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Augenblick mal
Franz Stock: Pfarrer in der Hölle

VON: CHRISTOF BECKMANN


NRW ist ein Land der Museen – wo so viel Kulturbetrieb ist, wo sich so vieles in der Geschichte abspielte, gibt´s halt viel zu gucken. Viele bekannte große Häuser bergen unzählige Schätze, doch es lohnt sich, auch die eher kleineren zu besuchen. Oft getragen von rührigen ehrenamtlichen Initiativen, z.B. dort, wo es um einen Menschen aus NRW geht, der in Frankreich vielleicht noch bekannter als bei uns ist: Franz Stock, heute vor 105 Jahren in Arnsberg-Neheim geboren, Priester aus dem Erzbistum Paderborn, stand zahllosen Gefangenen aus dem Widerstand vor der Erschießung bei. In Chartres wurde jetzt am Samstag sein restauriertes Altar-Fresko in der ehemaligen Kapelle des Gefangenenlagers neu geweiht – mit einem Zuschuss des Landes NRW.

INFO: Am 19. September wurde das jetzt restaurierte und von Franz Stock selbst gemalte Altar-Fresko in der ehemaligen Kapelle des „Stacheldrahtseminars“ in Chartres offiziell von Bischof Michel Pansard eingeweiht. Die Restaurierung des in der Nachkriegszeit stark beschädigten Freskos erfolgte auf Initiative von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, die Arbeiten wurden durch einen Zuschuss der Staatskanzlei NRW in Höhe von 25.000 Euro finanziert. Mit der Restaurierung ist ein weiterer Schritt zum Umbau der ehemaligen Seminarhalle zur „Europäischen Begegnungsstätte Franz Stock“ in Le Coudray bei Chartres zurückgelegt worden. Weitere Teilmaßnahmen können u.a. durch einen angekündigten Zuschuss der Deutschen Bischofskonferenz in Höhe von 100.000 Euro umgesetzt werden. Allerdings bleiben noch weitere Hilfen notwendig (Spendenkonto des Franz-Stock-Komitees: Kto 19010008, BLZ 46650005, SPK Arnsberg-Sundern).

Am 21. September wird anlässlich seines 105. Geburtstags in Gottesdiensten um 8.15 Uhr in der St. Johannes Kirche Neheim und abends 19.15 Uhr in der St. Franziskus Kirche Neheim besonders an Franz Stock gedacht. Am Samstag, 3.10.2009 lädt das Franz-Stock-Komitee um 11 Uhr zu einer Matinée in das Kaminzimmer des Fresekenhofes an der Mendener Straße in Arnsberg-Neheim. Dieter Lanz, Zeitzeuge und Autor mehrerer Bücher über Franz Stock, liest aus seinen Texten und spricht über seine Erfahrungen aus der Zeit mit Abbé Franz Stock.
Mehr Infos: www.franz-stock.de

Franz Stock: Biographie
1904 in Neheim als erstes von neun Kindern einer Arbeiterfamilie geboren, schloss sich Franz Stock bereits in seiner Schulzeit dem Bund Neudeutschland und später der Quickbornbewegung an. 1926 nahm er das Studium der Theologie in Paderborn auf. Ostern 1928 ging er für drei Semester nach Paris und studierte am Institut Catholique – als der erste deutsche Theologiestudent in Frankreich seit dem Mittelalter. Am 12. März 1932 wurde Franz Stock durch den Paderborner Erzbischof Dr. Caspar Klein zum Priester geweiht. 1934 trat Franz Stock in Paris seine Stelle als Rektor der deutschen Gemeinde an - bald kam die Hilfe für politische Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei hinzu. Kurz vor Ausbruch des Krieges musste er Paris verlassen, übernahm Vertreterstellen in Dortmund-Bodelschwingh und dann in der Nähe von Magdeburg. 1940 erneut zum Seelsorger der Deutschen in Paris ernannt, begann er mit seiner Tätigkeit in den Pariser Wehrmachtsgefängnissen Fresnes, La Santé und Cherche Midi, wo er die Häftlinge in den Gefängnissen betreute und Zeuge von über 2.000 Erschießungen werden musste.
1945 nahm er eine neue Aufgabe an: die Gründung eines Priesterseminars im Gefangenenlager Dépôt 501 bei Chartres, das er bis 1947 als Regens leitete. Es ging in die Geschichte unter der Bezeichnung „Stacheldrahtseminar“ ein. Insgesamt 949 Dozenten, Priester, Brüder und Seminaristen aus Deutschland und Österreich waren im Verlauf der zwei Jahre dort. Am 24. Februar 1948 starb Abbé Franz Stock plötzlich, noch keine 44 Jahre alt, in Paris. Dies erklärt, weshalb Franzosen ihm die Namen „L'Aumônier de l'enfer“ („Der Seelsorger der Hölle“) und „L'Archange en enfer“ („Der Erzengel in der Hölle“) gaben. Nuntius Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., nahm die Einsegnung des Toten vor und sagte dabei: „Abbé Franz Stock - das ist kein Name - das ist ein Programm!“
Info zu Franz Stock unter: www.franz-stock.org


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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