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Augenblick mal
Soldatenseelsorge: Kirche in Konflikten

VON: CHRISTOF BECKMANN / KNA



Seit Tagen laufen schon die Lichterzüge, aber heute ist der offizielle Martinstag: Laternen raus, Licht an und los! – und alle Kinder kennen sie, die Geschichte vom netten Reitersmann, der da mit einem Bettler seinen Mantel teilt, weil es so kalt und nass ist. Wer aber meint: „Alles fromme Geschichten“ und nichts davon ist wahr, ist auf dem Holzweg: Dieser Martin war einer, dem seine Auslandseinsätze auf den Zeiger gingen und dann tatsächlich sein Leben umgekrempelt hat. Auch viele Soldaten heute vertrauen auf die Militärseelsorger der Kirchen …

INFO: Martin von Tours, geboren um 316/17 in Sabaria (heute Szombathely) in Pannonien im heutigen Ungarn, war Soldat, Priester, Einsiedler und Bischof. Er trat als 15-Jähriger in Pavia in die römische Armee ein und gehörte zu einer in Gallien eingesetzten Eliteeinheit. Der Legende nach spielte sich 334 in Amiens jene Szene ab, die alljährlich bei den Martinszügen ihre Wiederholung findet: In einem strengen Winter begegnete er einem armen, unbekleideten Bettler, der um Hilfe bat. Martin teilte mit dem Schwert seinen Mantel und gab dem Frierenden eine Hälfte. In der Nacht sah er im Traum Christus bekleidet mit dem Mantelstück und Martin ließ sich taufen. Er wurde Priester, zog sich als Einsiedler zurück, gründete 361 mit dem Kloster Ligugé das erste Kloster im westlichen Abendland und wurde 371 vom Volk zum Bischof von Tours ausgerufen. Damit verbunden ist die Erzählung, dass Martin sich in einem Gänsestall versteckte, um so diesem Amt zu entgehen. Doch das Geschnatter des Federviehs verriet ihn. Martin, der 397 starb, hinterließ nachhaltigen Eindruck: Frankenkönig Chlodwig erkor ihn nur gut 100 Jahre nach seinem Tod zum „Nationalheiligen“ seines Reiches. Martin ist der erste Heilige der Kirche überhaupt, der kein Märtyrer ist. Er ist Schutzpatron Frankreichs und der Slowakei, Landespatron des Burgenlandes in Österreich, Patron der Bistümer Mainz und Rottenburg-Stuttgart sowie tausendfacher Namensgeber für Kirchen und Klöster weltweit. Katholiken verehren ihn ebenso wie Protestanten, Orthodoxe, Anglikaner und armenische Christen.

Sein Gedenktag, der Martinstag am 11. November, galt früher als Winteranfang und Tag der Zins- und Pachtzahlungen. Zu den fälligen Naturalabgaben gehörte auch die Martinsgans, die als Höhepunkt eines üppigen Festtagsessens verspeist wurde. In Gallien und auch in den Klöstern begann früher mit dem Martinstag die Adventszeit, die damals sechs Wochen dauerte und als Bußzeit mit dem Verzicht auf Fleischspeisen verbunden war. Somit bot sich der Vorabend des Martinstages an, noch einmal richtig zuzulangen und zu feiern: der 11. 11. als Karnevalsbeginn, an dem heutzutage „Prinz Karneval“ proklamiert wird. Erst später setzte sich die römische vierwöchige Adventszeit durch.

Lesetipp: Manfred Becker-Huberti: Der heilige Martin. Leben, Legenden und Bräuche, Greven Verlag Köln, 16,90 Euro.

Militärseelsorge: Rechtliche Basis der Militärseelsorge ist das im Grundgesetz verankerte Recht auf ungestörte Religionsausübung – auch des Soldaten. Darum bietet der Staat den Kirchen die Möglichkeit, Pfarrer zu den Soldaten in die Kaserne zu schicken. Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbneck (Essen) leitet die katholische Militärseelsorge und steht in keinem Dienstverhältnis zum Staat. Auch die Militär- und Standortpfarrer sind nicht Mitglieder der Streitkräfte, sondern werden als Priester ihrer Diözesen für die Militärseelsorge freigestellt, feiern mit den Soldaten Gottesdienste, spenden Sakramente, stehen ihnen auf Wunsch in allen Lebens- und Seelsorgefragen zur Verfügung und gestalten Familienfreizeiten, Besinnungstage und Wallfahrten. Auch Nicht-Christen stehen die Geistlichen zur Verfügung. Militärseelsorge kommt ihrem eigenen Selbstverständnis nach der gemeinsamen Verantwortung von Staat und Kirche für Menschen nach, die auch als Soldat Christ sein und bleiben wollen.

Unsere Gesprächspartner: Der Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, von Papst Benedikt XVI. am 24. Februar 2011 zum Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr ernannt, ist der sechste Militärbischof in der Geschichte der Bundeswehr. Er leitet die Seelsorge unter den zur Deutschen Bundeswehr gehörenden Katholiken. Reinhold Bartmann, Priester der Diözese Regensburg, hat zum 1. November 2013 seinen Dienst als Militärgeneralvikar und Generalvikar des Katholischen Militärbischofs in Berlin angetreten. Kontakt: Katholisches Militärbischofsamt, Am Weidendamm 2, 10117 Berlin, Tel. 030 / 20 61 74 00, kmbapresse(bei)bundeswehr.org, www.militaerseelsorge.bundeswehr.de.


Hier der ganze Beitrag zum Hören:
am1111.wma



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