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Augenblick mal
Blick auf die Weltkirche

VON: CHRISTOF BECKMANN



Viele Jahreshauptversammlungen und Bilanzpressekonferenzen sind für Schlagzeilen gut – sie bestimmen den Wert von Unternehmen, haben einen Einfluss darauf, wie schlecht oder gut gelaunt die Wirtschaft reagiert. Nun ist die Kirche keine Firma, aber immerhin so etwas wie der älteste Global Player der Welt. Und auch dort tagen die Leitungsorgane hin und wieder mit dicken Tagesordnungen. Derzeit geht der Blick bei der Katholischen Kirche weit in die Welt, denn gestern begann die Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda. Bis Samstag will die Deutsche Bischofskonferenz besonders die Kirche in Lateinamerika und Osteuropa in den Blick nehmen. Dazu und vor dem Papstbesuch in der Tschechischen Republik Fragen an Pastor Heinrich Grafflage, Diözesanbeauftragter des Bistums Essen für Kirchen in Mittel- und Osteuropa …
     
INFOS: An der Herbstvollversammlung, die vom 21. bis 25. September stattfindet, nehmen 66 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung des Vorsitzenden, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, teil. Die zwei Mal jährlich tagende Vollversammlung ist das oberste Leitungsorgan. Die Frühjahrstreffen finden an wechselnden Orten statt, die Herbstvollversammlung tagt stets in Fulda und damit am Grab des „Apostels der Deutschen“, des heiligen Bonifatius. Im Mittelpunkt der Versammlung steht in diesem Jahr ein ganztägiger Studientag zum Thema „Neue Herausforderungen für die weltkirchliche Arbeit in Deutschland“. Dabei geht es unter anderem um die Veränderungen der religiösen Landschaft in Lateinamerika, wo missionarische „Pfingstkirchen“ und Sekten den etablierten Kirchen Gläubige abwerben, sowie um die Auseinandersetzung der Kirche mit dem Erbe des Totalitarismus in den ehemaligen kommunistischen Ländern. Außerdem werden sich die Bischöfe mit dem Phänomen kulturell-religiös motivierter Konflikte auseinandersetzen. Neben einer Einführung von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch und einem Grundsatzreferat von Erzbischof Dr. Ludwig Schick werden folgende Experten auf dem Studientag referieren: Prof. Albert-Peter Rethmann (Frankfurt/St. Georgen), Prof. P. Michael Sievernich (Frankfurt/St. Georgen), Prof. Johannes Wallacher (München), Pater Dr. Felix Körner (Rom) und Prof. Bernd Lutz (Sankt Augustin). Weitere Schwerpunkte der Vollversammlung sind die kirchliche Bildungsarbeit in katholischen Schulen sowie die Vorbereitungen zum Ökumenischen Kirchentag 2010 in München. Mehr Infos zur Deutschen Bischofskonferenz unter: www.dbk.de

Unser Gesprächspartner: Pastor Heinrich Grafflage, geboren 1933, stammt aus Essen-Borbeck. Er wurde 1970 zum Priester geweiht und war seit 1982 Pfarrer an St. Ludgerus und St. Martin in Essen-Rüttenscheid, bevor er im Mai 2008 nach Essen-Borbeck wechselte. Hier ist der Pfarrer im Ruhestand als Pastor an St. Dionysius tätig und ist dort inzwischen auch für engagierte Predigten bekannt. Seit 1997 ist Heinrich Grafflage Diözesanbeauftragter des Bistums Essen für Kirchen in Mittel- und Osteuropa und zuständig für das Bischöfliche Hilfswerk RENOVABIS.

Papstreise nach Tschechien
Vom 26.-28. September wird Benedikt XVI. in das Herz Europas reisen. Dort macht er Halt in Prag, in Brünn und Stará Boleslav, wo er am Fest des Nationalpatrons, des Hl. Wenzeslaus, teilnehmen wird. In der Tschechischen Republik bekennt sich nur eine Minderheit der Bevölkerung zu einer Religionsgemeinschaft. Laut Volkszählung 2001 gaben von 10,23 Millionen Tschechen 3,29 Millionen eine Religionszugehörigkeit an; dies sind knapp 32 Prozent der Bevölkerung; bei der Erhebung von 1991 waren es noch 43,9 Prozent. Die mit Abstand größte Religionsgemeinschaft Tschechiens bleibt trotz deutlicher Verluste die katholische Kirche. 26,8 Prozent der Bevölkerung, gaben „römisch-katholisch“ als Konfession an (1991: 39 Prozent). Nach kirchenamtlicher Zählung, die von der Zahl der Getauften ausgeht, sind 31,7 Prozent der Tschechen katholisch. Die massive Kirchenverfolgung während der kommunistischen Herrschaft (1946-1989) brachte der unterdrückten Kirche im Prager Frühling (1968) und in den Jahren der Wende um 1989 vorübergehend Respekt ein. Mit der Trennung von Tschechien und Slowakei 1993 ging der stark katholisch geprägte Südosten der einstigen Tschechoslowakei eigene Wege. Zweitgrößte Konfession Tschechiens ist laut Volkszählung die reformierte Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder mit 117.000 Mitgliedern (1,1 Prozent, vor zehn Jahren noch 204.000), gefolgt von der Hussitischen Kirche mit 99.000 Gläubigen (knapp 1 Prozent, zuvor 178.000). Die Lutheraner erreichen mit ihren drei verschiedenen Kirchen rund 34.300 Mitglieder. In West- und Nordböhmen ist die Entchristlichung am weitesten vorangeschritten, viele Kirchen dort sind verwaist. In Mähren sind dagegen noch Reste einer katholischen Volkskirche erkennbar. Als einziges der einstigen mitteleuropäischen Reformländer hat Tschechien die Rechte der katholischen Kirche bis heute nicht staatsvertraglich geregelt. Ein 2002 ausgehandeltes Konkordat wurde vom Parlament abgelehnt.


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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