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Augenblick mal
Entdeckung der Mehrstimmigkeit

VON: CLAUDIA WEISS



Ein ordentlicher Männergesangverein kann nicht ohne sie. Ein Konzert, das auf sie verzichtet, wäre wahrscheinlich ziemlich öde, ein Klavier wäre ohne sie vielleicht nie erfunden worden. Und überhaupt ist sie unverzichtbar für „100 Prozent die beste Musik“: Eine mehr als 1000 Jahre alte Erfindung, die fromme Mönche einer alten Abtei mitten im späteren Ruhrgebiet zu Papier gebracht haben. Und die gibt´s jetzt nicht nur auf CD, es gibt jetzt dazu auch Konzerte und eine Ausstellung: Die „Musica enchiriadis“ ist eine vermutlich um das Jahr 900 in der ehemaligen Benediktiner-Abtei Essen-Werden entstandene Schrift. Und zugleich das älteste Zeugnis der Entdeckung der Mehrstimmigkeit in der Musik. Den Knüller aus dem Mittelalter macht Dr. Michael Schlagheck, Direktor der Katholischen Akademie DIE WOLFSBURG und Beauftragter des Bistums Essen für die Kulturhauptstadt 2010 zu einem ein „Kultur-Hauptstadt-Top-Event“: Am 3. Februar öffnet die Ausstellung und ab 6. Februar wird zu Konzerten eingeladen – zunächst in der Basilika St. Ludgerus….

INFO: „Musica enchiriadis“ ist der Titel einer in der ehemaligen Benediktinerabtei Werden entstandenen Lehrschrift und Zeugnis der frühesten Anfänge abendländischer Mehrstimmigkeit. Es war ganz offensichtlich als praktische Anleitung für den Kantor und die singenden Mönche gedacht. Beim Gesang des gregorianischen Chorals kommen danach die Stimmen aus dem Einklang und bewegen sich auf die Parallelbewegung zu, um wiederum im Einklang zu schließen. Zur grafischen Darstellung der Stimmenbewegung, wurde in dieser Lehrschrift eine eigene Notation, die sich der sogenannten Dasia-Schrift zur Verdeutlichung der Tonhöhen bediente, entwickelt. Außergewöhnlich und auffällig ist der hohe Verbreitungsgrad der Musica enchiriadis: Europaweit wurden hunderte Exemplare, d.h. handschriftliche Kopien, gefunden - was nicht zuletzt für die Absicht, ein Lehrbuch zu schaffen, spricht.

Ein Projekt der Essener Domschatzkammer, der Folkwang-Universität, der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“, der Philharmonie Essen und der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 will zeigen, wie tief die kulturellen Wurzeln des Ruhrgebietes. Zur Begleitung des Gesamtprojekts, bestehend aus Konzerten, Tagungen und einer Ausstellung, erscheint ein Programmbuch.

Konzerte: Eine Konzertreihe in der ehemaligen Werdener Abteikirche, der heutigen Basilika St. Ludgerus, im Essener Dom und in der Philharmonie Essen dokumentiert die Entwicklung der geistlichen Musik bis in die Gegenwart:

Die Entdeckung der Mehrstimmigkeit – Musica enchiriadis und liturgische Musik des Klosters Werden, ensemble VOX WERDENSIS/Schola der Folkwang Universität, Leitung: Prof. Dr. Stefan Klöckner, Samstag, 6. Februar 2010, 20.00 Uhr, Basilika St. Ludgerus, Essen-Werden
Visitatio sepulchri – Das Essener Osterspiel (14. Jh.), ensemble VOX WERDENSIS/Schola der Folkwang Universität, Leitung: Prof. Dr. Stefan Klöckner, Samstag, 24. April 2010, 20.00 Uhr und Sonntag, 25. April 2010, 20.00 Uhr Hoher Dom zu Essen
Monteverdis „Marien-Vesper“, Knabenchor Hannover, Choralschola der Folkwang Universität, Concerto Palatino, Musica Alta Ripa, Jörg Breiding (Dirigent), Sonntag, 23. Mai 2010, 17.00 Uhr, Basilika St. Ludgerus, Essen-Werden
Ludwig van Beethoven: „Missa solemnis“ D-Dur für vier Solostimmen, Chor, Orchester und Orgel, op. 123, Simona Saturová (Sopran), Gerhild Romberger (Alt), Christian Elsner (Tenor), Georg Zeppenfeld (Bass), Rheinische Kantorei, Cappella Coloniensis, Bruno Weil (Dirigent), Sonntag, 6. Juni 2010, 17.00 Uhr
Philharmonie Essen
Hans Werner Henze: Requiem, Neun geistliche Konzerte für Klavier solo, konzertierende Trompete und großes Kammerorchester, Reinhold Friedrich (Trompete), Ueli Wiget (Klavier), Bochumer Symphoniker, Steven Sloane (Dirigent), Samstag, 12. Juni 2010, 20.00 Uhr, Philharmonie Essen

