KARDINAL MEISNER: Die entstandene Verwirrung über diesen Vorgang hat Ausmaße angenommen, die ein klares und ruhiges Wort nötig machen, damit der wahre Sachverhalt sichtbar wird. Deshalb kann ich als Kardinal auch nicht schweigend zusehen, wenn eine solche Verwirrung um sich greift. Eine Exkommunikation ist wie auch ihre Aufhebung ein zunächst rein kirchenrechtlicher Akt ohne jede politische Absicht. Er betrifft allein theologische Aspekte. Hier ist es jetzt durch die unglaublich dummen und völlig indiskutablen Äußerungen von Bischof Williamson zu einer Verquickung gekommen, die viele nachvollziehbar irritiert und empört. Gerade deshalb aber muss man sehr genau hinsehen: Die aufgehobene Exkommunikation ermöglicht es den vier Bischöfen, nun wie katholische Laienchristen, nicht aber als Bischöfe am Glaubensleben der Kirche teilzunehmen. Damit haben sie wieder die Möglichkeit, die Sakramente zu empfangen. Dieses Anliegen bewegte das Herz des Papstes. Die weiter bestehende Suspendierung, die nur Kleriker trifft, verbietet ihnen jede Wirksamkeit als Bischöfe in der Kirche. Sie dürfen weder als Zelebranten der Messfeier vorstehen noch dürfen sie die Sakramente spenden. Das Aufsehen um das Williamson-Interview hat leider das eigentliche Anliegen des Papstes, der Einheit der Kirche zu dienen, überlagert.

KiZ: Schadet diese unglückselige Verquickung dem Ansehen von Papst und Kirche?
MEISNER: Auch hier muss man genau hinsehen. Wichtigste Aufgabe des Papstes ist, für die Einheit der Kirche zu sorgen, bzw. sie wieder herzustellen, wo sie zerbrochen ist. Diese Aufgabe wurde dem Petrus und damit den Päpsten vom Herrn selbst übergeben, als er zu Petrus sprach: „Weide meine Lämmer“ (Joh 21,15). Das hat der Papst jetzt getan, nicht mehr und nicht weniger, wie auch der Vorsitzende unserer Deutschen Bischofskonferenz in seiner Erklärung vom 24. Januar herausgestellt hat. Die Rücknahme einer Exkommunikation ist nicht abhängig von der Sündhaftigkeit der Betroffenen oder ihrer Äußerungen. Der Papst geht dem Auftrag des Herrn entsprechend wie der Hirt dem verlorenen Schaf nach. Der Hirt – lateinisch pastor – denkt in erster Linie pastoral. Um es noch einmal zu sagen: Die Aufhebung der Exkommunikation soll gleichsam als Vorschuss an Barmherzigkeit die vier Exkommunizierten dazu bewegen, wieder in die volle Gemeinschaft der Kirche zurückzukehren.

KiZ: Warum hat der Papst diesen vier Anhängern des exkommunizierten Erzbischofs Lefebvre gerade jetzt die Hand zur Versöhnung ausgestreckt?
MEISNER: Der Papst wollte durch einen großen Barmherzigkeitsschritt den vier Bischöfen entgegengehen, weil es auch der Priesterbruderschaft ein dringendes Anliegen war, die bestehende Spaltung zu überwinden. Laut „L’ Osservatore Romano“ hatten die vier Bischöfe zuletzt mit einem Brief vom vergangenen Dezember um Aufhebung der Exkommunikation gebeten; darin schreiben sie: „Wir haben den Willen und sind fest entschlossen, katholisch zu bleiben und alle unsere Kräfte in den Dienst der Kirche Unseres Herrn Jesus Christus zu stellen, die die römisch-katholische Kirche ist. Wir nehmen ihre Lehren in kindlicher Gesinnung an. Wir glauben fest an den Primat Petri und an seine besondere Stellung. Und darum leiden wir so sehr unter der gegenwärtigen Situation.“ An diesen Aussagen müssen sie sich jetzt messen lassen. Der Heilige Vater hatte sich schon als damaliger Präfekt der Glaubenskongregation und im Auftrag von Papst Johannes Paul II. darum bemüht, Erzbischof Lefebvre vor dem Bruch mit der Gesamtkirche zu bewahren, wie wir wissen ohne Erfolg. Die Bischofsweihen wurden dann durch Bischof Lefebvre ohne päpstlichen Auftrag erteilt und zogen als Konsequenz die Exkommunikation als Tatstrafe nach sich. Dabei handelt es sich um eine so genannte Beugestrafe, die den Exkommunizierten bewegen und gewinnen möchte, seinen Schritt wieder rückgängig zu machen und in die Gemeinschaft der Kirche heimzukehren. Nicht der Vatikan ist für die entstandene Spaltung verantwortlich, und schon gar nicht ist er verantwortlich für die schamlose Leugnung des Holocaust durch Bischof Williamson.

