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Himmel und Erde
Heilsnotwenig? Die Reliquie aus Turin

VON: CHRISTOF BECKMANN



Franz Josef Reidick, Pfarrer im Ruhestand, der gerade seine Priesterweihe vor 50 Jahren begehen konnte, ist fasziniert vom „Turiner Grabtuch“. Das wundersame erhaltene Tuch zeigt in seinem Negativ einen gemarterten Menschen, so wie er in der Bibel beschrieben wird – Jesus. Dass sich jetzt Hunderte von Wissenschaftlern mit den modernsten Methoden über dieses Tuch hermachen, findet Reidick besonders passend: „Es soll für unsere Zeit ein Zeichen sein.“ Heilsnotwenig ist es nicht, an die Echtheit des Tuches zu glauben. Heilsnotwendig ist ihm nur Jesus selbst, der in der Gemeinschaft der Christen lebt und wirkt.

INFO: Vor 555 Jahren ist es erstmals öffentlich zu sehen gewesen – 1357 – in Frankreich. Das 4,36 Meter lange und 1,10 Meter breite Tuch ist eines der meist untersuchten Objekte der Menschheitsgeschichte – und umstritten bis heute. Das Turiner Grabtuch ist ein Leinengewebe und zeigt ein Ganzkörper-Bildnis der Vorder- und Rückseite eines Mannes. Vor 480 Jahren fast verbrannt, wurde es vorsichtig geflickt und 1578 in einer Seitenkapelle des Turiner Doms gebracht. Zuletzt hatte man das als Grabtuch Jesu Christi verehrte Leinen im Heiligen Jahr 2000 ausgestellt. Zwei Jahre später wurde es restauriert. Das Geheimnis des Grabtuchs ist bis heute wissenschaftlich nicht geklärt und es gibt auch keine hundertprozentige Sicherheit, ob es sich um das Grabtuch Jesu handelt. Die auf dem Tuch zu sehenden Spuren von Verletzungen durch Geißelung, Dornenkrönung, Annagelung und Brustöffnung entsprechen den biblischen Beschreibungen der Passion Christi. Nach den letzten Forschungen und Restaurierungsarbeiten im Jahr 2002 werden derzeit keine Untersuchungen an gestattet.

Zu den vielen Spekulationen um das Tuch gehört, dass Leonardo da Vinci es gemalt haben soll, der allerdings erst geboren wurde, als es das Tuch schon lange gab. Die ältesten unumstrittenen schriftlichen Quellen, die die Existenz des Tuches erwähnen, reichen bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. Nachdem es in den Besitz des Hauses Savoyen gelangt war, wurde es an verschiedenen Orten aufbewahrt, ab 1502 in der Schlosskapelle von Chambéry, wo es 1532 eine Brandkatastrophe überstand. Um es vor den Nationalsozialisten zu schützen, wurde es nach Süditalien gebracht und kehrte 1946 wieder nach Turin zurück. Nach dem Tod von Ex-König Umberto II. von Savoyen wurde es 1983 dem Papst und seinen Nachfolgern vererbt, mit der Auflage, dass es in Turin bleibt. Öffentlich gezeigt wurde es zuletzt 1898, 1931, 1933, 1978, 1980, 1998, 2000 und 2010, die nächste Ausstellung ist für das Heilige Jahr 2025 vorgesehen. Von der katholischen Kirche wird das Tuch nicht als Reliquie, sondern als Ikone eingestuft.

Internet: http://www.sindone.org, http://www.sacrasindone.org

Buch: Paul Badde, Das Grabtuch von Turin oder Das Geheimnis der heiligen Bilder, Pattloch-Verlag, 22 Euro).

Unser Gesprächspartner: Pastor i. R. Franz-Josef Reidick, seit 1994 Pfarrer von St. Peter in Duisburg-Hochfeld, lebte dort in einer vita communis im früheren Augustinerkloster Christus König. Nach seiner Pensionierung 1999 blieb er dort wohnen und arbeitete noch weitere zehn Jahre in Hochfeld mit. Als 2009 die vita communis aufgelöst wurde, kehrte er in seine Heimat nach Essen-Borbeck in die Pfarrgemeinde St. Dionysius zurück und hilft auch dort noch regelmäßig aus. Am 7. Januar 2012 feierte er dort sein 50-jähriges Priesterjubiläum. Kontakt: Rechtstraße 2, 45355 Essen, Tel. 0201/63258513, www.dionysius.de


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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