Ausstellung: Die „musica enchiriadis“ befindet sich heute als sogenanntes Düsseldorfer Fragment in der Landes- und Universitätsbibliothek Düsseldorf. Diese Handschrift aus dem beginnenden 10. Jahrhundert wird neben dem „Liber Ordinarius“ aus dem 14. Jahrhundert, dem Zeugnis der reichen Liturgie am Essener Frauenstift, in der Domschatzkammer Essen ausgestellt. Die Ausstellung wird vom 1. Februar bis zum 31. Juni 2010 zu sehen sein. Ausstellungszeitraum: 1. Februar bis 31. Juni 2010, Ort: Essener Domschatzkammer, Burgplatz 2, 45127 Essen, Informationen unter: www.domschatz-essen.de.

Tagungen: Interdisziplinäre Tagungen der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ begleiten Konzerte und Ausstellungen aus den Perspektiven der Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Mittelalters, der Kirchengeschichte, der Theologie, der Musikwissenschaft sowie der Psychologie.
6.-7. Februar 2010: Die Entdeckung der Mehrstimmigkeit – musica enchiriadis und liturgische Musik des Klosters Werden, Ort: Katholische Akademie „Die Wolfsburg“, Mülheim an der Ruhr
24.-25. April 2010: Visitatio sepulchri – Das Essener Osterspiel (14. Jh.), Ort: Katholische Akademie „Die Wolfsburg“, Mülheim an der Ruhr
22.-24. Mai 2010: Marienvesper von Claudio Monteverdi, Ort: Katholische Akademie „Die Wolfsburg“, Mülheim an der Ruhr
6. Juni 2010: Missa solemnis von Ludwig van Beethoven, Ort: Katholische Akademie „Die Wolfsburg“, Mülheim an der Ruhr
12.-13. Juni 2010: Requiem von Hans Werner Henze, Ort: Katholische Akademie „Die Wolfsburg“, Mülheim an der Ruhr

CD-Produktion: Dokumentiert wird das Projekt „!SING musica enchiriadis – Die Entwicklung der Mehrstimmigkeit“ auch durch eine CD, produziert von der Bank im Bistum Essen und der Katholischen Akademie Die Wolfsburg. Ausführende sind das Ensemble „Vox WERDENSIS“ der Folkwang Hochschule Essen unter Leitung von Professor Dr. Stefan Klöckner. Die CD macht zwei der wichtigsten Stationen in der Geschichte der liturgischen Musik erstmals hörbar: die „musica enchiriadis“, das älteste abendländische Zeugnis mehrstimmigen Singens, Anfang des 10. Jahrhunderts in der Benediktinerabtei Werden niedergeschrieben, und das sogenannte „Essener Osterspiel“. Dieses Osterspiel ist die Ausweitung des Gottesdienstes zum liturgischenSpiel, festgehalten um 1350 im „Liber ordinarius“ des Essener Frauenstifts.
„Omne verbum sonat“. Liturgische Musik aus der Abtei Werden und dem Stift Essen, ca. 60 Min., inkl. Booklet mit Begleittexten von Prof. Dr. Jürgen Bärsch, Prof. Dr. Stefan Klöckner und Dr. Michael Schlagheck
erschienen im Klartext Verlag, EUR 13,95, ISBN 978-3-8375-0059-2.
 
Unser Gesprächspartner: Dr. phil. Michael Schlagheck, Katholische Akademie „Die Wolfsburg“, Falkenweg 6, 45478 Mülheim an der Ruhr, Tel. 0208 / 99919-200, e-mail: michael.schlagheck bei bistum-essen.de, Link zu „kultur-im-bistum-essen-2010.de“: http://www.kirchevorort.de/bet3/einrichtg/hort/
Mehr: www.ruhr2010.de


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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