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Himmel und Erde
Erleichterung nach Rücktritt

VON: STEFAN KLINKHAMMER



Es lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Erleichterung – bei vielen Gläubigen im Bistum Limburg, beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken, der katholischen Jugend im BDKJ oder der Initiative „Wir sind Kirche“. Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst ist zurückgetreten, am Mittwoch hat Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angenommen. ...

INFO: Der Vatikan hat am Mittwoch, 26. März in einer offiziellen Erklärung (hier im Wortlaut) um 12 Uhr mitgeteilt, dass Papst Franziskus den Rücktritt des Limburger Bischofs Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst annehme, den er am 20. Oktober dem Vatikan angeboten habe. Tebartz-van Elst (54) werde „zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut werden“, teilte der Vatikan mit. Papst Franziskus bat „den Klerus und die Gläubigen des Bistums Limburg, die Entscheidung des Heiligen Stuhls bereitwillig anzunehmen und sich darum zu mühen, in ein Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden“.

In der Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz rief der Papst zum Gebet für Bischöfe und Priester auf, die in Schwierigkeiten seien oder „den Wert und die Frische ihrer Berufung“ neu entdecken müssten. Radio Vatikan dokumentierte: „Jene, die geweiht werden, sind an die Spitze der Gemeinde gestellt. ... Ja, aber an der Spitze stehen bedeutet für Jesus, die eigene Autorität in den Dienst zu stellen, so wie er selbst es seine Schüler gelehrt hat: Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. Ein Bischof, der seiner Gemeinde nicht dient, handelt falsch. Ein Priester, der seiner Gemeinde nicht dient, handelt falsch“.

(http://de.radiovaticana.va/news/2014/03/26/franziskus_ruft_zum_gebet_f%C3%BCr_geweihte_m%C3%A4nner_in_schwierigkeiten_auf/ted-784939)

Bis zur Berufung eines Nachfolgers führt der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe als Apostolischer Administrator die Geschäfte in Limburg. Der 74-jährige Geistliche war im vergangenen Herbst vom damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, als Leiter der Prüfungskommission zu möglichen Verfehlungen rund um Bauprojekte im Bistum Limburg eingesetzt worden. Sie sollte Kosten, Finanzierung und Entscheidungswege rund um die Bauprojekte auf dem Limburger Domberg klären. Der seit Oktober erarbeiteten Bericht war Anfang März an Papst Franziskus übergeben worden.

Nach dem am Mittwoch, 26. März, in Bonn und Limburg veröffentlichten und 108-seitigen Abschlussbericht waren systematisch zu niedrige Kosten angegeben, Kontrollen verhindert und kirchliche Vorschriften umgangen worden. „Dem geltenden Recht wurde in zahlreichen Fällen nicht Rechnung getragen“, heißt es in einer zusammenfassenden Bewertung des Berichts durch das Sekretariat der Bischofskonferenz. Dem Bischof, dem Domkapitel und dem Diözesanvermögensverwaltungsrat werden dabei schwere Versäumnisse und Fehler vorgehalten. Der Bericht stellt fest, dass die Beteiligten zu jedem Zeitpunkt wussten, dass in der Öffentlichkeit seit Beginn der Baumaßnahme nicht die zu erwartenden Zahlen präsentiert wurden. Selbst dem von Papst Franziskus entsandten Kardinal Giovanni Lajolo habe Tebartz-van Elst Anfang September noch falsche Zahlen genannt. Spätestens am 11. September 2013 sei dem Bischof bekannt gewesen sei, dass das Projekt rund 31,5 Millionen Euro kosten würde.

Franz-Peter Tebartz-van Elst, zuvor Weihbischof in Münster, hatte am 20. Januar 2008 sein Limburger Bischofsamt in der Nachfolge von Franz Kamphaus angetreten. Doch Bischof und Bistum fanden nicht zueinander. Zunehmend in die Kritik geriet schließlich der Bau des Bischofshauses auf dem Limburger Domberg. Anfänglich war von 2 Millionen Euro die Rede, zuletzt dann von 31 Millionen. Zu verantworten hatte der scheidende Bischof auch zwei von ihm getätigte falsche eidesstattliche Versicherungen im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien. Die zuständige Hamburger Staatsanwaltschaft stellte im Dezember 2013 ihr gegen Tebartz-van Elst geführtes Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 20.000 Euro ein.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, zeigte sich erleichtert über die Entscheidung des Papstes. Jetzt halte er es für wichtig, dass das Bistum Limburg einen guten Weg in eine gemeinsame Zukunft gehen kann, erklärt er. Mit Blick auf die Ereignisse im Bistum Limburg sagte Marx, die Bischöfe spürten deutlich, dass es ein breit angelegtes Bedürfnis danach gebe, dass die Entscheidungsgremien und -strukturen der katholischen Kirche deutlicher erklärt und nachvollziehbar gemacht werden. Durch mehr Transparenz müsse die Glaubwürdigkeit der Kirche wieder erhöht werden.

Mehr: www.bistum-limburg.de, www.dbk.de und www.katholisch.de.


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
HE1403304Ruecktritt.mp3



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