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Himmel und Erde
Christi Himmelfahrt

VON: CLAUDIA WEISS



Den christlichen Feiertag nimmt das Wallfahrtskloster Neviges als „Auftrag“ sehr ernst: Gemeinsam mit den Zisterziensern, dem Nachbarkloster aus Bochum-Stiepel, feiern die Franziskaner erst einen Gottesdienst und anschließend ein großes Fest. Und worum es bei der Himmelfahrt Christi wirklich geht, erklärt der studierte Philosoph und Kloster-Leiter Pater Herbert Schneider…

Christi Himmelfahrt: 40 Tage nach Ostern feiern die Christen aller Konfessionen das Fest Christi Himmelfahrt. Das Geschehen ist sowohl im Lukas-Evangelium als auch in der von ihm verfaßten Apostelgeschichte festgehalten. Nachdem Jesus mit seinen Jüngern gesprochen hatte, so heißt es dort, „wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken”. Die Himmelfahrt Jesu, erläutert der Weltkatechismus, meint den „endgültigen Eintritt seiner menschlichen Natur in die göttliche Herrlichkeit”. Dies werde im biblischen Sprachgebrauch durch die Rede von der Wolke und vom Himmel versinnbildlicht. Seit der Himmelfahrt stehe die Ankunft Christi in Herrlichkeit bevor. Die Feier der Himmelfahrt Christi war zunächst mit dem Pfingstfest verbunden. Erst seit dem vierten Jahrhundert entwickelte sich daraus ein eigenständiges Fest. In Deutschland ist Christi Himmelfahrt gesetzlicher Feiertag.

Unser Gesprächspartner: P. Herbert Schneider OFM (70) ist Leiter der Wallfahrt in Neviges. Nach Abitur bei den Franziskanern in Euskirchen und Roermond legte er 1962 die Profess ab und wurde drei Jahre darauf zum Priester geweiht. 1972 schloss er seine Studien mit einer Promotion in Politik ab. Hier war er in verschiedenen Aufgaben tätig: Als Lehrer und Internatsleiter in Münster und Vossenack/Eifel, als Provinzial der Kölnischen Franziskanerprovinz, als Vorsitzender der Ordensoberen deutscher Männerorden, als Leiter der Interfranziskanischen Arbeitsgemeinschaft INFAG und schließlich zehn Jahre in Rom als Vertreter des Generaloberen der Franziskaner. Gut 30 Bücher und 600 Zeitungsberichte hat er verfasst, 100 Länder bereist.

Der Orden der Franziskaner feiert 2009 sein 800-jähriges Bestehen, in Neviges am 4. Oktober mit dem Apostolischen Nuntius Perisset und mit Kardinal Meisner am 25. Oktober. Die vom hl. Franz von Assisi (1181/82-1226) ins Leben gerufene Brüderschaft wurde mit der Anerkennung durch Papst Innozenz III.(1209/10) und der Bestätigung der endgültigen Regel (1223) zum Orden der Minderen Brüder (Ordo Fratrum Minorum, OFM). Weltweit gab es zum Stichtag 31. Dezember 2008 14.724 Minderbrüder, darunter 10.017 Franziskanerpriester, 87 ständige Diakone, 465 Brüder mit klerikaler Option und 2.140 Laienbrüder. Sieben Franziskaner dienen der Weltkirche als Kardinäle, 100 sind (Erz-)Bischöfe. Die weltweite Bruderschaft der Franziskaner umfasst 103 Provinzen, 8 autonome Kustodien, 14 abhängige Kustodien, eine Föderation, 20 Stiftungen, 14 Provinz-Konferenzen und drei Unionskonferenzen (Asien/Ozeanien, Lateinamerika und Europa). Weltweit verzeichnen die Gemeinschaften leichtes und konstantes Wachstum, besonders in Afrika und Asien. Anfang Juni wollen Vertreter des Franziskanerordens erneut in Assisi zusammenkommen, um einen neuen Generalminister zu wählen. Bereits 1221 - noch zu Lebzeiten des Heiligen Franziskus - kamen die ersten Brüder über die Alpen und gründeten mehrere Niederlassungen in Bayern. Darauf führt sich die Provinz „Bavaria“ zurück. Die „Colonia“, die Kölnische Franziskanerprovinz, kleinste der vier deutschen Franziskanerprovinzen, erstreckt sich über das südliche Ruhrgebiet, das Rheinland, die Eifel, den Hunsrück und das Saarland bis zur Pfalz. Seitdem 1223 die ersten Minderbrüder nach Köln kamen, wurde sie zum Zentrum der ursprünglich einzigen deutschen Provinz Teutonia. Die 1230 gegründete Sächsischen Provinz vom Heiligen Kreuz ist die flächenmäßig größte der deutschen Franziskanerprovinzen und erstreckt sich vom Ruhrgebiet über ganz Norddeutschland und die neuen Bundesländer. Namenspatronin der Thuringia (Thüringische Ordensprovinz) mit Sitz in Fulda ist die heilige Elisabeth von Thüringen (1207-1231).

