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Augenblick mal
75 Jahre Priester: Der Letzte aus Dachau

VON: CHRISTOF BECKMANN / MARTIN WISSMANN



Prälat Hermann Scheipers ist seit dem 24. Juli 99 und beging am Sonntag, 5. August, in einer Dankmesse in der Pfarrkirche St. Lambertus in Ochtrup den 75. Jahrestag seiner Priesterweihe im Jahr 1937. Pfarrer Scheipers, der als Priester lange in Sachsen wirkte, ist der letzte geistliche Überlebende des KZ Dachau …

INFO: Hermann Joseph Scheipers, geboren am 24. Juli 1913 in Ochtrup, beendete 1936 sein Studium der katholischen Theologie in Münster und trat ins Pastoralseminar des Bistums Meißen in Schmochtitz bei Bautzen ein. Die Priesterweihe empfing er am 1. August 1937 im St. Petri-Dom in Bautzen. An seiner ersten Kaplanstelle in Hubertusburg / Wermsdorf wurde er im Oktober 1940 verhaftet, weil er sich offen für polnische Zwangsarbeiter einsetzte. Im März 1941 kam er ins KZ Dachau, wo seine Zwillingsschwester Anna unter Lebensgefahr den Kontakt aufrecht hielt.

Am 27. April 1945 gelang ihm auf einem „Todesmarsch” die Flucht, er kehrte 1946 ins Bistum Meißen zurück, wo er im heutigen Bistum Dresden-Meißen als Seelsorger in Radebeul, Berggießhübel, Dresden-Johannstadt, Freital, Wilsdruff und zuletzt in Schirgiswalde (1960-1983) mit dem SED-Regime in Konflikt geriet.

Nach dem Eintritt in den Ruhestand kehrte er in das Bistum Münster zurück, von wo er seitdem vor Schulklassen und bei Bildungsveranstaltungen von seinen Erlebnissen unter dem Hitler-Regime und im SED-Staat berichtet. Er wurde mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet. In der Ochtruper Pfarrkirche St. Lambertus wird zum 5. August die Ausstellung „Geistliche im KZ“ präsentiert.

Seine Autobiografie ist unter dem Titel „Gratwanderung – Priester unter zwei Diktaturen“ im St. Benno Verlag in Leipzig erschienen - inzwischen in 6. Auflage. Das Medienzentrum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster stellte einen DVD-Film in deutscher, englischer und polnischer Fassung vor, in denen Prälat Scheipers ausführlich über seine Erfahrungen unter dem NS-Regime berichtet, sowie einen ROM-Teil mit weiteren Text- und Bildquellen, der für die historische Bildungsarbeit eingesetzt werden kann.

Film: LWL-Medienzentrum für Westfalen (Hg.): Dir gehört mein Leben. Die Geschichte von Anna und Hermann Scheipers. Zivilcourage und Gottvertrauen zwischen zwei Diktaturen. DVD, Münster 2011. ISBN 978-3-939974-22-2

Bild oben: POW


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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