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Augenblick mal
Scientology: Getarnte Seelenfänger

VON: CHRISTOF BECKMANN



Viele ziehen in diesen Tagen Bilanz, fragen sich, was 2010 gelaufen ist. Und sind schon gespannt aufs Zinngießen in der Silvesternacht oder manche andere Wahrsagereien, die Auskunft über das kommende Jahr geben sollen. Wenn es nicht beim harmlosen Spiel mit esotherischen Übungen bleibt, ist eine Stelle im Land stark gefragt, die derzeit ihre ganz speziellen Zahlen zusammenstellt: Sabine Riede, Geschäftsführerin vom Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V., stellt fest, dass Sekten boomen. Noch vor Jahresabschluss zeichnen sich weiter verstärkte Beratungszahlen zu Scientology ab. Neu gegründeten Tarnorganisationen versuchen Menschen zu gewinnen, die meist in persönlichen Konfliktlagen sind. Vor allem im Bereich der Esotherik boomt der Markt …

INFO: Das seit 1984 in Essen ansässige Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. arbeitet mit einem interdisziplinären Team aus eigens geschulten Pädagogen, Juristen, Theologen und Psychologen. Nach den Erfahrungen der Stelle gibt es inzwischen rund 400 esotherischen Gruppen aller Spielarten. Besonders zur Scientology-Organisation stieg die Zahl der Informationsanfragen in den letzten Jahren an. Die von dem ehemaligen Science-Fiction- und Westernautor L. Ron Hubbard gegründete streng hierarchisch aufgebaute Organisation wird seit seinem Tod 1986 von David Miscavige von einem Luxusschiff aus geleitet. Hubbards „Dianetics-Lehre“ ist auf das Auslöschen von so genannten „Engrammen“ ausgerichtet, ein Verfahren, das zuletzt in einen „clear“-Zustand münden soll. Allein ein Drittel der 600, die den derzeit höchsten „Grad“ OT 8 erreicht hätten, leben in Deutschland, so Riede: „Kein Wunder, dass Deutschland ganz zentral im Mittelpunkt der Missionsversuche liegt.“ Charakteristisch für den Einstieg sei die Werbung über „Persönlichkeits-Tests“ mit simplen Hautwiderstandsmessern. Sie führten über ständig neue so genannte „Auditings“ in eine wachsende Abhängigkeit, in egoistische Gefühlskälte und Erpressbarkeit. Inzwischen gehe die selbsternannte Kirche nach vielen öffentlichen Schlagzeilen aber vorsichtiger vor: Dazu sei eine Reihe von Tarnorganisationen neu gegründet worden. So werde z.B. vor Schulen kostenlos Info-Material der Tarnorganisationen „Jugend für Menschenrechte“ oder „United for human rights“/“Gemeinsam für Menschenrechte“ verteilt. Ein weiteres Beispiel sei eine „Kommission für Ver­stöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e. V.“ (KVPM). Für Uninformierte sei nur schwer zu durchschauen, dass es sich hier um reine Imagekampagnen handelt und keineswegs um den Einsatz für Menschenrechte.

Mehr Infos: www.sekten-info-nrw.de 


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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