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Augenblick mal
Franz Stock: Von Arnsberg nach Paris

VON: CAROLIN LINKE



Die große Party steigt jetzt am Wochenende: Ein ganzes Land im Ausnahmezustand. Offiziell morgen, am 14. Juli, ist in Frankreich Nationalfeiertag - mit Paraden und großen Feiern überall. Viele haben es im Urlaub schon mal erlebt, viele Orte in NRW pflegen auch eine Städtepartnerschaft. Und eine besondere Beziehung haben sie im Sauerland zum Nachbarn: Sie ist mit einem Menschen aus Arnsberg-Neheim verbunden, den Priester Franz Stock aus dem Erzbistum Paderborn, der in Frankreich besser bekannt ist als bei uns …

Franz Stock, am 21. September 1904 in Neheim als erstes von neun Kindern einer Arbeiterfamilie geboren, schloss sich bereits in seiner Schulzeit dem Bund Neudeutschland und später der Quickbornbewegung an. 1926 nahm er das Studium der Theologie in Paderborn auf. Ostern 1928 ging er für drei Semester nach Paris und studierte am Institut Catholique – als der erste deutsche Theologiestudent in Frankreich seit dem Mittelalter. Am 12. März 1932 wurde Franz Stock durch den Paderborner Erzbischof Dr. Caspar Klein zum Priester geweiht. 1934 trat Franz Stock in Paris seine Stelle als Rektor der deutschen Gemeinde an - bald kam die Hilfe für politische Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei hinzu. Kurz vor Ausbruch des Krieges musste er Paris verlassen, übernahm Vertreterstellen in Dortmund-Bodelschwingh und dann in der Nähe von Magdeburg. 1940 erneut zum Seelsorger der Deutschen in Paris ernannt, begann er mit seiner Tätigkeit in den Pariser Wehrmachtsgefängnissen Fresnes, La Santé und Cherche Midi, wo er die Häftlinge in den Gefängnissen betreute und über 2.000 Erschießungen beiwohnen musste. Die Franzosen gaben Franz Stock die Bezeichnung „L'Aumônier de l'enfer“ („Der Seelsorger der Hölle“) und „L'Archange en enfer“ („Der Erzengel in der Hölle“).

1945 nahm Stock eine neue Aufgabe an: die Gründung eines Priesterseminars im Gefangenenlager Dépôt 501 bei Chartres, das er bis 1947 als Regens leitete. Es ging in die Geschichte unter der Bezeichnung „Stacheldrahtseminar“ ein. Insgesamt 949 Dozenten, Priester, Brüder und Seminaristen aus Deutschland und Österreich waren im Verlauf der zwei Jahre dort. Am 24. Februar 1948 starb Abbé Franz Stock plötzlich, noch keine 44 Jahre alt, in Paris. Nuntius Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., nahm die Einsegnung des Toten vor und sagte dabei: „Abbé Franz Stock - das ist kein Name - das ist ein Programm!“ Der Leichnam des Wegbereiter der deutsch-französischen Freundschaft wurde im Juni 1963 von Paris nach Chartres überführt und am 15./16. Juni in der neu erbauten Kirche Saint Jean Baptiste in Chartres-Rechevres beigesetzt. Zum 60. Todestag Stocks im Februar 2008 ehrten Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sowie Angehörige des französischen Widerstands den Seelsorger an der Gedenkstätte Mont Valerien. Auch Bundeskanzler Helmut Kohl und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac würdigten ihn als Symbol für Versöhnung. Im November 2009 wurde im Erzbistum Paderborn das Seligsprechungsverfahren für Franz Stock eröffnet.

Das Franz-Stock-Komitee für Deutschland hat sich 1964 in der Heimatstadt Franz Stocks gebildet, um die vielfältigen Bestrebungen zu bündeln, die sich mit der Person und dem Werk des verstorbenen Gefangenenpriesters verbinden. Weitere Franz-Stock-Vereinigungen haben ihren Sitz in Paris und Chartres.

Kontakt: Hauptstr. 11, 59755 Arnsberg, Tel. 02932/22050, info(bei)franz-stock.de, Internet: www.franz-stock.de. Downloads: Flyer_Franz Stock und der Weg nach Europa deutsch  [pdf, 1.032,51 Kilobyte].

 


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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