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Augenblick mal
Aachen, Karl, Europa

VON: CHRISTOF BECKMANN



Er baute das höchste Steingebäude nördlich der Alpen. Und das, als Häuser weitgehend aus Holz waren, als es weder Fensterglas noch Papier gab. Und er baute das größte Imperium - nach den Römern - auf dem Kontinent. Dass er kein zarter Knabe war und auch seine Schattenseiten hatte, liegt auf der Hand. Doch die Geschichte meinte es gut mit ihm. Immerhin ist die wichtigste Auszeichnung Europas nach ihm benannt und heute steht er auf dem Heiligenkalender: Karl der Große. Gut, dass Einhard, der Diplomat, Geschichtsschreiber, Architekt des Aachener Doms, sein Vertrauter und Biograf alles aufgeschrieben hat. Wer würde sich sonst noch an den erinnern, der einst das höchste Steingebäude nördlich der Alpen errichtete? Auch bei uns in Nordrhein-Westfalen hat er tiefe Spuren in der Geschichte hinterlassen. Mehr mit Georg Minkenberg, Leiter der Aachener Domschatzkammer ....

INFO: Karl I., „der Große“, Gedenktag katholisch: 28. Januar, Hochfest in Aachen, in Aachen: Übertragung der Gebeine: 27. Juli, Kaiser des Frankenreiches, * 2. April 742 (?), † 814 in Aachen. Karl der Große gehört zu den bedeutenden Gestalten der mittelalterlichen Geschichte, die die Grundlagen Europas schufen. Der Karls-Mythos dauert bis heute an. „Das Reich Karls des Großen hat dem, was wir Europa nennen, zum ersten Mal Gestalt verliehen“ (Lucien Febvre). Karl übernahm nach dem Tod seines Vaters Pippin, des Kleinen, im Jahr 768 Titel und Regierung als König der Franken gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann und nach dessen Tod 771 die Alleinherrschaft. Er nahm den aus Rom geflohenen Papst Leo III. bei sich auf, bestätigte dem Papst die Herrschaft über den Kirchenstaat und wurde am 25. Dezember 800 in Rom durch Papst Leo zum Kaiser gekrönt. Karls Bedeutung liegt weniger in seinem frommen Leben, als in seiner politischen und geschichtlichen Wirksamkeit. Sein brutaler, 30 Jahre lang währender Sachsenfeldzug verdient nur mit Mühe den Titel Missionierung oder Christianisierung. Andererseits hat er mit seiner Politik die Fundamente des christlichen Abendlandes gelegt, der Kirche und damit auch dem Glauben in Europa bleibenden Raum verschafft. Karl beendete sein Leben in Aachen, wo er 814 in seiner Pfalzkapelle, dem Aachener Münster, in einem römischen Marmorsarkophag beigesetzt wurde. Auf Kaiser Friedrich Barbarossas Veranlassung erfolgte 1165 die Heiligsprechung Karls durch den Erzbischof von Köln unter Billigung von Gegenpapst Paschalis III., aber gegen den Willen von Papst Alexander III. Seit 1176 wird die Verehrung geduldet: sie ist offiziell „gestattet, nicht anerkannt“, er ist deshalb nicht im Martyrologium Romanum verzeichnet.

Buchtipp: „Karl der Große. Vater Europas“ von Alessandro Barbero. Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki (Orig.: Carlo Magno. Un Padre dell‘Europa, Editori Laterza) 1. Aufl. 2007, Stammtafeln 460 Seiten, ISBN: 978-3-608-94030-5. Fiction-Bestsellerautor Alessandro Barbero schildert in seiner elegant und mit literarischem Anspruch geschriebenen Biographie Leben, Taten und Wirken dieses mittelalterlichen Herrschers. Souverän werden die großen historischen Ereignisse erläutert und zu einem Bild geformt. Eine moderne Darstellung der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte jener Zeit. Der Autor, geboren 1959 in Turin, ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität von Ostpiemont in Vercelli. Er hat verschiedene Bücher zur mittelalterlichen Geschichte veröffentlicht, u. a. das „Wörterbuch des Mittelalters“ (1998). Er schreibt regelmäßig für das Feuilleton von „La Stampa“ sowie für andere Zeitschriften. Barbero hat drei Romane verfasst, darunter den Bestseller „Das schöne Leben des Edelmannes Robert Pyle und die Kriege der anderen“, der 1996 mit dem Strega-Preis ausgezeichnet und in sieben Sprachen übersetzt wurde.

Karlsfest 2010 in Aachen
Samstag, 28.01.2010:
18.00 Uhr Messe im Hohen Dom zu Aachen,   Zelebrant: Apostolischer Protonotar Prof. Dr. Erwin Gatz, Rom, musikalische Gestaltung: Bistumschor und Domorganist Norbert Richtsteig; 19.30 Uhr Vortrag in der Domsingschule: „Karl der Große und der Campo Santo Teutonico bei St. Peter in Rom“, Apostolischer Protonotar Prof. Dr. Erwin Gatz, Rom (Zugang durch Nikolauskapelle und Kreuzgang nach dem Gottesdienst möglich)
Sonntag, 31. Januar 2010: 10.00 Uhr Festliches Pontifikalamt, Hauptzelebrant: S.E. Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Erzbischof von Freiburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, in Konzelebration mit dem Bischof von Aachen, Dr. Heinrich Mussinghoff, und dem Aachener Domkapitel. Musik: Aachener Domchor, Vokalsolisten Sinfonieorchester Aachen, Leitung: Domkapellmeister Berthold Botzet. An der Klais-Orgel des Domes, KMD Domorganist Norbert Richtsteig. 17.00 Uhr: Festliches Orgelkonzert zum Karlsfest im Dom: „Orgelmusik aus Kirchen der Stadt Paris“, mit Werken von Duruflé, Vierne, Guillon, Franck, Dupré, u.a., Ausführender: KMD Domorganist Norbert Richtsteig

Unser Gesprächspartner: Dr. Georg Minkenberg, 51 Jahre, Kunsthistoriker, Leiter der Domschatzkammer. Nähere Informationen zum Aachener Dom, der Domschatzkammer und Karl dem Großen unter www.aachendom.de


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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