HOMESitemapImpressum

Home > Himmel & Erde  
Himmel und Erde
„Blutmilch“: Ein Bauer kämpft

VON: CHRISTOF BECKMANN



Unser Bundesland NRW steht bei der Milcherzeugung an dritter Stelle bundesweit – nach Bayern und Niedersachsen. 400.000 Kühe geben gut 3 Millionen Tonnen Milch bei uns pro Jahr. Hinter den Milchbetrieben – auch bei uns – stehen viele Tausend Familien – und viele – kämpfen. Um die Existenz …

INFO: Zwischen 1995 und 2007 hat in der EU die Hälfte der Milchbauern aufgegeben, so Romuald Schaber, Milchbauer aus dem Allgäu. Er streitet mit Leib und Seele für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Milchbauern in Deutschland. Denn die niedrigen Milchpreise wirken sich inzwischen dramatisch auf das Leben vieler Bauernfamilien aus, berichtet der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. In den finanziellen Nöten und steigenden Arbeitsbelastungen sehen immer mehr Bauern am Ende keinen anderen Ausweg mehr als den Selbstmord. So hat die Zahl der Selbsttötungen bei Milchbauern in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Jetzt hat Schaber ein Buch mit dem Titel „Blutmilch“ veröffentlicht. Er wirft darin einen Blick hinter die Kulissen des Milchmarktes und prangert eine Agrarindustrie an, die nur auf Dumpingpreise setzt – ohne Rücksicht auf die Bauern, Umwelt- und Tierschutz.

Rund ein Drittel (ca. 34.000) der deutschen Milcherzeuger haben sich 1998 im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM zusammengeschlossen. Sie erzeugen etwa 45 Prozent der Milch in Deutschland – es ist der wichtigste Produktionszweig der deutschen Landwirtschaft und die bedeutendste Einnahmequelle der Landwirte mit einem Produktionswert von 10 Milliarden Euro. In den Verbandsvorstand dürfen nur aktive Milchviehhalter gewählt werden.

Der Verband fordert die Durchsetzung eines kostendeckenden Milchpreises, aber auch, Angebot und Nachfrage in der Europäischen Union zusammenzuführen und einen „freiwilligen Lieferverzicht gegen Entschädigung“ einzuführen, um die Milchproduktion zu senken. Dafür ist auf europäischer Ebene das European Milk Board (EMB) gegründet worden. Ein „Fairer Milchpreis“ soll die steigenden Kosten für Futtermittel decken, die Bewirtschaftung der Höfe sichern und einen angemessenen Lohn für die heimischen Milchbauern sichern. Die seit dem Januar 2010 in Bayern vorgestellte „Faire Milch“ ist seit September auch in NRW erhältlich, vertrieben wird sie von der REWE-Gruppe. Sie ist garantiert gentechnikfrei, regional und wird mit heimischen Futtermitteln produziert. Der Gehalt an Omega 3-Fettsäuren ist deutlich höher als bei herkömmlicher Milch. Jeder Lieferant wird verpflichtet, ein Umwelt- oder Tierschutzprojekt umzusetzen. 40 Cent bleiben beim Bauern statt beim Handel.

Mehr: www.die-faire-milch.de, Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM), Internet: www.milchviehhalter.de

Das Buch: „Blutmilch - Wie die Bauern ums Überleben kämpfen“, Pattloch Verlag, München 2010. 280 S., geb., 18,- Euro, ISBN3-629-02273-1 ISBN 978-3-629-02273-8

Unser Gesprächspartner vom NRW-Beirat des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter: Franz-Joseph Lüns, Zur Wippe 5 , 33165 Lichtenau, Tel. 05292-932775

 


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
he01095.wma



Seite drucken...