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Himmel und Erde
Rupert Mayer - Priester, Prediger, Vorbild

VON: CLAUDIA WEISS



Wie sieht Ihr Programm heute aus? Na – üblicherweise sind heute viele unterwegs. An einem Ort, der spätestens zur Nacht im Lichte vieler Kerzen leuchten wird. Wir haben jemanden getroffen, der dabei heute ganz besonders an einen denkt, der noch immer vielen viel bedeutet: Es geht um einen kantigen Jesuitenpater, der zu Lebzeiten die Massen anzog, den Hetzkampagnen der Nazis trotzte und das KZ Sachsenhausen knapp überlebte. Für Mitglieder im Cartell Rupert Mayer (CRM) ist sein Vorbild Anlass, sich ganz bewusst katholisch zu positionieren. Mehr dazu mit Arnd Brechmann, dem Vorsitzenden dieses Zusammenschlusses von Freundeskreisen, Gilden, Clubs und Christlichen Logen …

 

INFO: Rupert Mayer, geboren am 23.1.1876 in Stuttgart als Sohn eines Kaufmanns, besuchte das Gymnasium, studierte bis 1899 Philosophie in München, dann der Theologie in Fribourg (Schweiz), München, Tübingen und am Priesterseminar Rottenburg. Am 2.5.1899 Priesterweihe in Rottenburg, anschließend zum 1.10.1900 Eintritt und Aufnahme in den Jesuiten-Orden in Feldkirch in Vorarlberg. Ab 1906 war er als „Volksmissionar“ in den Niederlanden, Deutschland, Österreich und in der Schweiz unterwegs, bis ihn 1912 Kardinal von Bettinger nach München berief. Er kümmert sich als Seelsorger vor allem um Zuwanderer und legte den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Familienseelsorge. Im Ersten Weltkrieg war Rupert Mayer zunächst Sanitätshelfer, später Feld- und Divisionsgeistlicher; als er sich schützend über einen Soldaten warf, wurde er schwer verwundet – dies führte zur Amputation eines Beines. Als erster Priester erhielt er dafür das Eiserne Kreuz 1. Klasse, das er nicht ohne Stolz trug.

Bereits in den frühen zwanziger Jahren setzt sich Mayer in München mit dem Nationalsozialismus auseinander und bekämpfte in seinen Predigten den Rassen- und Klassenhass in und nach den Revolutionswirren in München. Die Münchener Gläubigen schätzen ihn vor allem als Helfer und Seelsorger im sozialen Elend der Großstadt. 1921 ernennt ihn Kardinal Faulhaber zum Präses der Marianischen Männerkongregation, er galt schon bald als „Männerapostel” und „Apostel Münchens”. 1924 „erfand” er den legendären Bahnhofsgottesdienst: Weil viele Münchner den arbeitsfreien Sonntag im Münchner Umland verbrachten, und die Landeshauptstadt mit dem Zug verließen, predigte er Sonntags mehrmals ab 3 Uhr in einer Halle des Hauptbahnhofs.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wandte sich Mayer in seinen Predigten gegen antikatholische Hetzkampagnen und bekämpfte die NS-Kirchenpolitik. Seit 1935: Redeverbot durch nationalsozialistische Behörden, seit 1937 Verhaftung durch die Gestapo und Verurteilung zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung. Wenig später predigte Mayer in der Münchner Kirche St. Michael und betonte, daß der Mensch Gott mehr gehorchen müsse, als den Menschen. Daraufhin ließ ihn die Gestapo in die Strafanstalt Landsberg einweisen. Dank einer Amnestie Hitlers kam Mayer noch vor Ende der sechsmonatigen Haft frei. Demonstrativ ließ er sein Eisernes Kreuz in der Zelle zurück und bestieg sofort wieder die Kanzel. Erneute Verhaftung und Verurteilung folgten. Mayer kam in das KZ Sachsenhausen und wurde sieben Monate lang in Isolierhaft gehalten. Als er nur noch 50 kg wog und in Lebensgefahr schwebte, befürchteten die Machthaber, sein Tod könne Unruhen in München auslösen. April 1940: Nach Absprache mit Kardinal Faulhaber wurde Mayer aus dem KZ entlassen - allerdings unter der Bedingung, daß ihm die Kirche Predigtverbot erteilt und ihn ins Kloster Ettal bei Garmisch „verbannt”. Für Mayer kam dies einer Verurteilung gleich. Über das Konzentrationslager Oranienburg kam er am 7. August nach Ettal, durfte das Kloster bis zum Ende des Krieges nicht mehr verlassen, keine Seelsorge üben und keine Besuche empfangen, außer von Beamten und Mitbrüdern.

Im Mai 1945 Rückkehr nach München. Wieder versuchte er der notleidenden, ausgebombten Bevölkerung zu helfen, organisierte die Nahrungsmittelversorgung und beschaffte Unterkünfte für Flüchtlinge und Einheimische. 1.11.1945 Tod in München am Allerheiligentag - während der Predigt - aufgrund eines Schlaganfalls, aber wohl eher wegen der Folgen seiner Haft. Er wurde zuerst auf dem Klosterfriedhof beigesetzt. Sein Grab war schnell eine von Zehntausenden besuchte Wallfahrtsstätte. Am 23.5.1948 wurde er in die Unterkirche des Bürgersaals überführt. Am 3.5.1987 erfolgte die Seligsprechung in Deutschland durch Papst Johannes Paul II..

Mehr: www.heiligenlexikon.de, http://www.helmut-zenz.de/hzmayer.htm, www.jesuiten.de.

 

Das Cartell Rupert Mayer

Als Vorbild der Freundeskreise im Cartell Rupert Mayer (CRM) dienten mittelalterliche Dombauhütten (Logen). Die erste „Christliche Loge“ (CL) wurde 1946 in München gegründet. Im Jahre 1954 erfolgte die Umbenennung in „Cartell Rupert Mayer“ (CRM). Wesentliche Voraussetzung für die Aufnahme: Bewusste Gestaltung des eigenen Lebens nach katholischen Grundsätzen, qualifizierte Leistung in Beruf und Gesellschaft, Engagement im politischen, karitativen und kirchlichen Bereich. Die Freundeskreise sind in der Regel nicht eingetragene Vereine. Zu den Aktivitäten gehören regelmäßige Veranstaltungen (Gottesdienste, Vorträge, Besichtigungen, Ausflüge), die Auseinandersetzung und Meinungsbildung in wichtigen Zeitfragen fördern, Geselligkeit und Freundschaft pflegen. Durch gemeinsame Spendenaktionen engagieren sich die Freundeskreise für soziale Belange. Das Cartell Rupert Mayer ist ein Zusammenschluss der autonomen Freundeskreise, deren Mitglieder sich zu dem in der Cartell-Satzung festgelegten Gelöbnis bekennen. Das Cartell koordiniert die gruppenübergreifenden Aktivitäten und ist zuständig für Kontakte zu ausländischen Partnern.

Kontakt: Cartell Rupert Mayer, Bedingrader Straße 149, 45359 Essen, Tel. 0201 / 60 54 37, info(bei)cartell-rupert-mayer.de, Internet: www.cartell-rupert-mayer.de


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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