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Augenblick mal
Heute: Alfred Delp

VON: CLAUDIA WEISS



Wenn man die Liste seine bedeutendsten Anhänger im Internet scrollt, dann hört es so schnell nicht wieder auf: In fast fünf Jahrhunderten kam einiges zusammen. Unter den Angehörigen des von Ignatius von Loyola gegründeten und bis heute größten Ordens der Welt steht einer heute auf dem Kalender. Ermordet im Widerstand gegen die Nazis und unter anderem Namensgeber unzähliger Schulen im Land, der einer der Mutigsten im Widerstand gegen die Nazis: Alfred Delp, Jesuitenpater, ermordet am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee. …

INFO: Alfred Delp, geboren am 15. September 1907 in Mannheim, trat nach dem Abitur 1926 in den Jesuitenorden ein, Studium der Theologie und Philosophie, Promotion mit einer Arbeit über Martin Heidegger, Erzieher und Lehrer am Kolleg St. Blasien im Schwarzwald. Schon früh setzte er sich mit dem Nationalsozialismus auseinander. 1937 Priesterweihe, Arbeiterseelsorger und Journalist bei der der von Jesuiten herausgegebenen Monatszeitschrift „Stimmen der Zeit”, die 1939 verboten wurde. Seelsorger in München-Bogenhausen, kritische Predigten zur Unvereinbarkeit von Christentum und Nationalsozialismus, aktiver Einsatz für verfolgte Juden. Ab 1941 Mitglied im „Kreisauer Kreis” als Experte für Gesellschaft und Wirtschaft, engagierte für einen Neuaufbau Deutschlands nach den Prinzipien der Katholische Soziallehre. Nach Graf von Stauffenbergs Attentat vom 20. Juli 1944 wurden die Mitglieder des Kreisauer Kreises verhaftet; Delp wurde am 28. Juli festgenommen und nach Berlin in die Strafanstalt Tegel gebracht, dort schwer misshandelt und gefoltert. Im Januar 1945 begann vor dem Volksgerichtshof unter Roland Freisler der Prozess wegen Hoch- und Landesverrats, Alfred Delp wurde zum Tod durch den Strang verurteilt und im Gefängnis in Berlin-Plötzensee erhängt. Seine Asche wurde auf Feldern verstreut, die Veröffentlichung einer Todesanzeige verboten.
Links: http://www.alfred-delp-gesellschaft.de, http://www.jesuiten.org

Unser Gesprächspartner: Diakon Bernhard Groß, Jahrgang 1935, Sohn des katholischen Widerstandskämpfers Nikolaus Groß, bis zur Pensionierung Leiter der Sozialabteilung des Bergwerkes Walsum. Kontakt: Pfarrgemeinde St. Vincentius Dinslaken, Pfarrhaus Hl. Blut, Matthias-Claudius-Str. 8, Tel. 02064 / 47 99 976, 46537 Dinslaken, privat: Berliner Str. 32, 46535 Dinslaken, Tel. 02064 / 70 36 5, E-Mail: hlblut-dinslaken(bei)bistum-muenster.de, Internet: www.heilig-blut.de.

 

Zitate von P. Alfred Delp:

"Die schlimmste Karikatur auf den Menschen ist der Massenmensch, nur noch wirklich als Teilstück eines gestaltlosen Instinktbündels, nur noch fähig der primitivsten Reaktionen und Ausbrüche, nur noch getrieben von Demagogen, tierhaften Bedürfnissen und Aussprüchen, haltlos und müde und hilflos, sobald die schlammige Flut ihn liegen lässt und er eine Einsamkeit spürt, die nicht die kraftvolle Stille des Ewigen ist, sondern die Leere der Ohnmacht und des Ausgeplünderten.“ (Alfred Delp, Gesammelte Schriften, Band 2, S. 378 f.)

