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Himmel und Erde
Was ist die Seele?

VON: CHRISTOF BECKMANN, KNA



Ein bisschen seltsam ist das ja schon, dass nur so in einigen Bundesländern heute arbeitsfreier Feiertag ist. Außer in Bayern, Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz, im Saarland und bei uns müssen alle anderen an die Schippe. „Allerheiligen“ und Allerseelen sind eben so richtig klassische katholische Feiertage. Und die gibt’s immer im Doppelpack: Allerheiligen – das ist klar, da geht’s um alle bekannten und vor allem unbekannten Heiligen, die keinen eigenen Gedenktag im Jahr haben. Aber da ist morgen auch noch dieses andere Fest und das geht praktisch heute schon los mit der Gräbersegnung am Nachmittag: Der eigentliche Totengedenktag mit diesem Wort von der Seele: Doch was ist das eigentlich?

INFO: Mit den Gläubigen aller Völker und Zeiten ist der Christ Teil der „Gemeinschaft der Heiligen“, die alle den einen Leib Jesu Christi bilden. Dieser Gemeinschaft der Heiligen wird besonders am Fest Allerheiligen (1. November) und am Gedenktag Allerseelen (2. November) gedacht.

Die kirchliche Lehre unterscheidet zwischen der Entstehung des Menschen und der der übrigen Lebewesen und hält an der unmittelbaren Erschaffung der menschlichen Seele durch Gott fest. Hierin liegt nach dem Katholischen Erwachsenen-Katechismus der tiefste Grund der Würde des Menschen als Person, die mit einer Geistseele, Verstand und freiem Willen begabt ist und seine Gottebenbildlichkeit begründet. Der Mensch (adam) ist von der Erde (adamah) genommen; den Lebensatem aber bläst Gott unmittelbar in seine Nase (vgl. Gen 2,7). (vgl. Katholischer Erwachsenen-Katechismus, hg. von der Deutschen Bischofskonferenz, Band I, Das Glaubensbekenntnis der Kirche, 1985, 115f.).

Zum Wesen des Menschen hält die Kirche fest: „Der Mensch hat nicht Leib und Seele, er ist Leib und er ist Seele und Geist“, wendet sich damit gegen eine einseitig materialistische wie gegen eine einseitig spiritualistische Deutung des Menschen (ebd. S. 120f.) Daraus ergeben sich wesentliche Aspekte auch für das sittliche Handeln des Menschen, der seine leiblichen Bedürfnisse ins Ganze seiner Person und ihrer Sinnperspektive integrieren, seinen Verstand und Willen in konkreten Taten realisieren und seiner Seele in Sport, Spiel, Kunst, Lebenskultur Ausdruck verleihen soll. (ebd.122)

Durch den Tod trennen sich Leib und Seele. Während der Leib zerfällt, wird die Seele in die ewige Gemeinschaft mit Gott aufgenommen. Eine Vorstellung von einer Reinkarnation der Seele nach dem Tod (Seelenwanderung) wie in vielen nichtchristlichen Religionen lehnt die Kirche ab. (ebd. 408f.) Wohl aber bekennt der Glaube in der bereits im Judentum vorbereitete Lehre vom Fegfeuer (lat. „purgatorium“, „Läuterungsort“ bzw. „Läuterungszustand“), dass die bleibende Verbundenheit mit den Toten bei Gott im Gebet für die Verstorbenen in besonderer Weise zum Ausdruck kommt. (ebd. 324-326).

Am Fest Allerheiligen (1. November) gedenken Christen der Verstorbenen. Ursprünglich war der Tag ein österliches Fest, an dem die Kirche an die unbekannten Heiligen erinnerte, damit nicht nur an die offiziell Heiliggesprochenen. An diesem Tag bekennt die Kirche, „dass es eine große Schar von Menschen gibt aus allen Zeiten und Völkern, deren Leben für immer und ewig geglückt ist“. Die Ursprünge des Allerheiligenfestes finden sich in der jungen Kirche, wo man bereits im 4. Jahrhundert innerhalb des Osterfestkreises ein Gedächtnis aller Märtyrer, der Blutzeugen für den Glauben, beging. Papst Bonifatius IV. legte im Jahr 610 das Fest auf den 13. Mai anlässlich der Weihe des römischen Pantheon zur „Kirche der heiligen Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer“. Gregor III. dehnte es auf die Feier aller Heiligen aus, und Gregor IV. ordnete es schließlich als „Fest aller Heiligen“ im Jahr 835 für die Gesamtkirche an. Seither wird es am 1. November gefeiert. Am Vorabend, dem 31. Oktober wird in den Vereinigten Staaten und vielen Ländern Europas Halloween gefeiert.

Der Allerseelentag (2. November) etablierte sich 998 vom französischen Benediktinerkloster Cluny aus, als Abt Odilo das festliche Gedächtnis aller Verstorbenen für den 2. November für alle ihm unterstellten Klöster anordnete. 1006 wurde dieser Gedenktag durch Papst Johannes XVIII. für die ganze Kirche verbindlich erklärt. Für die Verstorbenen wird in Messen und Andachten gebetet, die Gläubigen legen Fürbitte für die Toten ein und ziehen in Prozessionen zu den mit Blumen geschmückten Gräbern.

Buchtipp:
Rolf Froböse: Die geheime Physik des Zufalls. Quantenphänomene und Schicksal, Verlag BoD Norderstedt, ISBN 3833474203, Preis EUR 14,90.


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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