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Himmel und Erde
Hl. Martin: Tour nach Tours

VON: CHRISTOF BECKMANN / ELISABETH GRAF



Hannah, Lukas und Fabian aus Mülheim erlebten einen etwas anderen Martinszug. Sie fuhren dorthin, wo der Bischof und Klostergründer lebte. Als Messdiener mit ihrer Gemeinde aus Mülheim in die französische Partnerstadt Tours. Nach alter Tradition stellt man sich hier um das Hochgrab des Heiligen Mantelteilers, an den überall jetzt die Laternenzüge erinnern. Die sind für den Mülheimer Pastor Herbert Rücker mehr als Folklore …

INFO: Die Katholische Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt in Mülheim/Ruhr lud vom 18.-27.09. zu einer Studien– und Pilgerfahrt, die unter anderem in die Partnerstadt Tours, die 2012 seit 50 Jahren besteht. Kontakt: Althofstr. 5, 45468 Mülheim, Tel. 0208 / 3 25 25, Fax 0208 / 3 45 80, Internet: http://www.mariae-geburt.com.

Martin von Tours, um 316/17 in Sabaria (heute Szombathely) in Pannonien im heutigen Ungarn geboren, war Soldat, Priester, Einsiedler und dann Bischof. Er trat als 15-Jähriger - passend zu seinem Namen „Martinus“ nach dem Kriegsgott Mars - in Pavia in die römische Armee ein. Er gehörte einer Eliteeinheit an, die in Gallien eingesetzt war. Dort spielte sich im Jahr 334 in Amiens der Legende nach jene Szene ab, die alljährlich bei den Martinszügen nachgespielt wird: Im Winter begegnete er einem armen, unbekleideten Bettler, der um Hilfe bat. Martin teilte mit dem Schwert seinen Mantel und gab dem Frierenden eine Hälfte. In der Nacht darauf, so die Legende, sah der Heilige im Traum Christus bekleidet mit dem Mantelstück. Martin ließ sich taufen, wurde Priester und zog sich als Einsiedler zurück, gründete 361 mit dem Kloster Ligugé das erste Kloster im westlichen Abendland. Im Jahr 371 wurde er vom Volk zum Bischof von Tours ausgerufen. Er soll sich zwar in einem Gänsestall versteckt haben, um so diesem Amt zu entgehen, doch das Geschnatter des Federviehs verriet ihn. Martin unternahm weite Missionsreisen, war mehrfach in kirchenpolitischer Mission beim Kaiser in Trier und Mainz. Er starb 397 und wurde von Frankenkönig Chlodwig nur gut 100 Jahre nach seinem Tod zum „Nationalheiligen“ seines Reiches gewählt.

Der Martinstag am 11. November galt früher als Winteranfang und Tag der Zins- und Pachtzahlungen. Zu den Naturalabgaben gehörte auch die Martinsgans, Höhepunkt eines üppigen Festtagsessens. In Gallien und auch in den Klöstern begann früher mit dem Martinstag die Adventszeit, die damals sechs Wochen dauerte und als Bußzeit mit dem Verzicht auf Fleischspeisen verbunden war. Somit bot sich der Vorabend des Martinstages an, noch einmal richtig zuzulangen und zu feiern: der 11. 11. als Karnevalsbeginn, an dem heutzutage „Prinz Karneval“ proklamiert wird. Erst später setzte sich die römische Gepflogenheit der vierwöchigen Adventszeit durch.

In Frankreich selbst sind die Legenden und Geschichten von Sankt Martin kaum noch bekannt, weil sich sein Kult und das Pilgerwesen seit den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts im Niedergang befanden. Die riesige Martinsbasilika in Tours, über Jahrhunderte zentrale Station auf dem Jakobsweg, verfiel und wurde nach der Französischen Revolution abgerissen. Derzeit arbeitet das „Centre Culturel Europeen Saint Martin de Tours“ an einem Weg, der sich ähnlich wie die Jakobswege nach Santiago de Compostela in Nordspanien durch ganz Europa ziehen soll. Europäische Martinswege durch Frankreich, bis Ungarn, Italien, England, Kroatien, sind nicht nur auf Tours an der Loire ausgerichtet, wo Martin im 4.Jahrhundert als Bischof wirkte. Die drei französischen Wege („Trierer Weg“, „Weg des Bischofs von Tours“, „Weg des Martinssommers“) sind inzwischen auf knapp 500 Kilometern voll ausgeschildert und mit einheitlichen Stelen markiert. Auch in Ungarn und Slowenien macht das Wegenetz Fortschritte. Zuletzt sollen die europäischen Martinswege in etwa 100 Kilometer lange Teilstrecken mit je eigenem thematischem Schwerpunkt aufgeteilt sein. Infos und Karten für 15 Euro sowie das Buch „Le Partage en chemin“ (Teilen auf dem Weg) sind für 20 Euro zu bestellen unter www.saintmartindetours.eu. Lesetipp: Manfred Becker-Huberti: Der heilige Martin. Leben, Legenden und Bräuche, Greven Verlag Köln, 16,90 Euro.

Kindergerechte Martins-Materialien präsentiert in diesem Jahr das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Im Mittelpunkt der kostenfreien Bildungsmaterialien steht das Teilen. Erzieher, Lehrer und Gruppenleiter finden Tipps zum Basteln eines Stadttores, der Kleidung eines Bettlers oder eines Martins-Helms und Mantels, eine Sternenlaterne, ein Rezept für Bischofsbrot, neue Ideen für den Gänsemarsch und Bausteine für einen Gottesdienst. In einem Rollenspiel können die Kinder die Geschichte von St. Martin wieder lebendig werden lassen. Eine süße Überraschung gibt es auch, denn für den fair gehandelten Martinsriegel von der GEPA - The Fair Trade Company und dem Kindermissionswerk machen sich diesmal „Fairtreter“ stark. Die neuen Materialien können beim Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ in Aachen kostenfrei bestellt werden: telefonisch unter 02 41 / 44 61-44, im Internet unter www.kindermissionswerk.de/martin.


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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