HOMESitemapImpressum

Home > Himmel & Erde  
Himmel und Erde
Münster erinnert: Ketteler - der Arbeiterbischof

VON: CHRISTOF BECKMANN / MARTIN WISSMANN



Ferien in NRW – und viele suchen schon das Land, wo die Zitronen blühen, aber auch für Daheimbleiber gibt´s ne Menge Möglichkeiten: Sagen wir mal Münster. Wo kein Stadtführer die Schauermärchen zu den Käfigen an der Lambertikirche ausspart. Auch sonst ein besonderer Ort, denn da wurde Weihnachten vor 200 Jahren ein außergewöhnlicher Mensch getauft. Straßen, Plätze, Schulen, Kindergärten im ganzen Land sind nach ihm benannt. Das Bistum Münster erinnert am 8. Juli mit einem Gottesdienst an den „Arbeiterbischof“ Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1811-1877). Seine Bedeutung liegt im unbeirrten Eintreten für die ausgebeuteten Arbeiter. …

INFO: „Wie die Religion der Freiheit bedarf, so bedarf auch die Freiheit der Religion“ – dieses Wort von Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler ist der Einladung zu einem Gedenken vorangestellt, das am Sonntag, 8. Juli 2012 anlässlich des 200. Geburtstages des Bischofs und Sozialreformers Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler in Münster stattfindet. Um 15 Uhr beginnt das Pontifikalamt in St. Lamberti zu Münster, in der er am 2. Weihnachtstag des Jahres 1811 getauft wurde. Es wird gefeiert von Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz, und Diözesanbischof Dr. Felix Genn. Bei einem anschließenden Empfang im Rathausfestsaal sprechen u.a. auch Freiherr Friedrich-Carl von Ketteler und Oberbürgermeister Markus Lewe. Der Vortrag von Karl Kardinal Lehmann steht unter dem Titel „Bischof Freiherr Wilhelm Emmanuel von Ketteler als Wegbereiter des II. Vatikanischen Konzils“.

Bevor man ihn den „Arbeiterbischof“ nannte, schlug von Ketteler eine völlig andere Laufbahn ein: Nach dem Internat bei den Jesuiten in der Schweiz studierte er Jura in Göttingen, Berlin, Heidelberg und München, ging dann in den Staatsdienst. Er wurde 1833 Gerichtsreferendar am Land- und Stadtgericht Münster, 1835 Regierungsreferendar in Münster, schied aber 1838 aus Protest gegen die Verbannung des Kölner Erzbischofs Clemens August Droste zu Vischering aus dem preußischen Staatsdienst aus. Er studierte Theologie in Eichstätt und München, wurde 1844 in Münster zum Priester geweiht, war 1844-46 Kaplan in Beckum, 1847-49 Pfarrer in Hopsten und 1848-49 in der Paulskirche Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. 1849-50 Propst an St. Hedwig in Berlin, wurde der noch nicht 40-Jährige im März 1850 als Bischof nach Mainz berufen, nahm 1869-70 am I. Vatikanischen Konzil in Rom teil und war 1871-72 Abgeordneter des 1. Deutschen Reichstages. Zusammen mit Ludwig Windthorst wurde er Mitbegründer der Deutschen Zentrumspartei. Am 13. Juli 1877 starb von Ketteler im Kapuzinerkloster Burghausen bei Altötting. Er wurde in der Marienkapelle des Mainzer Domes beigesetzt.

Besonders berühmt geworden sind Kettelers sechs Adventspredigten im Mainzer Dom, die er 1848 über „Die großen sozialen Fragen der Gegenwart“ gehalten hat, sowie seine Rede auf der Liebfrauenheide bei Offenbach vor Tausenden von Arbeitern unter dem Titel „Die Arbeiterbewegung und ihr Streben im Verhältnis zu Religion und Sittlichkeit“. Die erste Sozialenzyklika „Rerum novarum“ (1891) von Papst Leo XIII. wäre ohne die Jahrzehnte langen geistigen Vorarbeiten von Kettelers nicht denkbar gewesen.

Mehr Infos: www.bistum-muenster.de, www.bistummainz.de/bm/dcms/sites/themen/ketteler/index.html

Unser Gesprächspartner: Generalvikar Norbert Kleyboldt, geboren in Ahaus, Leiter des Bischöflichen Generalvikariates der mit rund 2 Millionen Katholiken drittgrößten Diözese Deutschlands, studierte Theologie und Philosophie in Münster und München, Priesterweihe 1970 und Kaplan in Rheine St. Ludgerus, 1974 Polizeipfarrer in Münster und Subsidiar in Münster St. Michael, 1976 Domvikar an der Hohen Domkirche in Münster, 1980 Leiter der Hauptabteilung Verwaltung im Bischöflichen Generalvikariat in Münster, Geistlicher Rat, 1984 Päpstlicher Ehrenkaplan (Prälat), 1989 Residierender Domkapitular an der Hohen Domkirche in Münster, 1993 Stellvertretender Generalvikar, 1999 Bischöflicher Generalvikar, 2007 Domdechant am St.-Paulus-Dom, 2008 Ernennung zum Stellvertreter von Diözesan-Administrator Overbeck, 2009 Bischöflicher Generalvikar von Bischof Felix Genn, Ehrendomkapitular des Erzbistums Zadar (Kroatien).
Kontakt: Bischöfliches Generalvikariat, Domplatz 27, 48143 Münster, Tel. 02 51 / 4 95-0, Fax 02 51 / 4 95-60 86, Internet: www.bistum-muenster.de.


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
he07082.wma



Seite drucken...