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Himmel und Erde
MISEREOR zur katastrophalen Lage im Südsudan

VON: CHRISTOF BECKMANN / KNA



Nach Schätzungen der Vereinten Nationen müssen im Südsudan rund 400.000 Binnenflüchtlinge mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Auch wenn es für viele Hilfsorganisationen langsam brenzlig wird im Land - das katholische Hilfswerk Misereor will seine Hilfe fortsetzen, berichtet Länderreferentin Cora Laes-Fettback, gerade aus dem Südsudan zurück ...

INFO: Nach 50 Jahren eines „vergessenen“ Bürgerkrieges mit Morden und Plündern versucht das Land mit seinen 8 Millionen Einwohnern auf die Beine zu kommen, über zwei Millionen Südsudanesen fanden im Kampf um die riesigen Erdölvorkommen und Bodenschätze des Südens den Tod, noch mehr wurden vertrieben oder mussten fliehen. 2011 hatte sich der Süden des Sudan mit 99 Prozent für die Unabhängigkeit vom muslimischen Norden ausgesprochen und am 14. Juli 2011 wurde der Südsudan als 193. Mitgliedsstaat in die Vereinten Nationen aufgenommen. Die Hälfte lebt von weniger als einem Dollar am Tag, die Analphabetenrate liegt bei mehr als 80 Prozent, weniger als die Hälfte der Kinder im Grundschulalter gehen zur Schule, die Müttersterblichkeit ist die höchste der Welt. Eine Infrastruktur ist im Südsudan – doppelt so groß wie Deutschland - so gut wie nicht vorhanden: Es gibt kaum ein Straßennetz, funktionierende Strom- und Wasserversorgung. Trotz reichen Bodenschätzen wie Gold, Eisen und Marmor reicht es nur zur Subsistenzwirtschaft.

Seit Mitte Dezember herrscht erneut ein heftiger Bürgerkrieg. Unterstützer von Präsident Salva Kiir kämpfen mit Milizen seines früheren Stellvertreters Riek Machar um die Macht. Nasch Angaben der Flüchtlingsorganisation UNHCR leben allein innerhalb des Landes rund 230.000 Flüchtlinge, die wegen der Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen ihr Zuhause verlassen haben. Das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) startete inzwischen eine neue Nothilfemaßnahme für Flüchtlinge im Südsudan. Binnen drei Monaten sollen bis zu 400.000 Binnenflüchtlinge mit Nahrungsmitteln versorgt werden, denn mit Anhalten der Konflikte könnte es in einigen Teilen des Landes zu Nahrungsmittelknappheit kommen. Weil mit Beginn der Regenzeit im April rund 60 Prozent Südsudans nicht über Straßen zu erreichen sind, will die Hilfsorganisation zeitig Vorräte in diese Regionen bringen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte jetzt ein sofortiges Ende ethnischer Gewalt gegen Zivilisten im Südsudan. Sowohl in Regierungsgebieten als auch in von der Opposition kontrollierten Landesteilen komme es seit Mitte Dezember zu gezielten Angriffen auf Angehörige bestimmter Volksgruppen. Die Tötung von Zivilisten sowie Plünderungen und Zerstörungen durch beide Konfliktparteien - vor allem in den strategisch bedeutsamen Ölförder-Regionen - hätten zur Vertreibung von schätzungsweise 400.000 Menschen im vergangenen Monat beigetragen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mahnte eine Erhöhung der humanitären Hilfe Deutschlands für die Opfer von Gewalt und Bürgerkrieg im Südsudan und die Einrichtung von Schutzzonen für die Zivilbevölkerung in dem umkämpften Staat an. Bislang hat Deutschland 495.000 Euro an humanitärer Hilfe zur Verfügung gestellt, gab das Auswärtige Amt am 6. Januar 2014 bekannt.

Auch wenn es für viele Hilfsorganisationen langsam brenzlig wird im Land - das katholische Hilfswerk Misereor will seine Hilfe fortsetzen. Die katholische Kirchenprovinz Juba, die den gesamten Südsudan umfasst, zählt ca. 3,12 Mio. Katholiken, rund 38 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Diözesen Rumbek und Torit haben bereits zu Beginn der 90er Jahre unter schwierigsten Bedingungen in den Kriegsgebieten Nothilfe geleistet und die Bevölkerung medizinisch versorgt. Seit dem Friedensschluss 2005 zielt ihre Arbeit darauf ab, das tägliche Überleben der Menschen zu sichern und die zerstörte Region wieder aufzubauen. In der Diözese Rumbek werden jährlich rund 170.000 Patienten in den Gesundheitsstationen versorgt. Zudem gibt es dort inzwischen mehr als ein Dutzend Grundschulen (bis zur achten Klasse) und zwei Sekundarschulen, in denen rund 10.000 Kinder unterrichtet werden. Das 1958 gegründete Bischöfliche Hilfswerk MISEREOR e. V. mit Sitz in Aachen unterstützte bislang rund 100.000 Projekte in Asien, Afrika, Ozeanien und Lateinamerika.

Mehr: www.misereor.de.

MISEREOR-Mitarbeiter Michael Stahl berichtet von einer Reise mit MISEREOR-Kollegin Cora Laes-Fettback Begegnungen im Südsudan im Dezember 2013 auf seinem Blog: http://www.misereor.de/blog/tag/sudsudan/.

Bild oben: Misereor


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
he01192.mp3



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