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Himmel und Erde
Caritas: Armut macht krank

VON: CHRISTOF BECKMANN



„Armut macht krank“, unterstreicht Heinz-Josef Kessmann, Caritas-Direktor in der Diözese Münster und Vizepräsident des Deutschen Caritas-Verbandes. Mit dem Kampagnen-Motto will der größte Wohlfahrtsverband auf den Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit aufmerksam machen …

INFO: Nach dem am 5. September von Sozialminister Guntram Schneider (SPD) in Düsseldorf vorgestellten 400-seitigen „Sozialbericht 2012“ ist das Armutsrisiko trotz Wirtschaftswachstums und sinkender Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen weiter gestiegen. Inzwischen gelten 2,8 Millionen als einkommensarm, darunter alleine 643.000 Jugendliche. Gegenüber dem Vorjahr stieg danach die Armutsrisikoquote von 14,7 auf 15,8 Prozent. Landesweit rutschten weitere 200.000 Menschen in die Armut ab. Gemäß der Definition der Europäischen Union (EU) gelten Menschen als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens verfügen – in Deutschland sind dies monatlich weniger als 833 Euro, also maximal 60 Prozent des mittleren Durchschnitteinkommens von derzeit 1.395 Euro.
Schneider führte die Entwicklung vor allem auf die Ausweitung des Niedriglohnsektors zurück, in dem in NRW derzeit bereits jeder Fünfte arbeite. Armut treffe darüber hinaus vor allem Alleinerziehende, Migranten, Geringqualifizierte, Kinder und Jugendliche. Besonders prekär sei die Situation junger Erwachsener im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Mehr als die Hälfte aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten in der Altersgruppe unter 25 Jahren arbeitet laut Schneider derzeit im Niedriglohnbereich. Fast ein Viertel der unter 30-jährigen Männer sei nur befristet beschäftigt.

Der Münsteraner Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann begrüßte die Veröffentlichung des „Sozialberichtes NRW: „Durch den Sozialbericht werden viele Erfahrungen und Aussagen der Caritas untermauert, die schon seit Jahren erlebt, wie die Schere zwischen arm und reich sich immer weiter auseinander entwickelt“, so Kessmann. Dass jeder siebte Einwohner in NRW als einkommensarm gelte, sei ein gesellschaftlicher Skandal, der nicht einfach hingenommen werden könne. Kessmann fordert eine Politik, die sich konsequent der Armutsfrage stellt. Ansonsten verfestige sich die Armut weiterhin: Die prekäre Lohnentwicklung der unteren Einkommensschichten, der Rückbau sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze und fehlende Investitionen oder Kürzungen im Sozial- und Bildungssektor trügen zur Armut bei und verfestigten sie.

Inzwischen legte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am 13. September weitere Zahlen vor: Danach hat die Gefahr, arm zu werden, im vergangenen Jahr in den meisten Bundesländern zugenommen. In Berlin mit 21,1 Prozent und in Nordrhein-Westfalen mit 16,6 Prozent fiel die Armutsgefährdungsquote so hoch aus wie noch nie. Die im Ländervergleich höchsten Quoten gab es in Bremen mit 22,3 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern mit 22,2 Prozent. Als einzige Bundesländer konnten Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen einen Rückgang der Quote im Vergleich zum Jahr 2010 aufweisen. Für das frühere Bundesgebiet ohne Berlin insgesamt ergab sich laut Statistik eine Armutsgefährdungsquote von 14 Prozent, für die neuen Länder einschließlich Berlin von 19,5 Prozent.

Caritas-Jahreskampagne: 2012 widmet sich die Caritas-Kampagne dem Schwerpunkt „Gesundheit und Solidarität“. Unter dem Titel „Armut macht krank. Jeder verdient Gesundheit“ will sie Zusammenhänge zwischen Krankheit und bestimmten Lebenslagen wie geringem Bildungsstand, Armutsgefährdung oder Arbeitslosigkeit deutlich machen. Mehr zur Kampagne unter: www.jeder-verdient-gesundheit.de. Armut macht krank - Der Caritas-TV-Spot zur Jahreskampange 2012: hier; Armut macht krank - Statement des Caritas-Präsidenten: Zum Start der Caritas-Kampagne 2012 betont Caritas-Präsident Dr. Peter Neher in seinem Statement, dass Gesundheit nicht von Einkommen oder sozialem Status abhängig sein darf: mehr. Am 23. September wird beim jährlichen Caritas-Sonntag für die Arbeit der Caritas in allen katholischen Kirchen gesammelt. Mehr: www.caritas.de.

Unser Gesprächspartner: Heinz-Josef Kessmann, Direktor des Caritasverbands für die Diözese Münster e.V., Kardinal-von-Galen-Ring 45, 48149 Münster, Tel. 0251 / 8901-0, Fax 0251 / 8901-396, E-Mail: info(bei)caritas-muenster.de, Internet:http://www.caritas-muenster.de


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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