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Augenblick mal
Lob der Langsamkeit

VON: CHRISTINE LANGER



„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen" – so heißt es ja: Kleine Tiere in der Duschtasse, Lärm vom Strand oder von der nahe gelegenen Baustelle, laues Essen oder nervige Leute – es gibt einiges, was schief gehen kann. Aber es gibt Arten zu Reisen, bei denen man noch ganz andere Sachen in Kauf nimmt. Da wird das Gepäck sogar selbst getragen. Und kehrt keineswegs enttäuscht zurück - ein Erfahrungsbericht vom Pilgern auf „heiligen Straßen"….

INFO: Im berühmten spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela wurde zum Jahreswechsel das „Jakobusjahr“ 2010 eingeläutet. Mit drei Hammerschlägen gegen die „Heilige Pforte“ der Pilgerkathedrale eröffnete Erzbischof Julian Barrio das 119. Jakobus-Jahr seit der Einführung von sogenannten „Xacobeos“ im 12. Jahrhundert. Erwartet werden 2010 insgesamt weit mehr als zehn Millionen Besucher. Auch bei den Pilgern wird mit bis zu 240.000 Menschen ein neuer Rekord erwartet, die die traditionelle Pilgerurkunde erwerben. Das bedeutet, dass die letzten 100 Kilometer bis zum legendären Grab des Apostels Jakobus zu Fuß oder die letzten 200 Kilometer auf dem Jakobsweg mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.
Nach der Statistik des Jahres 2009 vermerkte das Pilgerbüro in Santiago de Compostela insgesamt 145.877 Pilger, ein Plus von 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders beliebt scheint der Jakobsweg bei den Deutschen zu sein: Aus der Bundesrepublik kamen mit 14.789 Personen die meisten ausländischen Jakobspilger, gefolgt von Italienern (10.341), Franzosen (7.459), Portugiesen (4.854), US-Amerikanern (2.540), Kanadiern (2.194) und Österreichern (1.995). Die größte Gruppe der Jakobspilger allerdings stellt mit 79.007 Spanien selbst. 120.605 machten den Jakobsweg zu Fuß, 24.892 mit dem Fahrrad, 341 mit dem Pferd und 39 Personen im Rollstuhl.

Jakobus der Ältere: (Gedenktag katholisch: 25. Juli, * am See Genezareth in Galiläa, dem heutigem Kinneret, + um Ostern 43 in Jerusalem) war Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome sowie der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Der Überlieferung nach verkündete er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das Evangelium, bis er durch König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft wurde - war somit der erste Märtyrer unter der Aposteln (Apostelgeschichte 12, 1-2). Nach der Legende hat er erfolglos in Spanien gepredigt und wurde, nach Jerusalem zurückgekehrt, dort unter Herodes enthauptet. Nach der Legende legten seine Jünger den Leichnam in ein Boot und überführen ihn mit Hilfe eines Engels nach Spanien. Trotz schon früh geäußerter Zweifel entwickelte sich aus der 816 geweihten Jakobskirche Santiago de Compostela, ab dem 11. Jahrhundert eins der größten Wallfahrtsziele der Christenheit neben Rom und Jerusalem.
Seit 1122 gilt jedes Jahr, in dem der Gedenktag auf einen Sonntag fällt, als Heiliges Jahr – so etwa auch das Jahr 2010. Schon seit der ersten Jahrtausendwende zieht der Jakobsweg, dessen Netz sich durch ganz Europa zieht, Pilger Richtung Santiago de Compostela. Einzig während der Heiligen Jahre steht zudem die Heilige Pforte der Kathedrale offen. Zusatzanreize gibt während des laufenden „Xacobeo“ ein umfangreiches Kulturprogramm. So sind für Ende Juli Konzerte von Mark Knopfler und Jean Michel Jarre angekündigt. Im November wird der prominenteste „Xacobeo“-Gast in Santiago eintreffen: Papst Benedikt XVI.

Pilgern in NRW: Wer sich im laufenden „Heiligen Jakobusjahr 2010“ auf Pilgerschaft begeben will, kann das auch innerhalb Nordrhein-Westfalens angehen. Rund 60 offizielle Jakobswege, mit gelber Muschel auf blauem Grund markiert, gibt es im gesamten Bundesgebiet, insgesamt acht in Nordrhein-Westfalen. Nach Angaben der in Aachen ansässigen Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft steigt die Zahl der Menschen, die von der Haustüre aus den Weg in Richtung Nordspanien nach Santiago de Compostela aufnehmen. Eine der jüngsten Strecken, Mitte März zum Auftakt des Jakobusjahres freigegeben, zieht sich über eine Länge von 200 Kilometern von Höxter nach Paderborn, dann weiter über Soest und Dortmund bis nach Bochum. Eine zweite Westfalen-Route - vom niedersächsischen Osnabrück über Münster, Dortmund bis Wuppertal - existiert bereits seit 2008. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) will nun die Pilgerroute Höxter-Bochum weiter fortsetzen. Im September soll die Strecke über Essen, Düsseldorf und Neuss nach Aachen feierlich eröffnet werden.

Unsere Gesprächspartner: Sankt - Jakobusbruderschaft Düsseldorf e.V., Geschäftsführer und Geschäftsstelle: Heinrich Wipper, Lützowstr. 245, 42653 SOLINGEN, Fax 0212 / 815747, E-Mail: sankt-jakobusbruderschaft(bei)t-online.de, 2. Vorsitzender: Wilhelm Lensing, Auf der Höhe 37, 51429 BERGISCH GLADBACH, Tel. 02204 / 82894, Internet: www.jakobusbruderschaft.de/.

Pilgerkarte: Pünktlich zum Jakobusjahr 2010 ist für Pilger auf den Spuren des Apostels eine neue Karte erschienen. Sie gibt einen Überblick über die durch Deutschland verlaufenden Abschnitte des Jakobswegs. Das Kartenwerk wurde in Zusammenarbeit mit dem Historiker Ulrich Knefelkamp von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder sowie den rund 20 deutschen Jakobus-Vereinigungen erstellt. Weitere Informationen: www.jakobuspilger-zentgraf.de

Neuer Reiseführer: Nordspanien und der Jakobsweg sind Thema der neuesten Ausgabe des DuMont-Bildatlas. Das 118 Seiten starke Heft ist im Zeitschriftenhandel erhältlich: DuMont Bildatlas „Spanien Norden - Jakobsweg“, 118 Seiten, DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2010, 8,50 Euro.

Mehr: Deutsche St.Jakobus-Gesellschaft e.V., Harscampstr. 20, 52062 Aachen, Tel. 0241 / 47 90 127, www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de. Mehr: http://www.jakobspilgerwege.de, http://www.jakobus-gesellschaften.de.


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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