Franziskus von Assisi: Franziskus oder auch Franz von Assisi, eigentlich Giovanni Bernardone (* um 1181/1182 in Assisi, Italien, † 3. Oktober 1226 in Portiuncula bei Assisi, war der Gründer des christlichen Franziskanerordens (Ordo Fratro Minorum, OFM). Geboren als Sohn des reichen Tuchhändlers Pietro di Bernardone und seiner Frau Pica, führte er das sorgenfreie Leben eines jungen, reichen Mannes. 1202 zog er in den Krieg der Stadt Assisi gegen Perugia und wurde gefangen genommen. Nach schwerer Krankheit und langer Genesung während der Gefangenschaft bekehrte er sich bei der Pflege von Aussätzigen. Immer wieder zog er sich in die Einsamkeit zurück, um den Willen Gottes zu erspüren und fand dessen vielfältige Weisen der Liebe in der Schönheit der Schöpfung. Er beschloss, das Evangelium buchstäblich zu verwirklichen und ein Leben in völliger Armut zu führen. Er wählte das Leben als Einsiedler, dem sich im Laufe der Zeit immer mehr junge Männer anschlossen. 1210 bat Franziskus mit seinen Gefährten in Rom beim Papst um die Bestätigung der Regel ihrer „Armutsbewegung“ zu erbitten. Seine Missionswanderungen führten bis ins Heilige Land, wo er vor dem dortigen Sultan predigte. Er starb Franziskus am Abend auf den 4. Oktober 1226 im Kreise seiner treuesten Gefährten, die den von ihm gedichteten Sonnengesang anstimmten. Bereits 1228 wurde er von Papst Gregor IX. heilig gesprochen. Seit 1230 liegen seine Gebeine in einem Sarkophag in der Unterkirche von San Francesco in Assisi. Franz von Assisi gilt aufgrund seines Wirkens als erster Tierschützer. Daher wird am 4. Oktober, dem Tag des Heiligen Franziskus, weltweit von Tierschützern der Welttierschutztag begangen. Franz von Assisi wurde von der katholischen Kirche zum Patron der Umweltschützer und Ökologen „erhoben“. In dieser Tradition steht die 1995 gegründete Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde (http://www.faape.org/).

Wallfahrtsort Neviges: Die Kirche „Maria, Königin des Friedens“ in Neviges - heute Stadtteil von Velbert - wurde 1968 vom Architekten Gottfried Böhm konzipiert und ist mit über 6000 Plätzen nach dem Kölner Dom die zweitgrößte der Erzdiozöse Köln. Die Wallfahrt zum Gnadenbild der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria geht auf das Jahr 1681 zurück. Damit ist sie die älteste Wallfahrt zur „Immaculata“ nördlich der Alpen. Seit 1676 wird der Ort von den Franziskanern der zunächst Sächsischen, dann Rheinischen Franziskanerprovinz betreut. Sie waren und sind bis heute nicht nur Pfarr- sondern auch Wallfahrtsseelsorger, begleiten die Pilgergruppen, gestalten Gottesdienste, stehen für Beichtgespräche zur Verfügung und führen auf Wunsch durch die Wallfahrtskirche. Mehr: http://www.mariendom.de.

Kontakt: Franziskanerkloster Neviges, Elberfelder Str. 12, 42553 Velbert, Tel. 02053 / 93 18 -0, Fax 02053 / 93 18 -30. Mehr: http://www.mariendom.de, http://www.franziskaner.de/


Friedensgebet
dem Hl. Franziskus zugeschrieben

Herr,
mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr,
lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde,
sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde,
sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde,
sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird vergeben;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.


Sonnengesang
von Franziskus verfasst

Du höchster, mächtigster, guter Herr, Dir sind die Lieder des Lobes, Ruhm und Ehre und jeglicher Dank geweiht; Dir nur gebühren sie, Höchster, und keiner der Menschen ist würdig, Dich nur zu nennen.
Gelobt seist Du, Herr, mit allen Wesen, die Du geschaffen, der edlen Herrin vor allem, Schwester Sonne, die uns den Tag heraufführt und Licht mit ihren Strahlen, die Schöne, spendet; gar prächtig in mächtigem Glanze: Dein Gleichnis ist sie, Erhabener.
Gelobt seist Du, Herr, durch Bruder Mond und die Sterne. Durch Dich sie funkeln am Himmelsbogen und leuchten köstlich und schön.
Gelobt seist Du, Herr, durch Bruder Wind und Luft und Wolke und Wetter, die sanft oder streng, nach Deinem Willen, die Wesen leiten, die durch Dich sind.
Gelobt seist Du, Herr, durch Schwester Quelle: Wie ist sie nütze in ihrer Demut, wie köstlich und keusch!
Gelobt seist Du, Herr, durch Bruder Feuer, durch den Du zur Nacht uns leuchtest. Schön und freundlich ist er am wohligen Herde, mächtig als lodernden Brand.
Gelobt seist Du, Herr, durch unsere Schwester, die Mutter Erde, die gütig und stark uns trägt und mancherlei Frucht uns bietet mit farbigen Blumen und Kräutern.
Gelobt seist Du, Herr, durch die, so vergeben um Deiner Liebe willen Pein und Trübsal geduldig tragen. Selig, die’s überwinden im Frieden: Du, Höchster, wirst sie belohnen.
Gelobt seist Du, Herr, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod; ihm kann kein lebender Mensch entrinnen. Wehe denen, die sterben in schweren Sünden!
Selig, die er in Deinem heiligsten Willen findet! Denn Sie versehrt nicht der zweite Tod. Lobet und preiset den Herrn! Danket und dient Ihm in großer Demut!


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
he05214.wma



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