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Augenblick mal
Santiago: Urlaubsplanung mal anders

VON: CHRISTOF BECKMANN



„Gesundheit!“, das kann man immer wünschen. Und „gesund“ sind diese Tage ja wirklich: Gestern Welt-Nichtrauchertag, heute „Tag der Milch“ – viele suchen so was ja auch im Urlaub. Was für Leib und Seele, was Besonderes, an das man sich in jedem Fall erinnern wird. Wie Christian Pohl, der sich spontan entschloss, nach Santiago de Compostela zu laufen. Faszinierend beim Pilgern auf dem Jakobsweg war die Erkenntnis, mit wie wenig man auskommen kann und ein geistliches Erlebnis war es natürlich auch. Er wünscht allen Hörern: „Bon camino“ – einen guten Weg durch den Alltag!

INFO: Christian Pohl (46) aus Bottrop ist im Juli 2011 auf dem Nordweg nach Santiago gelaufen. Seine Strecke führte 150 km nach Santiago und anschließend „zum Auslaufen“ 100 Km nach Finisterre, an das „Ende der Welt“.

Eine Wallfahrt (lat. peregrinatio religiosa, v. wallen in eine bestimmte Richtung ziehen, fahren unterwegs sein) ist eine traditionelle Reise zum Zweck des Besuches einer bestimmten Pilgerstätte mit religiöser Bedeutung. Im symbolischen Sinn ist die Pilgerfahrt sowohl eine Initiation als auch ein Akt der Ergebenheit. Sie geht zurück auf den alten Glauben, dass die übernatürlichen Mächte ihre Kraft an bestimmten Orten besonders stark entfalten. Für Christen sind es die Wirkungsstätten Jesu Christi, im Islam ist es der Ort Mekka, die Geburtsstadt des Propheten, im Hinduismus Benares am Ganges, für Buddhisten die Schlüsselstationen im Leben des Gautama Buddha.

Christen pflegten seit dem 2. Jahrhundert die Gräber der Märtyrer zu besuchen und dort zu beten. Mit der „Wiederentdeckung“ der Wirkungsorte Jesu kamen seit dem 4. Jahrhundert Wallfahrten vor allem nach Jerusalem auf. Nach dem Vorbild der dorthin ziehenden jüdischen Festreisen reisten nun auch Christen zu heiligen Stätten, um Sünden abzutragen, religiöse Läuterung zu erfahren, geheilt zu werden oder in besonderen Anliegen zu beten. Im Mittelalter galt die christliche Wallfahrt als Glaubenszeugnis, weil die Wege zu den Wallfahrtsorten oft weit, mühsam und gefährlich waren. Von besonderer Bedeutung sind die Gräber der Apostel Petrus und Paulus in Rom, die Stätten des Heiligen Landes, das Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela sowie Marienheiligtümer wie Lourdes, Fatima, Loreto oder Medjugorje. Alljährlich unternehmen etwa 40 Millionen Christen eine religiös motivierte Reise. Zu den großen christlichen Wallfahrtszielen in Deutschland zählen in unserer Region die Kirchen von Köln, Neuss oder Aachen, Trier und Paderborn, die Orte Telgte bei Münster, Neviges, Essen-Werden und Warendorf, daneben gibt es unzählige weitere. Die alte Hansestadt Werl macht ihre Marienwallfahrt zum drittgrößten Wallfahrtsort Deutschlands und in dem jedes Jahr von fast 1.000.000 Gläubigen besuchten Kevelaer am Niederrhein hat sich der größte Nordwest-Europas entwickelt.

Buchtipps: Ingrid Chiari: Auf dem Jakobsweg von Deutschland nach Santiago de Compostela. Ein Pilgerbericht. 336 Seiten, 263 Abbildungen, Michael Imhof Verlag, ISBN 978-3-86568-454-7, Euro 16,80: Ingrid Chiari schildert ihre Erfahrungen auf dem Jakobsweg, der sie in über vier Monaten gemeinsam mit ihrem Mann zu Fuß vom Grab des Bonifatius in Fulda zum Grab des Apostels Jakobus des Älteren in Santiago de Compostela geführt hat (3100 km). Weitere Bücher: Norbert Ohler: Pilgerstab und Jakobsmuschel. Wallfahren in Mittelalter und Neuzeit. Düsseldorf: Artemis & Winkler, 2000. 272 S., ISBN 3-538-07101-2; Heinz-Jürgen Förg/Hermann Scharnagl: Wallfahren heute - Echter Verlag, Würzburg 2000, ISBN 3-429-02276-2.

Jakobus der Ältere: (Gedenktag katholisch: 25. Juli, * am See Genezareth in Galiläa, dem heutigem Kinneret, + um Ostern 43 in Jerusalem) war Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome sowie der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Der Überlieferung nach verkündete er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das Evangelium, bis er durch König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft wurde - war somit der erste Märtyrer unter der Aposteln (Apostelgeschichte 12, 1-2). Nach der Legende hat er erfolglos in Spanien gepredigt und wurde, nach Jerusalem zurückgekehrt, dort unter Herodes enthauptet. Nach der Legende legten seine Jünger den Leichnam in ein Boot und überführen ihn mit Hilfe eines Engels nach Spanien. Trotz schon früh geäußerter Zweifel entwickelte sich aus der 816 geweihten Jakobskirche Santiago de Compostela, ab dem 11. Jahrhundert eins der größten Wallfahrtszentren des Abendlandes. Seit 1122 gilt jedes Jahr, in dem der Gedenktag auf einen Sonntag fällt, als Heiliges Jahr – zuletzt 2010.

Rund 150.000 Pilger machen sich dorthin jedes Jahr auf den Weg. Wer die letzten 100 km zu Fuß zurücklegt oder wahlweise mit Pferd oder Fahrrad die letzten 200 km, auf denen es nur noch einen Weg gibt, bekommt eine Pilgerurkunde. Bis zu den Pyrenäen führen drei große Hauptstrecken durch Europa. Die gesamte Strecke beschreibt Yves Bottineau (Der Weg der Jakobspilger, Bastei-Lübbe-Taschenbuch, DM 16,90), in einem französischen Standardwerk zur Jakobswallfahrt. Es erklärt den Ursprung dieser religiösen Massenwanderung, die wie keine andere einen reichen Schatz an Kunst und Kulturschätzen hervorgebracht hat. Ein Buch für alle, die nach Frankreich und Nordspanien reisen und den Weg der Jakobspilger nachvollziehen wollen. Die Mitgliedszeitschrift der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft e.V., trägt den Titel „Sternenweg“, erscheint zweimal jährlich mit einem Umfang von 48 Seiten. Sie präsentiert neben aktuellen Informationen Beiträge zur Geschichte, Geografie, Ikonografie, Spiritualität der Pilgerfahrt, informiert über Pilgerpraxis und Projekte sowie über die Jakobus-Literatur.

Kontakt: Deutsche St.Jakobus-Gesellschaft e.V., Harscampstr. 20, 52062 Aachen, Tel. 0241 / 47 90 127, www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de. Mehr: http://www.jakobspilgerwege.de, http://www.jakobus-gesellschaften.de; www.jakobusbruderschaft.de/: Ein Abriss der Geschichte der Jakobuswallfahrten: http://www.kath.de/quodlibe/santiago/santiago.htm.

 


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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