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Augenblick mal
Denkmal: Der weiße Dom an der Lippe

VON: CHRISTOF BECKMANN


Tausende von historischen Orten locken morgen wieder zum „Tag des offenen Denkmals“ – viele sind auf Tour in der Region, um Neues zu entdecken. Eine solche Sehenswürdigkeit gibt es etwa an der Lippe – im Keller einer Kirche: Ein Steinsarkophag, in den einst zweimal am Tag Lebensmitteln und Kleidung für Bedürftige gelegt wurden. Und rund um die Kirche wird in der ganzen Woche schon kräftig gefeiert. Morgen ganz besonders: Vor dem „Tag des offenen Denkmals“ morgen ein Blick auf einen geschichtsträchtigen Ort an der Lippe: Hier erhebt sich die Kirche St. Ida über dem Grab der Stifterin. Dort rüstet sich derzeit alles während der traditionellen Ida-Festwoche zur Prozession mit ihrem kostbaren Schrein …

INFO: „Ich weiß, wem ich glaube“ – unter diesem Pauluszitat aus dem biblischen Timotheusbrief steht die Ida-Festwoche 2009 in Herzfeld, dem ältesten Wallfahrtsort Westfalens. Auf dem Programm stehen liturgische Feiern, Begegnungsangebote, Konzerte, Vorträge und die „Kleine Identracht“. Mit den Angeboten möchte die Pfarrgemeinde zur Stärkung des Glaubens beitragen. Seit Freitag, 4. September, waren die Tage der Festwoche jeweils bestimmten Zielgruppen gewidmet. Höhepunkt der Festwoche ist der Tag der Begegnung am Sonntag, 13. September mit der „Identracht“.

PROGRAMM:
Samstag, 12. September 2009 Jugendtag: 14.00 Uhr Veranstaltung in und am Haus Idenrast, 16.30 Uhr Beichtgelegenheit, 17.30 Uhr Jugendmesse mit Ida-Segen, Zelebrant: Jan Loffeld, Vikar in St. Dionysius, Nordwalde; musikalische Gestaltung: Yould Meloments, Herzfeld
Sonntag, 13. September: 10.00 Uhr Pontifikalamt mit H.H. Weihbischof Matthias König, Paderborn, Musikalische Gestaltung: Chor an der Ludgerusbasilika Essen-Werden, Ltg. Kantor Andreas Kempin, anschl. Kleine Identracht durch das Dorf mit Fahnen- und Bannerabordnungen der Vereine, Weg der Kleinen Identracht: Kirchplatz – Lippborger Straße - Lippestädter Straße – Station an der Ida-Säule am Osttor – Lippstädter Str. – Totenpättken – Kirchplatz – Kirche – Ida-Segen in der Kirche, Musikalische Gestaltung: Blasorchester Hultrop, anschl. Begegnung mit Frühschoppen auf dem Gelände zwischen Alter Post und Haus Idenrast, Kinder-Flohmarkt, Musikalische Gestaltung: Blasorchester Hultrop.

Informationen: Katholische Pfarrgemeinde St. Ida, Kirchplatz 3, 59510 Lippetal-Herzfeld, Tel. 02923 / 508, Fax 02923 / 659107, E-Mail: info(bei)st-ida-herzfeld.de, E-Mail: pfarrbuero(bei)st-ida-herzfeld.de, pastorlohmann(bei)st-ida-herzfeld.de, Homepage: http://www.st-ida-herzfeld.de

HEILIGE IDA VON HERZFELD, † 4.9. 825 oder 813, stammte aus einer sozial hochgestellten Familie - zwei ihrer Brüder wurden Äbte, war eng mit den Karolingern verwandt und wahrscheinlich Urenkelin des fränkischen Hausmeiers Karl Martell und Enkelin des letzten Merowinger-Königs Childerich III. (* um 720; † um 755). Nach ihrer Heirat mit dem Sachsenherzog Ekbert I. (* um 756; † nach 811), Lehnsmann Karls des Großen und Graf der Dänischen Mark mit Gütern im südlichen Westfalen zwischen Rhein und Weser, überquerte sie 786 die Lippe auf einer Furt bei Hirutveldun (altsächsisch: Hirschfeld). Eine Traumvision gab ihr den Auftrag, dort eine Kirche zu bauen. Sie wurde der Hl. Maria und St. Germanus geweiht und erste katholische Gemeinde im Münsterland, in der sie später als Witwe ein sehr zurückgezogenes und frommes Leben führte. In dieser Zeit des 30-jährigen Krieges zwischen den Sachsen und den Franken nahm Ida die Sachsen in ihren Schutz. Als Zeichen dafür gilt der Hirsch, mit dem Ida oft abgebildet wird und der sich im Wappen von Herzfeld befindet. Ekbert fand nach dem Tod 811 an der der Südseite der Kirche seine letzte Ruhestätte. Unmittelbar in der Nähe des Altars widmete Ida sich ganz dem Gebet und der Sorge für die Gemeinde. Der Steinsarg diente dabei als Truhe für die Gaben, die sie zweimal am Tag an die Bedürftigen austeilte.
Ida wurde am 26. November 980 von Bischof Dodo von Münster in der Kirche in Herzfeld heilig gesprochen; damals fand der erste Umzug mit ihren Reliquien statt. Aus diesem Anlass schrieb der Benediktinermönch Uffing aus Werden/Ruhr ihre Lebensgeschichte, die heute noch erhaltene „Vita S. Idae“. Über ihren Enkel Herzog Liudolf von Sachsen und dessen Enkel Heinrich, 919 zum ersten deutschen König gewählt, wurde Ida zur Stammmutter des aus der Familie der Ekbertiner hervorgegangenen Sächsisch-Ottonischen Herrscherhauses (Heinrich I., 919-936; Otto I. der Große 936-973; Otto II., 973-983; Otto III., 983-1002, Heinrich II., 1002-1024). Nach dem Tode Heinrichs II., des letzten sächsischen Kaisers, versammelten sich am 13. September 1024 die sächsischen Fürsten mit Bischof Meinwerk von Paderborn am Grab der hl. Ida zum „Fürstentag in Herzfeld”.
Idas Grablege in einem 1976 restaurierten kostbaren Schrein in der der zur Kapelle umgewidmeten Klause wurde eine bedeutende Wallfahrtsstätte. Besonders verehrt wurde Ida von Schwangeren („Ida-Gürtel“). Bis heute wird die „Identracht“ alljährlich in der Woche ab dem 4. September begangen und dabei der „Ida-Segen“ erteilt. Die um 1250 errichtete zweite spätromanische Kirche wurde um 1506 stark umgebaut. Am 13. Mai 1903 weihte Bischof Hermann Dingelstadt die heutige Kirche.

Unser Gesprächspartner: Domkapitular Rolf Lohmann, geboren am 21. Februar 1963 in Hamm, Studium der Theologie und Philosophie in Münster und München, 1989 Priesterweihe im St.-Paulus-Dom in Münster, 1989: Kaplansstelle in St. Laurentius Coesfeld, 1993 Vikar in St. Johannes Billerbeck, 1997 Pfarrer und Rektor der Wallfahrt in St. Ida Lippetal-Herzfeld, 2003 zusätzlich Pfarrer in St. Cornelius und Cyprianus Lippetal-Lippborg, 2007 nichtresidierender Domkapitular in Münster. 


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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