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Augenblick mal
Lepra-Ärztin und Ordensfrau Ruth Pfau wird 80

VON: CHRISTOF BECKMANN / KNA



Wenn man alle ihre Auszeichnungen aufzählen würde, würde das einige Zeit dauern. Aber selbst legt sie wenig Wert auf Ehrungen. Höchstens darauf, dass dadurch die Aufmerksamkeit auf ihre Arbeit gelenkt wird, an der auch viele bei uns im Land Anteil haben. Denn sie kämpft – erfolgreich – ihr ganzes Leben schon gegen eine Krankheit, die auch bei uns einst Angst und Schrecken auslöste. Heute wird die berühmte Lepraärztin Ruth Pfau 80. Die „Mutter der Leprakranken“ wird sie genannt: Seit über 40 Jahren kümmert sich der „Engel von Karachi“ aus dem Orden der „Töchter vom Herzen Mariä“ in Pakistan um Kranke und Ausgestoßene.

INFO: Die junge Ärztin und Nonne Ruth Pfau, die am 9. September 2009 ihren 80. Geburtstag feiert, hat sich mehr als 45 Jahre hat sich die kleine, zierliche Frau für die Leprakranken in Pakistan eingesetzt. Mit Spenden aus Deutschland, wo sie als „Engel von Karachi“ und „Mutter der Leprakranken“ bekannt wurde, baute sie eine moderne Spezialklinik auf, das Marie-Adelaide-Leprazentrum. Zusammen mit von ihr ausgebildeten Assistenten schuf sie in Pakistan ein flächendeckendes Netz von Leprastationen. Von dort aus werden selbst entlegenste Dörfer am Hindukusch erreicht, um die Bevölkerung mit Medikamenten zu versorgen. Geboren 1929 als vierte von fünf Töchtern in Leipzig, siedelte sie mit 20 Jahren nach Westdeutschland über, wo sie in Mainz und Marburg Medizin studierte. Während ihrer Studienjahre war Ruth Pfau getrieben von der Suche nach einer bestimmenden Kraft für ihr Leben. Sie fand sie im christlichen Glauben. 1953 ließ sie sich taufen, vier Jahre später trat sie dem Orden der „Töchter vom Herzen Mariä“ bei. 1958 Internistische Fachausbildung in Köln und gynäkologische und geburtshilfliche Weiterbildung in Bonn. 1960 sandte ihr Orden sie nach Asien. In Karachi begann sie mit offiziellen Lehrgängen für Leprahelfer und baute ab 1961 mit bis heute dauernder Unterstützung durch das Deutsche Aussätzigen Hilfswerk e.V. (DAHW) - jetzt Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfle e.V. – das Marie-Adelaide-Leprosy-Centre-Krankenhaus auf. 1980 Erste Einreise nach Afghanistan zum Aufbau eines Gesundheitsdienstes. 1996 ist die Lepra erstmals in Pakistan unter Kontrolle. 1996/97 Gründung der Ruth-Pfau-Stiftung durch das Deutsche Aussätzigen-Hilfswerk (DAHW). Zahlreiche Auszeichnungen: 1969 Pakistanischer Orden Sitara-i-Quaid-i-Azam, 1978 Großes Bundesverdienstkreuz, Verleihung des höchsten pakistanischen Zivilordens, 1979 Ernennung zur nationalen Beraterin im Rang einer Staatssekretärin für das Lepra- und TB-Kontrollprogramm für die pakistanische Regierung, 1985 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern, 1988 Ehrenbürgerin Pakistans, 1989 Verleihung des Ordens „Hilal-i-Pakistani“, 1991 Verleihung des „Damien Dutton Award“, 2002 Verleihung des „Ramon Magsaysay Award“, Philippinen, 2003 erste Trägerin des mit 50.000 Euro dotierten ITZEL-Preises , 2004 Albert Schweitzer Medaille in Gold, 2005 „Marion Dönhoff Preis“.

Literatur:
Michael Albus (Hrsg.), Liebe und tu, was du willst, Wege meines Lebens, Herder Verlag, Freiburg 2006
Ruth Pfau, Das Herz hat seine Gründe - Mein Weg. 240 Seiten, Herder Freiburg; Auflage: 3., Aufl. (April 2007), ISBN-10: 3451055937, ISBN-13: 978-3451055935 Michael Albus (Hrsg.), Wer keine Tränen hat ..., Was mein Leben trägt, Herder Verlag, Freiburg 1999
Irma Hildebrandt: Provokationen zum Tee, Diederichs Verlag, München 1998
Alexa Länge (Hrsg.), Worauf ich hoffe, Gedanken und Wünsche an der Schwelle zum neuen Jahrtausend, Brockhaus Verlag, Wuppertal 1999
Ruth Pfau, Das letzte Wort wird Liebe sein, Ein Leben gegen die Gleichgültigkeit, Herder Verlag, Freiburg 1996
Ruth Pfau, Verrückter kann man gar nicht leben, Ärztin, Nonne, Powerfrau, Herder Verlag, Freiburg 1995

Der Orden der „Töchter vom Herzen Mariä“
Während der Französischen Revolution - alle Orden waren aufgehoben - begründeten der Jesuit Pierre Joseph de Clorivière und Adelaide de Cicé 1790 eine neue Form des Ordenslebens, die auch unter widrigsten Verhältnissen existieren könnte: außerhalb des Klosters und ohne äußeres Kennzeichen, aber mitten in der Welt. So sollten die Schwestern nach den drei Gelübden leben, offen für jede Art von Not, um durch ihr Leben Zeugnis zu geben von der Liebe Gottes zu den Menschen. 1857 wurde die Gemeinschaft päpstlich anerkannt. Die Schwestern leben heute auf Einzelposten oder in kleinen Gemeinschaften. Einsatzgebiete sind in Europa allen Länder Westeuropas und in Ungarn, in Amerika: Argentinien, Brasilien, Chile, Ecuador, Guatemala, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Peru, USA, Venezuela, in Afrika: Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Kenia, Madagaskar, Ruanda, in Asien: Indien, Japan, Pakistan. Sie leben und arbeiten in gesellschaftlichen Brennpunkten in den jeweiligen Ländern, z.B. Hilfe für Straßenkinder, für Flüchtlinge, Aidskranke, Förderung der Frau, Gesundheitshilfe für Arme, Aidswaisen, Bildungs- und pastorale Arbeit. Die Ausbildungsetappen sind Aspirat, Postulat (mindesten 6 Monate), Noviziat (mindestens 2 Jahre). Das Noviziat endet mit der Gelübdeablegung. Danach folgt das Juniorat von mehreren Jahren.

Kontaktadressen: Mutterhaus, 39, rue Notre Dame des Champs, F - 75006 Paris; Provinzialat und Niederlassung  Haus St. Lucia, Subbelrather Str. 246, 50825 Köln (Ehrenfeld), Tel. 0221 / 55 86 56, Fax 0221 / 54 02 598.
Mehr: http://www.dahw.de


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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