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Augenblick mal
Lampedusa: Armut tötet

VON: CHRISTOF BECKMANN



Die schreckliche Tragödie am Donnerstag hat Spuren auf der Insel hinterlassen: Lampedusa, ein Eiland mit knapp 4.000 Einwohnern, ist der südlichste Punkt der Europäischen Union. Und damit Ziel von „Schiffen“, die diese Bezeichnung kaum verdienen. Völlig überfüllte Kähne, die eigentlich ausgemustert werden müssten, versuchen die Überfahrt zu schaffen – oft genug scheitern sie. Wie jetzt wieder geschehen – und die Retter haben alle Hoffnung aufgegeben. Es ist ein Drama, das sich fast jeden Tag ereignet – dazu ein Kommentar heute in „Augenblick mal“:

Das war nur ein kleiner Bildausschnitt: Gestern - eine Helferin vor blauem Himmel und heult Rotz und Wasser, völlig fertig. Am Hafen werden schwarze Leichensäcke an Land getragen – immer mehr. „Es ist ein Horror“, so die Bürgermeisterin Giusi Nicolini. Ganz Lampedusa ist schockiert. Mindestens 300 Menschen sind diesmal ums Leben gekommen, heißt es, Männer, Frauen und Kinder. Die meisten vom Horn von Afrika, aus kaputten Staaten, von Kriegsherren und Piraten regiert. Schlepperbanden nehmen den Flüchtlingen das letzte Hemd, quetschen sie in Libyen auf marode Seelenverkäufer, Richtung Europa. Zehntausende sind so schon umgekommen – die meisten ertrunken oder verdurstet.

Italien hatte gestern Staatstrauer angeordnet, Papst Franziskus betete in Assisi mit Zehntausenden Pilgern für die Opfer, sprach von einem „Tag der Tränen“. Und war geradezu wütend: „Es ist eine Schande!“ Er verurteilte ein „grausames“ System, das Menschen dazu zwinge, ihre Heimat auf der Suche nach einem besseren Leben zu verlassen. Und forderte von allen eine entschiedene Zusammenarbeit, um ähnliche Tragödien zu verhindern.

Kommentare im Netz machen mich wütend: „Sind doch selbst schuld, was wollen die hier, das Boot ist voll!“, lese ich da. Mal abgesehen davon: Millionen Habenichtse sind auch mal aus unserem Land in alle Welt geflüchtet. Papst Franziskus brachte es gestern auf den Punkt: „Neid, Ausbeutung und Armut töten. Die Seele, die Menschlichkeit. Sie zersetzen, zerstören, sind die Lepra, der Krebs der Welt.“

Christof Beckmann von der Katholischen Kirche für Augenblick mal.

Bild oben: Wikimedia Commons 


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
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