„Man kann nicht die Botschaft von diesem verschwenderischen Gott vernehmen und als religiöser Kleinbürger wieder weggehen, der nur wieder sorgt für sein eigenes Heil, seine eigene Frömmigkeit und der dieses andere nicht begreift, diesen inneren Anruf genugzutun, dazustehen für die anderen, einen Punkt (zu) finden, von dem man für das Ganze, für die anderen, für die Gemeinde die Sache wiederherstellt, wieder in Ordnung bringen kann, irgendwo in diese allgemeine Verantwortung hinein. Da sind Impulse, von denen aus man keine Rezepte schreiben kann. Von denen aus man aber Ahnungen haben kann und innere Befehle erhalten kann, von daher das Leben anders aussieht.“ (Alfred Delp, Gesammelte Schriften Band 3, S. 251)

„Der Mensch ist auf sein Gewissen gestellt. Das ist eine grundlegende Tatsache, und es ist die einzige und letzte Tatsache, die den Menschen rettet, jetzt zu sich selbst und einmal vor dem Forum des Ganzen, vor dem er über seinen Beitrag zur Wahrung und Förderung des Seinskosmos Rede und Antwort zu stehen hat. Die Befreiung des Menschen aus den Formen untermenschlichen Daseins geschieht endgültig durch die Rückführung zu sich selbst im Gewissen. Über dieses Gewissen sei hier nur noch das eine angemerkt, dass, wer dem Menschen ans Gewissen geht, es verbildet oder vergewaltigt, ihm eben jenen Schaden zufügt, gegen den alle Schätze und Vorteile der Welt ein Nichts sind. Es kann keinen Grund geben, keine Nützlichkeit und keine leichtere Führungsmöglichkeit und auch keine noch so `fromme` Absicht und Ausrede, den Menschen des Gewissens zu entwöhnen oder seine Bildung zur vollen Tüchtigkeit des Gewissens zu versäumen und zu vernachlässigen. Menschen, die zu einer echten Fertigkeit und Tüchtigkeit des Gewissens gelangt sind, tragen ihre eigene Art, fällen ihr eigenes Urteil, sind unbequem für jedes Schema, lästig für jede, auch die fromme Vermassung und Entmündigung, aber sie sind bei sich, decken den Wechsel des Lebens mit ihrer eigenen Unterschrift und sind deshalb vollgültige Repräsentanten der Idee und vollwertige Träger der Wirklichkeit Mensch. In ihnen kommt das Sein zur Höhe und Dichtigkeit, die es im Menschen finden will: Selbstbesitz und Selbstbewegung nach den Gesetzen und Ordnungen eben des Seins, das im Geist seiner selbst bewusst ist und im Gewissen sich aus der Einsicht in das Wirklichkeitsganze zu sich selbst entscheidet....“ (Der Mensch vor sich selbst. Gesammelte Schriften Band 2, S. 521)

„Es sollen einmal andere besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind.“ (Alfred Delp, Gesammelte Schriften IV, S. 110)

 

Literatur
Roman Bleistein, „Alfred Delp - Geschichte eines Zeugen“, Alber Verlag Frankfurt am Main 1989, ISBN 3782005988
Rita Haub/Friedrich Schreiber, „Alfred Delp - Held gegen Hitler“, Echter Verlag Würzburg 2005, ISBN 3429026652
Christian Feldmann, „Alfred Delp. Leben gegen den Strom“, Herder Freiburg 2005, ISBN 345128569X
Günther Saltin: „Durchkreuztes Leben. Alfred Delp: Weg - Kampf - Opfer“, Schüssler Mannheim 2003, ISBN 3-00-012687-2
Elke Endraß: Gemeinsam gegen Hitler. Pater Alfred Delp und Helmuth James Graf von Moltke. Verlag Kreuz, Stuttgart 2007 ISBN 978-3-7831-2881-9
Rita Haub, Alfred Delp - Beten und Glauben, Eine Topos plus Biografie 604, Lahn Verlag 2007, ISBN 9783786786047


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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