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Augenblick mal
Mutter Teresa in Essen

VON: CHRISTOF BECKMANN / PASCAL HESSE



Ein bisschen erstaunt war man anfangs schon, als sie aus den Slums von Indien auch nach Europa gingen, um sich hier um Menschen zu kümmern. Ausgerechnet bei uns – im reichen Westen? Jetzt sind sie schon seit mehr als 30 Jahren in Deutschland, haben mehrere Ableger gegründet – auch in NRW: Die Schwestern der Mutter Teresa. Gerade wurde an ihren 100. Geburtstag erinnert, heute im Jahr 1997 ist sie gestorben, von vielen als „Engel der Nächstenliebe“ bezeichnet. Sie gründete ihre erste deutsche Niederlassung in Essen ….

INFO: Die Missionarinnen der Nächstenliebe in Essen kamen auf Wunsch des ersten Bischof von Essen, Franz Hengsbach, 1979 in die Stadt. Zur Eröffnung der ersten deutschen Niederlassung der Missionaries of Charity (MC) kam die Ordensgründerin selbst nach Essen. Zunächst arbeiteten die Schwestern im Neubaugebiet Hörsterfeld, das als eine der problematischsten Siedlungen in Essen mit hoher Jugendkriminalität galt. 1980 übergab Bischof Hengsbach Mutter Teresa die Schlüssel für ein Haus an der Elisenstraße am Rande der Innenstadt. Hier unterhalten die Schwestern in ihren weiß-blauen Saris eine Suppenküche und kümmern sich unter anderem um wohnungslose und suchtkranke Menschen. Sie machen Besuche bei Familien, Einsamen und Kranken, feiern Gottesdienste mit Obdachlosen und versammeln sich mehrmals täglich zum Gebet. Neben der Sozialarbeit bieten sie Bibelstunden und eucharistische Anbetungen an.
Sie begingen das Jubiläum zum 100. Geburtstag ihrer Ordensgründerin mit einer von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck gefeierten Messe in der Pfarrkirche St. Gertrud. Eine Ausstellung „Mutter Teresa – Leben, Spiritualität und Botschaft“ war bis Sonntag, 5. September, im Pfarrsaal der St.-Barbara-Kirche, Elisenstraße 9, 45139 Essen, zu sehen. Kontakt: Missionarinnen der Nächstenliebe, Elisenstraße 15, 45139 Essen, Tel. 0201 / 23 56 41.

Mutter Teresa, am 27. August 1910 als Agnes Gonxha Bojaxhiu in Skopje geboren, wuchs in einer wohlhabenden albanisch-katholischen Familie auf. Schon mit 12 Jahren entschied sie sich für ein Leben als Ordensfrau und mit 18 bat sie um die Aufnahme in den Loreto-Orden, der sich besonders im Unterrichtswesen in Bengalen/Indien engagierte. Zunächst kam sie in die Zentrale des Loreto-Ordens nach Irland, dann nach Bengalen und legte in Kalkutta ihr erstes Gelübde ab. 17 Jahre in der St. Mary's School tätig, zuerst als Lehrerin, dann als Direktorin, begann sie ab 1946 in der Millionenstadt den Armen zu helfen. Erst zwei Jahre später erhielt sie die Erlaubnis, den Orden zu verlassen, ohne ihren Nonnenstatus aufgeben zu müssen. Fortan lebte sie unter den Ärmsten der Armen in den Slums von Kalkutta, nahm 1948 die indische Staatsbürgerschaft an und gründete 1950 den Orden der „Missionarinnen der Nächstenliebe“. Wie in allen katholischen Orden verpflichten sich die Mitglieder auf die „Evangelischen Räte“ der Ehelosigkeit, der Armut und des Gehorsams. Mutter Teresa kümmerte sich mit ihrem dem Erzbischof von Kalkutta unterstehenden Orden um Sterbende, Waisen und Kranke, besonders um Leprakranke. Für ihr Wirken erhielt Mutter Teresa zahlreiche Preise, u.a. den Balzan-Preis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern 1978 und den Friedensnobelpreis 1979. Sie starb am 5. September 1997 und wurde unter großer Anteilnahme der Weltöffentlichkeit in Kalkutta beigesetzt. Der Selig- und Heiligsprechungsprozess begann im Juni 1999, die Seligsprechung geschah am 19. Oktober 2003 und war damit die schnellste Seligsprechung der Neuzeit. Festtag der „Seligen Teresa von Kalkutta“ ist der 5. September, ihr Todestag.
Heute leistet ihr Orden Dienst an den Ärmsten der Armen fast auf der ganzen Welt: Mehr als 4800 Schwestern sowie 260 Novizinnen arbeiten in 133 Ländern. Unter den über 750 Häusern sind Heime für Sterbende, Lepra- oder Aidskranke, Obdachlose und Kinder. Seit dem Tod Mutter Teresas am 5. September 1997 sind 11 Länder und 116 Häuser dazugekommen. Der Orden ist auch in Deutschland aktiv: Am 6. Juni 1979 gründet Mutter Teresa in Essen die erste deutsche Niederlassung, weitere entstanden in Berlin- Kreuzberg, Chemnitz, Mannheim, Hamburg, München und Frankfurt am Main. Bereits im März 1997 gab Mutter Teresa die Leitung des Ordens in Kalkutta an Schwester Nirmala ab. Sie nahm den Titel „Mutter“ nicht an, er soll der Ordensgründerin vorbehalten bleiben. Im März 2009 wurde die aus Deutschland stammende Mary Prema Pierick zur neuen Generaloberin der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ gewählt. Die bisherige Leiterin Schwester Nirmala hatte aus gesundheitlichen Gründen auf eine dritte Amtszeit verzichtet.

Werke: Der einfache Weg, Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach, 1997; Leben, um zu lieben, Herder, Freiburg, 1999; Was zählt, ist das Herz. Gebete, Gedanken Meditationen, Benno-Verl., Leipzig, 2004. Thomas T. Mundakel: Der Engel der Armen. Mutter Teresa, die Biographie, Pattloch Verl., München, 2003.
Links: http://www.admeyer.ch/Mutter_Teresa/

Bild: wikicommons


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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