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Himmel und Erde
MISEREOR gegen Spekulation mit Land und Nahrung

VON: CHRISTOF BECKMANN / GOTTFRIED BAUMANN



Nicht erst zum heutigen Welternährungstag kritisiert das katholische Entwicklungshilfswerk MISEREOR die globale Spekulation mit Land und Nahrung. Sie sind eine der Hauptursachen für Hunger, so Benjamin Luig, Experte für Agrar- und Landpolitik. Wenn die Preise steigen, trifft das 2,9 Milliarden Menschen, die mit weniger als zwei Dollar täglich überleben müssen, am stärksten ….

INFO: Der Welternährungstag oder Welthungertag findet jedes Jahr am 16. Oktober statt und soll darauf aufmerksam machen, dass weltweit über eine Milliarde Menschen an Hunger leiden. Der Tag wurde ausgewählt, weil am 16. Oktober 1945 die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO als Sonderorganisation der UNO gegründet wurde. Dazu hat das katholische Entwicklungshilfswerk MISEREOR jetzt die globale Spekulation mit Land und Nahrung als eine der Hauptursachen für Hunger kritisiert. So seien allein im Mai 2011 mit 350 Millionen Tonnen Weizen am Handelsplatz Chicago mehr als die Hälfte der globalen Weizenproduktion dieses Jahres virtuell bewegt worden. Auch die weltweite Spekulation mit Land steige.

Daran sind keineswegs nur kapitalstarke Staatsfonds aus China oder den Golfstaaten beteiligt, die „offshore“-Agriculture für die Ernährungs- und Energiesicherheit der eigenen Bevölkerung betreiben. Die Mehrheit der Investitionen wird von privaten Akteuren getätigt: In Lateinamerika und Südostasien sind es vor allem große Plantagenkonzerne aus Ländern wie Brasilien und Malaysia, in Afrika eher junge „start-up“- Unternehmen, die über Palmöl-, Zuckerrohr- und Sojaplantagen die rasant wachsenden Agrotreibstoffmärkte bedienen.

Eine zentrale Rolle spielt aber auch der Finanzsektor. Nach Recherchen der Weltbank kommen etwa doppelt so viele Investoren direkt aus dem Finanzsektor als aus dem Bereich Agribusiness. Die meisten Deals haben einen spekulativen Charakter und gehen vielfach mit einem Verlust an Arbeitsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung einher. Deutsche Akteure sind vor allem über den Finanzsektor an großen Plantagenkonzernen beteiligt.

MISEREOR stellte diese beiden Formen der Spekulation in Zusammenhang. „Steigende Nahrungsmittelpreise erhöhen den kommerziellen Druck auf die weltweiten Landflächen. Kleinbäuerliche Betriebe ohne Kaufkraft und Eigentumstitel werden immer häufiger verdrängt“, so Benjamin Luig, MISEREOR-Experte für Agrar- und Landpolitik. „Spekulationen mit Agrarrohstoffen und Land sind also alles andere produktiv. Im Gegenteil: Sie schaffen Hunger!“ Betroffen seien vor allem die Ärmsten der Armen: Wenn die Preise steigen, treffe das die 2,9 Milliarden Menschen, die mit weniger als zwei Dollar täglich überleben müssen, am stärksten. Die internationalen Lebensmittelpreise hatten im Februar dieses Jahres einen historischen Höchststand erreicht und sind seither nur geringfügig gefallen.

Mit Blick auf das Treffen der G20-Finanzminister in Paris und dem Treffen des UN-Komitees für Ernährungssicherung in den kommenden Wochen forderte MISEREOR die Bundesregierung dazu auf, sich für mehr Transparenz und Regulierung einzusetzen: „Beide Entwicklungen, sowohl die exzessive Spekulation mit Nahrung als auch die Spekulation mit Land, müssen mit Hilfe politischer Regulierung eingedämmt werden“, so Luig. „Für den Handel mit Rohstoffen muss es Obergrenzen für die Positionen geben, die ein einzelner Spekulant halten darf. Außerdem sollte sich die Regierung mit ihren EU-Partnern für starke FAO-Leitlinien zur Landpolitik einsetzen. „ Das 1958 von der deutschen Bischofskonferenz gegründete katholische Hilfswerk fördert aktuell rund 4.500 Projekte in fast 100 Ländern der Welt. 2010 erzielte Misereor Gesamteinnahmen in Höhe von rund 193 Millionen Euro.

Kontakt: Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR Mozartstr. 9, 52064 Aachen, Spendenkonto 10 10 10, Pax Bank Aachen, BLZ 370 601 93, E-Mail: benjamin.luig@misereor.de, Tel. 0241 / 442 512, Internet: www.misereor.de. Analysen und Positionspapiere zu Landspekulation und den FAO-Leitlinien: http://www.misereor.de/presse/pressemappen.

Mehr zum Thema s.a.: www.caritas-international.de.

Bild: Misereor


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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