HOMESitemapImpressum

Home > Himmel & Erde  
Himmel und Erde
Gerhard Hirschfelder: Seligsprechung in Münster

VON: CHRISTOF BECKMANN / MARTIN WISSMANN



Am Sonntag wird Gerhard Hirschfelder von Joachim Kardinal Meisner im Paulus-Dom zu Münster selig gesprochen. Dort begann vor genau 12 Jahren der Seligsprechungsprozess für den Jugendseelsorger aus der schlesischen Grafschaft Glatz, den die Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Dachau verschleppten. Was ist seine Botschaft für heute?

INFO: Mehr als 11 Prozent der knapp 12 Millionen deutschen Heimatvertriebenen aus dem Osten fanden in NRW eine neue Heimat - unter ihnen viele Schlesier: Allein über 150.000 aus der kleinen ehemaligen Grafschaft Glatz wurden vertrieben. Sie pilgern seit 1947 jährlich im Mai/Juni nach Werl und Ende August zur Schmerzhaften Mutter in Telgte – mit heute noch über 1000 Teilnehmern die zweitgrößte Wallfahrt zu diesem Gnadenort. Einer der ihren, Kaplan Gerhard Hirschfelder, wird am Sonntag, 19.9.2010, von Kardinal Joachim Meisner im Paulus-Dom zu Münster selig gesprochen, wo vor genau zwölf Jahren der Seligsprechungsprozess begann.

Kaplan Gerhard Hirschfelder: Am 17. Februar 1907 in Glatz geboren, Mitglied im „Quickborn“, Gymnasium in Glatz, Studium in Breslau, am 31. Januar 1932 in Breslau zum Priester geweiht, Jugendseelsorger in Grenzeck, dem heutigen polnischen Czermna und früheren tschechischen Nemecka Cermna, und im nahe gelegenen Bystrzyca Klodzka, dem ehemaligen deutschen Habelschwerdt. „Wer der Jugend den Glauben an Christus aus dem Herzen reißt, ist ein Verbrecher“, erklärte er damals – wohl wissend, dass er bei den Nazis auf der Schwarzen Liste stand. Mehrfach denunziert und verhört wegen regimekritischer Predigten, wurde er 1941 von der Gestapo verhaftet und nach einem Gefängnisaufenthalt in Glatz Mitte Dezember 1941 in das KZ Dachau eingeliefert, wo er mit nur 35 Jahren am 1. August 1942 völlig entkräftet starb. Die Urne mit der Asche des Märtyrers ist auf dem Friedhof in Tscherbeney (Grenzeck) beigesetzt. Hier soll am 10. Oktober 2010 um 10 Uhr eine grenzüberschreitende „Nachfeier“ zur Seligsprechung stattfinden.

Seligsprechungsverfahren: Hirschfelder wird in Münster besonders verehrt, weil die Stadt Sitz der Apostolischen Visitatur für die Priester und Gläubigen der Grafschaft Glatz ist. Gleichzeitig haben die „Grafschafter“ einen besonderen Bezug zum nahe gelegenen Marienwallfahrtsort Telgte. Die Katholiken der Grafschaft Glatz hatten 1998 den Seligsprechungsprozess für den Priester beantragt, das Bistum Münster hatte die Führung des Verfahrens übernommen, verantwortlich war Domkapitular Martin Hülskamp. Zwei Dutzend Zeugen wurden dazu vernommen und die notwendigen theologischen und historischen Gutachten erstellt. Innerhalb kurzer Zeit waren über 10.000 Unterschriften von Deutschen, Polen und Tschechen zugunsten der Seligsprechung gesammelt worden. Im April 2002 konnte in Münster die abschließende „Positio“ mit allen Unterlagen übergeben werden. Papst Benedikt XVI. erließ im März 2010 das entsprechende Dekret zur Anerkennung des Martyriums Hirschfelders.

Seligsprechung: 14.30 Uhr Einstimmung für das Pontifikalhochamt im Paulus-Dom, Beginn der Hl. Messe um 15.00 Uhr. Die Seligsprechung nimmt Joachim Kardinal Meisner vor, Metropolit der Kirchenprovinz Köln - in Vertretung des Präfekten der Selig- und Heiligsprechungskongregation, Erzbischof Angelo Amato. Konzelebranten in dem Pontifikalamt sind Bischof Felix Genn (Münster), Erzbischof Dominik Duka (Prag), der frühere Apostolische Nuntius in Berlin, Erzbischof Erwin Josef Ender, Bischof Ignacy Dec (Swidnica / Schweidnitz Polen), Bischof Joachim Reinelt (Dresden) und Großdechant Prälat Franz Jung (Münster). Es singen die Schola Ludgeriana am Dom zu Münster und Chor und Orchester der Grafschaft Glatz.
Alle Heimatvertriebenen sind eingeladen, Abordnungen aus Polen und Tschechien werden erwartet. Und auch aus dem Bistum Münster wird rege Beteiligung erwartet, da es die erste Seligsprechung in Münster ist. Insgesamt wird mit etwa 4-5.000 Teilnehmern gerechnet. Im Anschluss soll es ein Fest der Begegnung auf dem Domplatz geben. Die Nachfeier wird am Sonntag, den 10. Oktober 2010, ab 10 Uhr in der Pfarrkirche im schlesischen Tscherbeney (Grafschaft Glatz) stattfinden, wo sich auch das Hirschfelder-Grab befindet.

Hirschfelder-Ausstellung am Dom: Im Kontext der Seligsprechung von Kaplan Hirschfelder vermittelt eine Fotoausstellung im Kreuzgang des St.-Paulus-Domes zu Münster einen Einblick in das Leben und Wirken des neuen Seligen. Die Ausstellung ist bis zum 23. Sept. zu sehen.

Neues Buch:
Hugo Goeke, „Gerhard Hirschfelder – Priester und Märtyrer“, 200 Seiten, ISBN 978-3-941462-33-5, Dialogverlag Münster, 14,80 Euro.

Mehr zum Thema im Internet: www.kaplanhirschfelder.de, ausführliche Informationen, Hintergründe und weitere Berichterstattung auf www.kirchensite.de.

Unser Gesprächspartner:
Prälat Franz Jung, Großdechant, Visitatur Glatz, Ermlandweg 22, 48159 Münster, Telefon: 0251 / 46114, Fax 0251 / 4843644, E-Mail: glatzer-visitatur(bei)t-online.de, Internet: www.glatzer-visitatur.de

Grafschaft Glatz im Internet:
In Erinnerung an das Leben und Wirken von Kaplan Hirschfelder fördert die Stiftung Kaplan Gerhard Hirschfelder (www.hirschfelder-stiftung.de) kirchliche und gemeinnützige Zwecke der Grafschaft Glatz. Aktuelle Informationen auch im Webblog unter: blog.grafschaft-glatz.de, im Internet: www.grafschaft-glatz.de/

Mehr zu den in Münster ansässigen und für die Seelsorge heimatvertriebener Katholiken zuständigen Visitaturen Breslau, Ermland und Grafschaft Glatz: www.visitator-breslau.dewww.visitator-ermland.dewww.glatzer-visitatur.de

Bilder: Bm. Münster


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
he09195.wma



Seite drucken...