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Augenblick mal
Deutsche und Franzosen

VON: CHRISTOF BECKMANN



Heute, am 22. Januar, jährt sich die deutsch-französischen Aussöhnung durch den Elysée-Vertrag, unter den Charles de Gaulle und Konrad Adenauer 1963 ihre Unterschrift setzten. Doch schon vor viel mehr als vor 50 Jahren gab es starke Bindungen aus NRW ins alte Gallien – nachgefragt in Paderborn, wo es eine jahrhundertelange „ewige Freundschaft“ mit dem französischen Le Mans gibt …

INFO: Das Sauerland-Museum in Arnsberg, das zentrale Museum des Hochsauerlandkreises, zeigte vom 20. Mai bis 26. August 2012 eine umfangreiche Ausstellung unter dem Thema „Franz Stock und der Weg nach Europa“. Franz Stock, am 21. September 1904 in Neheim als erstes von neun Kindern einer Arbeiterfamilie geboren, schloss sich in seiner Schulzeit dem Bund Neudeutschland und später der Quickbornbewegung an. 1926 nahm er das Studium der Theologie in Paderborn auf. Ostern 1928 ging er für drei Semester nach Paris und studierte am Institut Catholique – als der erste deutsche Theologiestudent in Frankreich seit dem Mittelalter. Am 12. März 1932 wurde Franz Stock durch den Paderborner Erzbischof Dr. Caspar Klein zum Priester geweiht. 1934 trat Franz Stock in Paris seine Stelle als Rektor der deutschen Gemeinde an - bald kam die Hilfe für politische Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei hinzu. Kurz vor Ausbruch des Krieges musste er Paris verlassen, übernahm Vertreterstellen in Dortmund-Bodelschwingh und dann in der Nähe von Magdeburg. 1940 erneut zum Seelsorger der Deutschen in Paris ernannt, begann er mit seiner Tätigkeit in den Pariser Wehrmachtsgefängnissen Fresnes, La Santé und Cherche Midi, wo er die Häftlinge in den Gefängnissen betreute und über 2.000 Erschießungen beiwohnen musste. Die Franzosen gaben Franz Stock die Bezeichnung „L'Aumônier de l'enfer“ („Der Seelsorger der Hölle“) und „L'Archange en enfer“ („Der Erzengel in der Hölle“). 1945 nahm Stock eine neue Aufgabe an: die Gründung eines Priesterseminars im Gefangenenlager Dépôt 501 bei Chartres, das er bis 1947 als Regens leitete. Es ging in die Geschichte unter der Bezeichnung „Stacheldrahtseminar“ ein. Insgesamt 949 Dozenten, Priester, Brüder und Seminaristen aus Deutschland und Österreich waren im Verlauf der zwei Jahre dort. Am 24. Februar 1948 starb Abbé Franz Stock plötzlich, noch keine 44 Jahre alt, in Paris. Nuntius Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., nahm die Einsegnung des Toten vor und sagte dabei: „Abbé Franz Stock - das ist kein Name - das ist ein Programm!“ Die katholische Kirche hat 2009 das Seligsprechungsverfahren für Stock eröffnet.

Das Franz-Stock-Komitee für Deutschland hat sich 1964 in der Heimatstadt Franz Stocks gebildet, um die vielfältigen Bestrebungen zu bündeln, die sich mit der Person und dem Werk des verstorbenen Gefangenenpriesters verbinden. Weitere Franz-Stock-Vereinigungen haben ihren Sitz in Paris und Chartres. Kontakt: Hauptstr. 11, 59755 Arnsberg, Tel. 02932/22050, info(bei)franz-stock.de, Internet: www.franz-stock.de

Das Libori-Fest in Paderborn, jährlich Ende Juli neun Tage lang gefeiert, ist eines der größten und ältesten Volksfeste in Deutschland. Der Ursprung geht auf das Jahr 836 zurück, in dem die Reliquien des Hl. Liborius von Le Mans (348-397) aus Frankreich in die damals neu gegründete Bischofsstadt Paderborn geholt wurden. Höhepunkte der kirchlichen Feierlichkeiten sind die Erhebung und Aussetzung des goldenen Schreins mit den Reliquien des Hl. Liborius am ersten Libori-Samstag, die Prozession mit dem Schrein durch die Stadt am Sonntag und die Beisetzung des Schreins am Libori-Dienstag. Zum Liborifest lockt eine 1,6 Kilometer lange Kirmesmeile auf dem Liboriberg mit Pottmarkt, Konzerten, Straßenmusik, Kleinkunst und Höhenfeuerwerk. Mehr: www.libori.de


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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