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Augenblick mal
Internationaler Karls-Preis für Andrea Riccardi

VON: CHRISTOF BECKMANN



Das Direktorium der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen hat am 6. Dezember 2008 entschieden, im Jahr 2009 den italienischen Historiker und Gründer der Gemeinschaft von Sant’Egidio, Prof. Dr. Andrea Riccardi, mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen auszuzeichnen. Prof. Riccardi wird die Auszeichnung am Christi Himmelfahrtstag, 21. Mai 2009, im historischen Krönungssaal des Aachener Rathauses entgegennehmen. 

INFO: Der alljährlich in Aachen verliehene Internationale Karlspreis gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird seit 1950 traditionell am Fest Christi Himmelfahrt an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Namensgeber ist Kaiser Karl der Große (742-814). Er gilt als erster Einiger Europas und wählte Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz. Der Preis ist mit einer symbolischen Summe von 5.000 Euro dotiert. Außer der Urkunde erhalten die Preisträger eine Medaille, die das älteste erhaltene Stadtsiegel Aachens aus dem zwölften Jahrhundert mit Karl dem Großen auf dem Thron zeigt. Zu den Preisträger gehören Konrad Adenauer (1954), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), der Gründer der Ökumenischen Gemeinschaft von Taize, Frere Roger Schutz (1989), und Angela Merkel (2008). Erstmals wurde 2004 ein zusätzlicher Karlspreis verliehen. Er ging an Papst Johannes Paul II. und zeichnete sein Engagement für die Einigung Europas und für den Frieden aus.

Karlspreis 2009: Mit dem diesjährigen Karlspreis wird Andrea Riccardi (58), Gründer der ökumenischen Gemeinschaft Sant'Egidio, ausgezeichnet. Der italienische Historiker sei ein großer Europäer, der mit leidenschaftlichem Engagement für die Verständigung über alle konfessionellen und nationalen Grenzen hinweg eintrete, so das Karlspreis-Direktorium in Aachen. Mit der Gemeinschaft Sant'Egidio habe Riccardi einen bedeutenden Beitrag für eine friedlichere und gerechtere Welt geleistet. In seiner rund 40-jährigen Arbeit habe er ein herausragendes und Beispiel gebendes Zeichen für die europäischen Werte des Friedens, der Solidarität und der Menschenwürde und darauf basierendes zivilgesellschaftliches Engagement für eine bessere Welt gesetzt.

Mehr: www.karlspreis.de

 

Gemeinschaft Sant´Egidio: Andrea Riccardi, 1950 in Rom geboren, gründete die Gemeinschaft Sant'Egidio im römischen Stadtteil Trastevere in seiner Studentenzeit 1968. Sie trafen sich regelmäßig, um in der Bibel zu lesen und zu beten, engagierten sich aber auch praktisch für das Gebot der Nächstenliebe. Im Rom der frühen 1970er Jahre wurden sie in den heruntergekommenen Betonsiedlungen der römischen Vorstädte aktiv, organisierten Suppenküchen für Obdachlose und betreuten Kinder von Roma und Sinti, später auch auch erfolgreiche weltweite Kampagnen zur Abschaffung der Todesstrafe oder zur besseren medizinischen Versorgung von Aidskranken. Die Vereinigung konnte wegen ihrer vielfältigen informellen Kontakte zu Politikern und Kirchenführern in mehreren bewaffneten Konflikten vermitteln. Ihre größte diplomatische Leistung ist der «Friedensvertrag von Rom», mit dem 1992 der 15-jährige Bürgerkrieg in Mosambik beendet wurde. Andere Vermittlungsversuche etwa in Algerien, im Kosovo oder in Zentralafrika waren weniger erfolgreich. Wegen ihrer Friedens-Aktivitäten unter anderem in Mosambik und Guatemala hat die Gemeinschaft zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Friedenspreis der UNESCO. Seitdem Papst Johannes Paul II. 1986 die Vertreter der Weltreligionen zum Friedensgebet nach Assisi einlud und dies weltweit auf großes Echo stieß, organisiert Sant'Egidio regelmäßig die interreligiösen Nachfolgetreffen. Die Versammlungen fanden unter anderem in Rom, Jerusalem, Bukarest und Warschau statt. Mittlerweile gehören der geistlichen Gemeinschaft Sant'Egidio rund 50.000 Mitglieder in 70 europäischen, amerikanischen und afrikanischen Ländern an.

In Deutschland entstand die erste Gemeinschaft Sant'Egidio 1983 in Würzburg, noch heute das größte Zentrum. Weitere Gruppen gibt es in Mönchengladbach, Aachen, Berlin, Bremen, München, Wiesbaden, Fulda und Bayreuth. Die rund 3.000 deutschen Mitglieder kommen regelmäßig zum Abendgebet zusammen, das viele Elemente des klösterlichen Stundengebets enthält. Im Mittelpunkt steht dabei die Bibelauslegung. Die Mitglieder engagieren sich außerdem ehrenamtlich für Arme, Alte, Kinder, Behinderte, Ausländer und Obdachlose. Sie betreuen zudem ein Aids-Projekt in Mosambik und Entwicklungsprojekte in Guinea-Bissau und Albanien. Aktuell stellt die Gemeinschaft am Mittwoch in Bonn zusammen mit der Deutschen Aids-Stiftung das neue Programm „DREAM“ zur Bekämpfung von Aids in Afrika vor. An dem Kolloquium wird auch der Initiator der Gemeinschaft Andrea Riccardi teilnehmen.

Mehr: www.santegidio.de

 

Hier die Langversion des Beitrags von Christof Beckmann zum Thema, der am Donnerstag, 21. Mai, in der Reihe "Angedacht" auf 107,8 Antenne AC  im Kreis Aachen zu hören ist:


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
ac0521.wma



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