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Augenblick mal
Paulus und die Frauen

VON: CHRISTOF BECKMANN / UTA VORBRODT



Start in die Woche nach einem besonderen Tag – speziell für die Frauen. Was das Thema angeht, scheint einer wohl ganz besonders schlechte Karten zu haben. Einer, für den in diesem Jahr zu seinem runden, 2000. Geburtstag weltweit ein besonderes Gedenkjahr gefeiert wird. Im Paulusjahr gedenkt die katholische Kirche des ersten und wichtigsten Theologen der Christenheit, des Völkerapostels Paulus. Auf den sich so mancher Macho beruft – zu Unrecht, sagt Eva Maria Will, Theologin und Paulus-Expertin: Das Zitat aus dem Epheser Brief „Die Frau soll sich dem Manne unterordnen“ werde oft aus dem Zusammenhang gerissen – der Ansatz von Paulus ist ein ganz anderer ...

INFO: Paulus von Tarsus (hebräischer Name: Saul; lat.: Saulus) ist der erste und wichtigste Theologe der Christentumsgeschichte und neben Simon Petrus der erfolgreichste Missionar des Urchristentums. Der griechisch gebildeter Jude und gesetzestreuer Pharisäer verfolgte zunächst die Anhänger des gekreuzigten Jesus von Nazaret, dem er nie begegnet war. Doch seit seinem Damaskuserlebnis („Pauli Bekehrung“, ein katholischer, evangelischer und anglikanischer Gedenktag am 25. Januar) - Paulus selbst erwähnt seine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus Christus mehrmals - verstand er sich als von Gott berufener „Apostel des Evangeliums für die Völker“.

Als solcher verkündete er vor allem Nichtjuden den auferstandenen Jesus Christus. Dazu bereiste er den östlichen Mittelmeerraum und gründete dort einige christliche Gemeinden. Durch seine Paulusbriefe blieb er mit ihnen in Kontakt. Ihm sind im Neuen Testament dreizehn Briefe zugeschrieben, die zwischen 50 und 60 verfasst wurden und die Hauptquelle für Biografie, Theologie und Missionstätigkeit des Paulus sind. Von den paulinischen Missionsreisen berichtet außerdem die Apostelgeschichte (Apg) des Lukas, die biografische und theologische Angaben der Paulusbriefe bestätigen und ergänzen. Chronologische Daten: etwa 32-33: Bekehrung bzw. Berufung zum Völkerapostel, bis 35: Damaskus, Arabien, dann wieder Damaskus, 35: erste Jerusalemreise, danach Tarsus/Kilikien, Antiochia/Syrien, 46 oder 48: zweiter Jerusalembesuch mitsamt Apostelkonzil, 46/47: Zypern, Südtürkei, 48-50: Philippi, Thessaloniki, Athen, 50/51: erster Korinthbesuch, dort Abfassung des ersten Thessalonicherbriefs, Zwischenstation in Antiochia, 52-56: Ephesus, dort Abfassung der Briefe Gal, Phil, 1 Kor, Phlm, 56/57: Makedonien, zweiter Korinthbesuch, dort Abfassung von 2 Kor und Röm, 57: letzte Jerusalemreise, 57-59: Gefangenschaft in Cäsarea, 59/60: Überführung nach Rom. Überlieferungen von einer angeblichen Paulusmission in Spanien und von seiner Hinrichtung in Rom unter Kaiser Nero (64) gelten dagegen als Legenden.

Paulus befand sich mehrmals in Gefangenschaft. Mehrere seiner Briefe sind während eines Gefängnisaufenthalts abgefasst (Philipperbrief, Philemonbrief). Die Apostelgeschichte erwähnt eine kurzzeitige Gefangenschaft in Philippi, Paulus selbst einen Gefängnisaufenthalt in Ephesus bzw. der Provinz Kleinasien. In Jerusalem wurde er von Diasporajuden angeklagt, er habe einen Nichtjuden mit in den Tempel gebracht: Darauf stand nach der geltenden sadduzäischen Toradeutung die Todesstrafe, die auch die Römer bei solchen religiösen Vergehen zuließen. Um ihn vor jüdischer Lynchjustiz zu schützen, griff die römische Wache ein und nahm ihn in Schutzhaft. Nach einer mehrmonatigen rechtlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Paulus den römischen Statthaltern die Christusbotschaft verkündete und als römischer Bürger an den Kaiser appellierte, wurde er schließlich gefangen nach Rom gebracht, um dort seinen Rechtsanspruch vorzutragen.