KiZ: Ein Vorwurf lautet, der Papst gehe mit seinem Entgegenkommen gegenüber der Priesterbruderschaft zugleich hinter das II. Vaticanum zurück.
MEISNER: Dieser Vorwurf entbehrt jeder Grundlage. Der Papst ist, wie der barmherzige Vater der Bibel, dem verlorenen Sohn entgegen gegangen, indem er die Exkommunikation aufhob, nicht aber die Suspendierung. Nun ist es zu allererst Sache der Priesterbruderschaft, ihre Einheit mit der Kirche, die sie nach eigenem Bekunden ersehnt, unter Beweis zu stellen. Im Dekret zur Aufhebung der Exkommunikation heißt es: „Es ist zu hoffen, dass diesem Schritt die baldmögliche Verwirklichung der vollen Gemeinschaft von Seiten der gesamten Bruderschaft St. Pius X. mit der Kirche folgt, um so die echte Treue und wahre Anerkennung des Lehramts und der Autorität des Papstes durch ein Zeichen der sichtbaren Einheit zu bezeugen.“ Mit der Aufhebung der Exkommunikation wird keine Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückgenommen. Zur Einheit der katholischen Kirche gehört die Anerkennung ihres Lehramtes. Sie schließt die Akzeptanz aller Konzilien einschließlich des Zweiten Vatikanums ein. Dazu gehört auch das Dekret „Nostra aetate“ mit seinem positiven Ansatz zum Gespräch mit den Juden. Ebenso muss die Priesterbruderschaft ihre Vorwürfe gegen den Heiligen Vater zurücknehmen, er sei nicht rechtgläubig. Wer lehramtliche Aussagen ganz oder teilweise ablehnt, kann nicht in der vollen Gemeinschaft der Kirche stehen. Die Piusbruderschaft bleibt somit eine schismatische Gruppe und ihre Bischöfe weiterhin suspendiert, bis sie das Zweite Vatikanische Konzil in vollem Umfang anerkennen, einschließlich seiner Dekrete über die Religionsfreiheit und das Verhältnis zu den Juden sowie die heute gültige Form der Liturgie der katholischen Kirche. Dem Papst in seinem Einheitsdienst jetzt theologisch unredliche Motive vorzuwerfen oder dass er die Ergebnisse und Intentionen des II. Vatikanums relativieren möchte, ist also unhaltbar. Solche Kritiker haben im Gleichnis vom barmherzigen Vater im daheimgebliebenen Bruder des verlorenen Sohnes ihr Pendant: Er nahm Ärgernis am Verhalten des Vaters, weil er dem Bruder zuviel Barmherzigkeit erwiesen hat. Mit Benedikt XVI. wird es hier keinen Schritt hinter das Konzil zurück geben.

KiZ: Befindet sich Ihrer Ansicht nach der christlich-jüdische Dialog jetzt in einer Krise?
MEISNER: Das hoffe ich nicht. Ich kann meinen Mitbrüdern im Bischofsamt nur beipflichten, die gesagt haben: Wir dürfen uns jetzt nicht von solchen Menschen wie Bischof Williamson durcheinander bringen lassen. Eben weil die Rücknahme der Exkommunikation der vier Bischöfe ein sachlich eigenständiger Vorgang ist. Nun ist ein neues Faktum entstanden, indem einer der vier exkommunizierten Bischöfe die Tatsache des Holocaust in Abrede stellt. Mit diesem Faktum muss sich der Vatikan deshalb eigens befassen. Dass sich augenscheinlich auch die Priesterbruderschaft inzwischen von den Aussagen Williamsons distanziert, ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Aufhebung der Exkommunikation und das unsägliche Interview nichts miteinander zu tun haben. Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch in der Kölner Synagoge anlässlich des Weltjugendtags 2005 seinen Vorgänger mit dem Satz zitiert: „Wer Jesus Christus begegnet, begegnet dem Judentum“, und weiter sagte Benedikt: „Deshalb möchte ich ausdrücklich ermutigen zu einem aufrichtigen und vertrauensvollen Dialog zwischen Juden und Christen. (…) Unser reiches gemeinsames Erbe und unsere an wachsendem Vertrauen orientierten geschwisterlichen Beziehungen verpflichten uns, gemeinsam ein noch einhelligeres Zeugnis zu geben und praktisch zusammenzuarbeiten in der Verteidigung und Förderung der Menschenrechte und der Heiligkeit des menschlichen Lebens, für die Werte der Familie, für soziale Gerechtigkeit und für Frieden in der Welt.“ An der Bedeutung dieses Dialogs hat der Papst nie einen Zweifel gelassen.

KiZ: Die vier Bischöfe sind jetzt nicht mehr exkommuniziert, aber weiterhin suspendiert. Was bedeutet das konkret? Können Katholiken z.B. gültig Gottesdienste bei Priestern der Piusbruderschaft mitfeiern?
MEISNER: Nein, das ist nicht möglich, denn das Schisma – die Abspaltung der Bruderschaft von der Kirche – dauert noch an. Die aufgehobene Exkommunikation bezieht sich ausschließlich auf die vier Bischöfe. Um das Schisma zu beenden, müsste jetzt die Verwirklichung der vollen Kirchengemeinschaft seitens der gesamten Priesterbruderschaft Pius X. folgen.


Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln / Robert Boecker

 

Mehr:

Dossier zum Thema auf katholisch.de:
http://www.katholisch.de/27203.html

Nachrichten bei Radio Vatikan:
http://www.radiovaticana.org/tedesco/tedarchi/2009/Februar09/ted01.02.09.htm

Ein Dossier mit Texten und Videos beim ZDF:
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/15/0,3672,2289711,00.html

Debatte bei SPIEGEL online:
http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,605567,00.html

Die Berichterstattung auf www.kirchensite.de:
http://kirchensite.de/?myELEMENT=184915

 


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
he02085.wma



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