Nach einer altkirchlichen Tradition aus Rom wurde Paulus unter Kaiser Nero als Märtyrer durch das Schwert hingerichtet. Möglicherweise fand Paulus im Zuge von Neros Christenverfolgung im Jahr 64 oder 67 den Tod. Sein Grab befindet sich in Rom unter der Kirche San Paolo fuori le mura (Sankt Paul vor den Mauern). Seine auf Christus konzentrierte Lehre und die Loslösung des neuen Glaubens vom Judentum leiteten die Ausbildung einer eigenständigen, schließlich weltumspannenden Religion ein.

In der katholischen Weltkirche ist Paulus Schutzpatron der Theologen und Seelsorger, Weber, Zeltwirker, Korbmacher, Seiler, Sattler und Arbeiterinnen sowie der katholischen Presse. Er wird als Heiliger angerufen für Regen und Fruchtbarkeit der Felder und gegen Furcht, Ohrenleiden, Krämpfe und Schlangenbiss. In der Kunst wird er gewöhnlich als kahlköpfiger, bärtiger Mann mit Buch und/oder Schwert dargestellt. Der Gedenktag von Paulus (und Petrus) ist der 29. Juni. Zur Erinnerung an Paulus hatte 2008 Papst Benedikt XVI. ein Paulusjahr ausgerufen. Es endet am 28. Juni 2009.
Mehr: http://www.paulus-briefe.de, http://www.welt-der-bibel.de/bibliographie.html ; http://www.zum.de/Faecher/evR2/BAYreal/7/7.1/paul.htm.

 

Brief des Hl. Paulus an die Epheser, Kapitel 2, Über die christliche Familienordnung: „21 Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus. 22 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn (Christus); 23 denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib. 24 Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen. 25 Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, 26 um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. 27 So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos. 28 Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. 29 Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche. 30 Denn wir sind Glieder seines Leibes. 31 Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein. 32 Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche. 33 Was euch angeht, so liebe jeder von euch seine Frau wie sich selbst, die Frau aber ehre den Mann.“


Unsere Gesprächspartnerin: Eva-Maria Will, geboren 1963 in Hannover. Nach ihrem Abitur in Wuppertal studierte sie von 1982 bis 1990 Katholischen Theologie, Kunstgeschichte und Christliche Archäologie in Trier und Bonn. Nach ihrem Studienabschluss wurde Will Referentin für theologische und spirituelle Bildung im damaligen Referat Frauenseelsorge im Erzbistum Köln. Seit 2006 leitet sie das neu geschaffene Referat Frauen- und Männerseelsorge im Erzbistum.


VORTRAG: Morgen, Dienstag, 10. März, hält Eva-Maria Will von 19.30-21.45 Uhr einen Vortrag in der Kirche St. Paulus, Beuel, Siegburger Str. 75 (Seelsorgebereich An Rhein und Sieg, Beuel, Schwarzrheindorf, Vilich, Vilich-Müldorf, Geislar): „Unterordnung statt Gleichstellung? Das Frauenbild des Paulus“, weitere Informationen: Alice Rückbrodt, Erzbistum Köln, Referat Frauen- und Männerseelsorge, Marzellenstr. 32, 50668 Köln, Tel. 0221 / 1642-1346, E-Mail: Alice.Rueckbrodt(bei)erzbistum-koeln.de oder unter www.maennerseelsorge-koeln.de. Zu mehr Veranstaltungen im Paulusjahr s.: http://www.dbk-paulusjahr.de/index.php?article_id=133.


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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